Kapitel 20

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Luna:

"Wie lange dauert es denn noch? Ich will endlich was sehen!" meckerte ich. Sobald ich aus dem Haus war band mir Matteo mit einem Tuch die Augen zu. Seitdem liefen wir nach keine-Ahnung-wohin. Damit ich nicht alle zwei Schritte fiel hielt der Snob mir von hinten beide Hände und führte mich. "Wir sind gleich da..." raunte er irgendwo an mein Ohr. Das kitzelte ein bisschen. So nah bei Matteo zu sein machte mich ganz hibbelig.

"Ich komm mir ziemlich bescheuert vor blind quer durch Buenos Aires zu laufen..." "Wir laufen aber nicht quer durch Buenos Aires sondern brav die Wege entlang!" scherzte er.
"Haha..." murrte ich. Innerlich jedoch war ich total aufgeregt. "Keine Sorge, du musst dir nicht dumm vorkommen. Ich verspreche dir uns sehen nicht viele Menschen. "

Verwirrt drehte ich mich mit dem Oberkörper zu ihm. Ins Leere fragte ich: "Was heißt das?"
Statt mir zu antworten schob er mich sanft weiter nach vorne. "Komm, jetzt sag doch endlich wohin wir gehen!" "Jetzt sei doch nicht so neugierig!" lachte Matteo. Schnaubend verdrehte ich die Augen, was er ja leider nicht sehen konnte. Dann fühlte ich auf einmal keinen Asphalt mehr unter meinen Füßen, sondern etwas weicheres.

Vielleicht Gras? Da stolperte ich über etwas, vermutlich eine Wurzel, und fiel, doch Matteo konnte mich noch vor einem Sturz bewahren indem er mich auffing. "Entschuldige, ich hätte dich warnen sollen..." meinte er betroffen. "Schon okay, ist ja nichts passiert." "Übrigens darfst du jetzt schauen!" Endlich! Hastig nahm ich das Tuch von den Augen und blinzelte erstmal.

Das plötzliche Licht war ungewohnt. Dann sah ich es. Vor uns lag ein See. Er war so blau wie das Meer. Es gab eine riesige Wiese und einen Steg der ins Wasser führte. Vereinzelt waren Bäume auf der Wiese zu sehen, besonders einer stach hervor. Er war See und Steg am nächsten. Der Stamm war dick und seine Baumkrone bot viel Schatten. Es war keine Spur einer Stadt zu entdecken. Der gesamte Anblick war einfach nur atemberaubend.

"Wow..." hauchte ich. Gefangen von diesem Anblick wollte ich darauf zugehen, allerdings verlor ich wieder das Gleichgewicht und drohte zu fallen. Einzig Matteos Reflexen war es zu verdanken dass ich nicht hart auf dem Boden aufschlug, sondern wortwörtlich in seinen Armen landete. Vor Schreck starrte ich ihn nur stumm an. Wieder setzten mich diese Teddybäraugen außer Gefecht.

Dann löste sich Matteo von meinem Blick und half mir lächelnd auf die Beine. Dann fragte er mich:"Gefällt es dir?" Kurz dachte ich er meinte seine Augen, bis mir einfiel dass der See gemeint war. "Ja, sehr... Es ist wirklich unglaublich hier! Wie hast du diesen Ort entdeckt?" Bei seiner Antwort sah ich Schmerz in seinen Augen aufblitzen.

"Meine Mutter hat uns früher immer mit hierher genommen..." Oh...Ich konnte seinen Schmerz verstehen. Mitfühlend nahm ich seine Hand. Dankbar lächelte er mich an, dann bekam er wieder sein altes Grinsen: "Los, wir wollen hier doch nicht den ganzen Tag rumstehen!" Damit zog er mich zum Baum.

Dort stand ein Korb gefüllt mit Leckereien und eine Decke. "Au das trifft sich gut, ich hab nen wahnsinnigen Hunger!" rief ich aus. Matteo lachte. "Hau rein!" meinte er dann. Das taten wir. Es schmeckte wirklich gut. "Hast du das alles gemacht?" "Naja, so halb. Unsere Köchin hat mir geholfen. " "Cool, ich glaub du könntest bei uns als Küchenhilfe anfangen!" grinste ich.

"Alles klar, ich vergesse die Uni und werde Küchenhilfe!" lachte er. "Oh ja, glaub mir, du kommst damit ganz groß raus!" lachte ich mit.
Als ich satt war legte ich mich ein Stück weiter ins Gras und ließ mich von der Sonne bestrahlen. Das tat gut, mal so ganz unbeobachtet. Sonst fühlte ich mich immer beobachtet und kontrolliert, beispielsweise durch unser Personal, oder in der Schule durch meinen Bruder. Aber hier... hier war ich frei.

Seufzend verschränkte ich die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Dann spürte ich plötzlich einen Schatten über mir. Als ich die Augen öffnen wollte wurde ich gekitzelt. Von niemand anderem als dem Snob.
"Hey! Hör auf!" lachte ich. Doch der Snob dachte gar nicht daran. "Bitte hör auf!" Versuchte ich es nochmal. "Was bekomme ich dafür?" grinste er.  Langsam tat mir der Bauch vor Lachen weh. "Keine Ahnung, was willst du denn?!"

"Sag dass ich der bestaussehenste Nachhilfelehrer der Welt bin!" "Was?!" Wenn er mich nicht eh gerade kitzeln würde hätte ich losgelacht. "Komm, sag es!" "Niemals!" kicherte ich. "Dann büße, Frau Valente!" lachte er weiter und kitzelte mich noch stärker. So sehr dass ich nachgeben musste. "Okay okay! Ich ergebe mich! Du bist der bestaussehenste Nachhilfelehrer der Welt, zufrieden?!"

"Geht doch!" Damit ließ er von mir ab. Augenverdrehend boxte ich ihn gegen den Arm. "Bilde dir jetzt bloß nichts darauf ein!"
"Das mache ich nicht..." sagte er ernst und sah mir tief in die Augen. Wie konnte mich jemand mit seinen Augen nur so verwirren?!
Ohne auf seine Reaktion zu warten stand ich auf und lief den Steg entlang. Am Ende blieb ich stehen und staunte über den Anblick. Blauer Himmel, blaues Wasser dass die Sonnenstrahlen wiederspiegelte und kaum eine Wolke.

Und es war ruhig. Nicht laut wie in einer Stadt, sondern friedlich. Von hinten hörte ich Schritte. Ohne mich umzudrehen fragte ich: "Warst du früher oft hier?" "Ja... Wenn die Schule ausfiel oder wir Ferien hatten kam Mom oft mit mir und Nina hier her. Sie hat mit uns verstecken gespielt, uns schwimmen beigebracht und gelacht. Sogar mein Vater ist manchmal mitgekommen! Hier habe ich die schönsten Tage meines Lebens verbracht..."

Bei der Vorstellung wie Matteo als kleiner Junge vor seiner Mutter wegläuft um sich zu verstecken musste ich lächeln. Da wurde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen indem ich von hinten in den See geschubst wurde.
Mit einem Schrei landete ich im Wasser. Hektisch versuchte ich wieder an die Oberfläche zu kommen und strampelte krampfhaft mit den Beinen.

Irgendwie schaffte ich es nach oben zu kommen. Dort sah ich wie Matteo sich kaputtlachte. "Ma- Matteo! (*hust*) Bist du verrückt geworden?! Ich ka-...(*taucht kurz ab mit dem Kopf*) kann nicht schwimmen!" Panisch strampelte ich weiter. Matteo sah mich nun entgeistert an. "Im Ernst?!" Statt einer Antwort sank ich mit dem Kopf erneut nach unten. Allmählich drohten meine Kräfte mich zu verlassen.

Kurz war mir schwarz vor Augen, dann spürte ich zwei Hände an meiner Taille, die mich nach oben trugen. Als mein Kopf über Wasser war keuchte ich und rang nach Luft. Neben mir hörte ich Matteo, der mich noch immer festhielt und sanft auf mich einredete:"Hey, hey ganz ruhig! Ich bin da. Du kannst nicht sinken, ich halte dich, okay? Fest versprochen!"

Da ich immernoch damit beschäftigt war meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen nickte ich nur und umklammerte seinen Hals mit meinen Armen. Nach ein paar Sekunden ging es mir besser. Meine Atmung war wieder normal, allerdings hatte sich mein Herzschlag nicht beruhigt. Das lag jedoch nicht daran dass ich gerade fast ertrunken wäre. "Geht es dir besser?" fragte der Snob besorgt. "J-ja..." stammelte ich.

Mir war gerade aufgefallen wie nah Matteo und ich uns waren. Da ich nicht schwimmen konnte hatt ich meine Arme immernoch panisch um ihn gelegt, und seine Haände umfassten nach wie vor meine Taille um mich zu stützen. Dadurch waren unsere Gesichter keine drei Zentimeter voneinander entfernt. Unsere Nasen berührten sich fast und ich konnte Matteos warmen Atem auf meiner Haut spüren.

Seine Augen waren so nah dass ich nicht anders konnte als mich darin zu verlieren. Bildete ich mir das nur ein oder kamen wir uns immer näher!? Luna was machst du da? Luna? Luna! Ehe ich mich versah berührten meine Lippen plötzlich seine.

Lutteo - Liebe ich meinen Feind? (Werwolfsstory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt