Kapitel 49

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Luna:

Die Welt schien den Atem anzuhalten. Mit Entsetzten betrachtete ich das Bild, das sich mir bot: Das Publikum schwieg. Erschrockene Gesichter starrten auf die Wölfe. Diese bekämpften sich nicht mehr, sondern starrten auf dass, was zwischen ihnen war: Da lag Matteo.

Während unsere Väter aufeinander zusprangen ist Matteo dazwischengegangen. Er wurde verletzt. Nun lag er da. "Matteo!" Ich stürzte zu ihm und strich ihm über das Gesicht. "Matteo, komm schon! Wach auf!" Keine Reaktion. Da sah ich, dass sein Hemd an seiner Hüfte mit Blut durchtränkt wurde. "Neein!" wisperte ich leise. Heiße Tränen liefen mir über das Gesicht.

"Matteo, bitte... geh nicht. Bleib bei mir..." Immernoch zeigte er keine Reaktion. Unsere Väter hatten sich wieder zurückverwandelt und starrten nun schuldbewusst auf den leblosen Körper vor mir. Sie wollten auf uns zukommen, doch ich stand auf und rief: "Weg von ihm!"
Alle sahen mich erschrocken an. Ich begann zu knurren. In mir staute sich unsagbare Wut und Schmerz an. Rauch stieg um mich auf, und ich fühlte, wie ich mich verwandelte.

Ich war so wütend. So wütend und verzweifelt. Wie ein Wachhund knurrte ich jeden an, der versuchte Matteo näher zu kommen. Verängstigt wichen unsere Väter zurück. Mir wurde klar, dass es keinen Zweck hatte alle anzuknurren. Das würde Matteo auch nicht helfen. Also heulte ich auf. Ich ließ allen Schmerz aus mir heraus und legte ihn in mein Geheule. Dabei merkte ich, dass ich meine Menschengestalt wieder annahm.

Nun kniete ich neben ihm. Neben meinem Freund. Tamara, die auch beim Wettbewerb war, hatte längst einen Krankenwagen gerufen. Während dieser Zeit wagte keiner uns näherzutreten. Eine gefühlte Ewigkeit verging. Die ganze Zeit saß ich neben meinem Freund und weinte. Ich meinte mitzubekommen, wie die überflüssigen Menschen weggeschickt wurden, doch ich war mir nicht sicher.

Die Tränen verschleierten meine Sicht, und überhaupt war alles, worauf ich mich konzentrieren konnte, der leblose Körper von Matteo. Warum musste soetwas passieren? Gerade hatten wir uns wieder versöhnt, und dann das... Die Welt war so ungerecht! Warum konnte ich nicht einfach mit Matteo glücklich sein?! Warum musste es diesen dummen Streit geben!?

Irgendwann stieß mich ein Sanitäter an. Um ihm Platz zu schaffen ging ich etwas zur Seite, blieb jedoch bei ihm. Matteo wurde auf eine Trage gelegt und in einen Krankenwagen verfrachtet. Die ganze Zeit hielt ich seine Hand, bis mich eine Frau anwies: "Fräulein, sie müssen den Wagen jetzt verlassen." Mit einem flehenden Blick griff ich nach ihrem Arm.

"Nein...Bitte nicht. Er braucht mich..." Dabei sah ich zu meinem leblosen Freund. Die Sanitäterin schien zu verstehen, wie wichtig mir Matteo war, deshalb meinte sie gutmütig:
"Ich werde sehen, was ich tun kann." Nach einem kurzen Gespräch mit dem Artzt durfte ich tatsächlich mit in den Krankenwagen. Die ganze Zeit über hielt ich seine Hand und redete ihm gut zu.

Die anderen im Wagen sahen mich nur verständnislos an, doch ich ließ mich nicht beirren. Ich wusste einfach, dass er mich hören konnte. Als wir im Krankenhaus ankamen, musste ich Matteo schließlich doch verlassen. Er wurde in einem OP-Raum genäht. Ich hatte alles versucht, doch ich durfte nicht rein.

Sie hatten mich in einen Warteraum gesetzt. Dort saß ich nun. Und Matteo war allein. Wieso konnte ich nicht bei ihm bleiben?! Und wieso dauerte das so lange?! Sie sollten schon längst fertig sein! Da kam jemand durch die Tür. In der Hoffnung es sei der Artzt, stand ich auf. Stattdessen traten Gaston und Nina ein.

Diese war mindestens so aufgelöst wie ich. Sie hatte vom Zuschauerraum wahrscheinlich alles mitansehen können. Wortlos nahmen wir uns in den Arm. Die Umarmung tat uns beiden gut. Auch Gaston umarmte mich mitfühlend. Ich war sehr dankbar, dass er jetzt für mich da war. "Wie geht es ihm?" wollte Nina sofort wissen.

"Er wird...gerade behandelt." erklärte ich. Die Worte genäht oder operiert klangen so furchtbar. "Wie seid ihr hierher gekommen?" fragte ich irgendwann.
Nina antwortete ein wenig verlegen: "Gaston hat mich gefahren." Wie bitte? Auch wenn ich gerade in Sorge um Matteo fast ertrank, fühlte ich einen kleinen Funken Freude bei dem Gedanken, dass Gastina langsam real wurde.

Dieser Funke erlosch jedoch gleich wieder, als ich fragte: "Und wo sind unsere Eltern?" "Sie kommen nach..." beantwortete mein Bruder die Frage. Ich sagte nichts, sondern nickte nur.
Da ging die Tür wieder auf, und der Artzt kam herein. "Sind Sie die Angehörigen von Matteo Balsano?" wollte er wissen. Seine Miene verriet absolut nichts über den Zustand meines Freundes.

Ich sprang auf, und Gaston antwortete: "Ja, die sind wir." "Ich habe hier die Ergebnisse des Patienten..."

Lutteo - Liebe ich meinen Feind? (Werwolfsstory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt