Kapitel 34

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Luna:

Geweckt wurde ich von ein paar Sonnenstrahlen, die mir warm ins Gesicht schienen. Verschlafen blinzelte ich ein paarmal, bevor ich meine Augen öffnete. Zuerst war ich verwirrt, dann fiel mir ein dass ich ja bei Matteo übernachtet hatte. Matteo lag neben mir und hatte einen Arm um mich gelegt.

Er schlief noch tief und fest. Sein friedliches Gesicht zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Langsam hob ich eine Hand an seine Wange und fuhr darüber. Davon wachte er auf und öffnete die Augen. Als er mich sah lächelte er, genauso wie ich. "Guten Morgen Prinzessin!" "Was denn? Keine 'Lieferfee' mehr?" fragte ich lächelnd. "Nur, wenn du es noch willst..." antwortete er. Kurz überlegte ich.

Dann erwiderte ich:"Was wäre ich denn ohne meinen Spitznamen? Aber du darfst ruhig beide verwenden!" Dabei grinste ich wie ein Honigkuchenpferd. "Das mach ich doch gerne..." meinte er und tippte mir dabei mit seinem Finger auf die Nase. Eine Weile blieben wir einfach noch so liegen. Dann stand Matteo auf und half mir ebenfalls auf.

Während er sich aus seinem Kleiderschrank frische Anziehsachen holte bat er mich: "Könntest du Nina wecken während ich mich umziehe?"  Lächelnd nickte ich. "Klar, bin gleich wieder da..." Dann nahm ich mir meine Anziehsachen (die inzwischen trocken waren) und ging in Ninas Zimmer. Vielleicht konnte ich mich bei ihr ja auch schnell umziehen.

Vorsichtig ging ich an ihr Bett und rüttelte ein bisschen an ihrer Schulter. "Nina? Nina, aufstehen..." Murrend öffnete sie ihre Augen. Einen Moment sah sie mich verwirrt an, dann schien ihr wieder einzufallen warum ich hier war. "Hey Luna...was machst du hier?"
"Matteo zieht sich gerade an und ich sollte dich wecken." erklärte ich. "Ähm, sag mal... könnte ich mich bei dir umziehen?"

Freundlich lächelte sie: "Klar, mach ruhig..." Dann hielt sie kurz inne, ehe sie mit einem schelmischen Grinsen fragte: "Hast du gerade gesagt mein Bruder zieht sich AN?! War wohl ne tolle Nacht..." Dabei zwinkerte sie mir zu.
Entsetzt schüttelte ich den Kopf. "Was?!? Nein nein nein. Nichts verwechseln, ja? Wir haben gar nichts..." stotterte ich peinlich berührt.

"Aha..." Ihr Grinsen verriet dass sie mir nicht glaubte. Während unseres Gespräches zogen wir uns an und machten uns frisch. Ich durfte ihre Bürste benutzen um meine Haare einigermaßen in Ordnung zu bringen. Sie standen katastrophal in alle Richtungen ab. Wenn ich mich so im Spiegel sah konnte ich Ninas Deutung schon irgendwo nachvollziehen.

Aber hallo?! Ich war gerade mal 16! Und mit Matteo war ich erst ein paar Wochen zusammen. Nein nein, das hatte noch schön Zeit! Da fiel mir etwas ein. "Hey Nina: Du wolltest mir noch erzählen mit wem du gestern gechattet hast!" "Ach ja..." erinnerte sie sich und wurde dabei ein bisschen rot. "Ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht so genau.
Ich hab ihn auf dem Ball kennengelernt. Wir haben uns super verstanden.

Seitdem chatten wir. Aber mit anderen Namen. Gestern haben wir über ein Familienproblem geredet. Er hat wohl etwas sehr schlimmes über seine Mutter erfahren. Ich habe versucht ihn zu trösten, mehr nicht." gestand sie. Oh nein! "Gaston!!!" rief ich entsetzt aus. Irritiert sah sie mich an. "Was??" Erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund.

"Äh, ach nichts. Tschuldige Nina, aber ich muss jetzt gehen. Danke für alles!"
Dabei nahm ich sie schnell in den Arm und stürmte anschließend aus dem Zimmer. Wie konnte ich Gaston nur vergessen?! Er war mein Bruder. Ihn hatte der Brief sicher genauso getroffen wie mich. Und statt für ihn da zu sein bin ich weggelaufen... Was war ich doch für eine schlechte Schwester!

"Matteo!" rief ich als ich in sein Zimmer stürmte. Dabei rannte ich versehentlich in ihn rein. Bevor ich fiel konnte Matteo mich jedoch noch festhalten. "Wow, nicht so stürmisch. Was ist denn los?" lachte er, bevor er mein ernstes Gesicht sah. "Ich muss sofort nach Hause zu meinem Bruder und ihn unterstützen. Ich war gestern schon weg und will wenigstens heute für ihn da sein. Du weißt schon, wegen..." erklärte ich.

Matteo:

Ernst nickte ich. "Ich bring dich nach Hause." antwortete ich ihr und schob sie sanft zur Tür.
"Was? Aber das geht nicht..." wollte sie protestieren. "Was wenn dich jemand sieht?" Mit einer wegwerfenden Handbewegung meinte ich: "Ach was. Ich bringe dich, keine Widerrede!" Damit war alles gesagt.

Während wir durch das Balsanoviertel gingen gab ich Luna eine Kapuzenjacke. Da es Sonntags war, und zu dem noch sehr früh (also für Wochenendverhältnisse), begegneten wir kaum jemandem. Auch im Valenteviertel schlief der Großteil der Einwohner noch.
Gott sei Dank...

Schon bald kamen wir an ihrem Haus an und mussten uns verabschieden. Ich wollte eigentlich noch nicht dass sie geht, aber sie musste bei ihrem Bruder sein. Und wer wusste wann mein Vater wiederkäme... Zum Abschied nahm meine Freundin mich nochmal in den Arm und lächelte mich dankbar an: "Danke für alles, Snob!"

Ich erwiderte ihr Lächeln: "Für meine Lieferfee doch gerne. Und jetzt geh, wir sehen uns morgen in der Schule!" Kurz winkte sie noch, dann ging sie zur Tür und trat ein. Ich hingegen drehte mich um und lief zurück. Zuhause angekommen wartete Nina bereits auf mich. "Und? Hattet ihr Spaß?" fragte sie mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht.

Das erinnerte mich daran dass ich ihr alles erklären musste. Schweren Herzens schüttelte ich den Kopf. Besorgt ging sie auf mich zu. "Alles in Ordnug?" Als Luna mir den Brief gegeben hatte ist die Nachricht irgendwie an mir abgeprallt. Ich konnte mich auf anderes konzentrieren und die Neuigkeit gut wegstecken.

Jetzt, wo Luna nicht mehr bei mir war, brach alles viel härter auf mich ein. Wie eine schwere Regenwolke, die schon die ganze Zeit über mir hing, aber erst jetzt ihr Wasser auf mich herabprasseln lies. Wieder schüttelte ich traurig den Kopf, dann nahm ich die Hand meiner Schwester und sah ihr ernst in die Augen: "Wir müssen reden..."

Lutteo - Liebe ich meinen Feind? (Werwolfsstory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt