Kapitel 32

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Luna:

Ich weiß nicht wie lange ich schon gerannt bin, doch allmählich ging mir die Puste aus. Als ich an einer Bank ankam hielt ich an, setzte mich und ließ meinen Tränen freien Lauf. Mama hatte sich umgebracht. Sie hatte Papa betrogen. Ihre beste Freundin hatte sich umgebracht. Lilly Balsano.

Das bedeutete die Clane waren davor gut befreundet. Sind sie deshalb so verfeindet? Waren Beziehungen deshalb so sehr verboten? Dachte Mama etwa ich würde sie dafür hassen?
Ich fühlte mich so mies, so elendig. Alleingelassen. Warum hatte Papa uns die Briefe verheimlicht?

Mittlerweile ich bis auf die Knochen durchnässt. Außer dem prasselnden Regen hörte man nur mein Schluchzen. Beziehungsweise ich hörte nur mein Schluchzen. Außer mir war niemand zu sehen. Bei dem Wetter ging niemand freiwillig raus. "Luna?!"

Mit verweinten Augen sah ich auf. Matteo stand ein paar Meter weiter und sah mich ungläubig an. Ohne ein Wort zu sagen sprang ich auf und warf mich ihm einfach in die Arme. Ich brauchte jetzt jemanden der mich tröstete. Sofort schlossen sich seine Arme um mich, und er fragte besorgt: "Was ist denn passiert? Du bist ja ganz durchnässt!"

Mehr als ein "Du auch..." brachte ich nicht heraus, dann weinte ich einfach weiter und vergrub meinen Kopf in seiner Brust. Er fragte nicht weiter nach sondern hielt mich einfach im Arm und ließ mich weinen. Irgendwann ließen die Tränen nach. "Komm, ich bring dich nach Hause..." meinte Matteo und wollte los, doch ich krallte meine Finger in sein Hemd und wimmerte: "Nein... nicht nach Hause. Bitte nicht..."

Stumm sah er mich an. Er schien zu begreifen dass es mir dort nicht gutgehen würde. Also schlug er vor: "Ich kann dich mit zu mir nehmen, wenn du willst." Nickend wischte ich mir über die Augen. Dann legte Matteo einen Arm um mich und führte mich zu seinem Haus. Bessergesagt zu seiner Villa. Sie war nur ein paar Minuten entfernt. Vermutlich bin ich versehentlich ins Balsanoviertel gelaufen.

Während Matteo aufschloss sah er mich beruhigend an und meinte: "Mein Vater ist nicht da, wir haben also nichts zu befürchten."
Abwesend nickte ich einfach nur. Das Haus war riesig, und in gold, blassgrün und rot gehalten. Mein Freund führte mich ein paar Gänge entlang zu seinem Zimmer. Es war ordentlich, und in rot und grau gehalten.

"Warte hier, ich gehe zu Nina und frage sie nach ein paar Umziehsachen." wies er mich sanft an und verschwand aus dem Zimmer. Ich war immernoch total nass und wollte nichts unnötig durchnässen, also blieb ich stehen und starrte auf die Tür. Nach ein paar Minuten kam Matteo mit Anziehsachen und Handtüchern wieder. "Hier..." überreichte er sie mir.

"Du kannst dich hier umziehen, ich geh ins Bad. Sag Bescheid wenn du fertig bist." erklärte er und öffnete eine andere Tür. Ich begann mich auszuziehen und abzutrocknen. Dann zog ich Ninas Sachen an. BH, Unterhose, T-shirt, Jogginghose. Sie waren nicht so bunt wie meine Klamotten, passten mir aber gut.

"Bin fertig!" rief ich in Richtung Tür. Sofort ging sie auf und Matteo kam heraus. In Boxershorts und Shirt. Er nahm meine Hand und führte mich zum Bett. Dort setzten wir uns so hin, dass Matteo einen Arm um mich legen und ich meinen Kopf auf seiner Schulter ablegen konnte. "Jetzt erzähl mal. Was ist denn los?"

Statt zu antworten biss ich mir auf die Lippe und starrte auf die Bettdecke. Ich wollte es ihm erzählen. Ich wollte getröstet und beschützt werden von ihm. Aber...Lilly war seine Mutter. Wie würde er es aufnehmen, wenn er erfuhr...
"Luna?" fragte Matteo besorgt. Immernoch auf die Bettdecke starrend fragte ich: "Weißt du...was mit deiner Mutter passiert ist?"

Verwundert sah er mich an. Dann wurde auch er schwermütig und meinte: "Nein. Mein Vater redet nicht gerne darüber. Eigentlich hat er dazu gar nichts gesagt... Wieso?" Wieder kamen ein paar Tränen. Irgendwie fühlte ich mich mitverantwortlich für das was damals passiert ist. Ich konnte nichts dagegen tun.

"Würdest du... gerne wissen was los ist?" "Was sollen die Fragen? Ich mach mir wirklich Sorgen um dich, Luna!" Meine zitternde Hand umschloss seine, und ich sah ihm endlich in die Augen. "Ich will dir sagen was passiert ist, aber... i-ich will dich nicht leiden sehen, und schon gar nicht verlieren!" Sanft umschloss er die Hand, mit der ich ihn hielt mit seiner anderen und fragte:"Warum solltest du mich denn verlieren?"

Stumm stand ich auf und zog aus der nassen Hose, die über dem Stuhl hing, den Brief.

Lutteo - Liebe ich meinen Feind? (Werwolfsstory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt