Kapitel 50

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Luna:

"Und? Wie ist sein Zustand?" wollte ich wissen.
"Er hat sehr viel Blut verloren. Außerdem wurde eine lebenswichtige Arterie verletzt. Momentan liegt er im Koma, wir wissen jedoch nicht, ob er wieder aufwacht." Ich saß da. Vielleicht waren es nur ein paar Minuten, vielleicht aber auch Stunden.

Diese Nachricht schockte mich zutiefst. So sehr ich es versuchte, mein Gehirn wollte diese Information nicht verarbeiten. Auch Nina war bestürtzt. Eine Weile lang weinte sie einfach in Gastons Armen. Dann durften wir endlich zu Matteo. Ich ließ Nina den Vortritt, immerhin war sie seine Schwester. Dabei musste ich mich jedoch beherrschen, nicht einfach in sein Zimmer zu stürmen.

Endlich ging die Tür auf, und ich durfte rein. Fast rannte ich schon in sein Zimmer, blieb dann jedoch wie angewurzelt stehen. Matteo lag in einem Bett. An tausend Schläuche gebunden, die zu irgendwelchen Maschinen führten. Und er war blass. Sehr blass. Fast wie ein Vampir. Ihn so zu sehen bereitete mir unglaubliche Schmerzen in der Brust.

Langsam ging ich auf ihn zu. In der Hoffnung, er würde meine umschließen, nahm ich seine Hand. Nichts dergleichen passierte. "Matteo..."
Ich sprach unbewusst leise, als würde er schlafen. "Matteo, hörst du mich?" Nichts. Nicht einmal ein Zucken. Ein großer Kloß bildete sich in meinem Hals, sodass es mir schwerviel zu sprechen.

"Bitte geh nicht, ja? Ich brauche dich doch..." Ein paar Schluchzer entwichen meinem Mund, bevor ich weitersprechen konnte. "Was soll ich denn ohne meinen Snob machen?!" Traurig strich ich über sein Gesicht und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Jetzt nur nicht wieder weinen! "Wir kriegen das hin..." sprach ich uns beiden Mut zu. Dann beugte ich mich zu seinem Ohr und flüsterte:"Ich bleibe bei dir, das verspreche ich."

Ein paar Stunden blieb ich einfach noch an seinem Bett und redete. Was ich redete weiß ich nicht mehr, nur dass es nicht wichtig war.
Matteos Anwesenheit wühlte mich einerseits sehr auf, andererseits war es auch sehr beruhigend zu wissen, dass er die ganze Zeit über lebte, und mich vielleicht sogar hörte.

Zwischendurch kam Gaston ins Zimmer und meinte, dass unser Vater draußen warte. Ich wollte ihn nicht sehen, und bin stattdessen hiergeblieben. Irgendwann nach Mitternacht schlief ich schließlich ein. Den Kopf auf Matteos Matratze, seine Hand in meiner.

Als ich am nächsten Tag aufwachte war es später Vormittag. Neben mir, auf einem kleinen Beistelltisch, bemerkte ich eine Tüte mit Frühstück. Gaston musste sie mir heute Morgen hingelegt haben. Matteos Zustand war unverändert. Meine Gefühle waren in einem regelrechten Chaos. Liebe, Angst,Aufregung, Sorge, Wut. All diese Gefühle sprudelten in mir, und drohten überzulaufen.

Ich beschloss kurz an die frische Luft zu gehen, um mich abzureagieren. Im Warteraum traf ich  Nina und meinen Bruder an. Allerdings saßen sie sich gegenüber und starrten auf ihre Handys, ohne Notiz von dem anderen zu nehmen. Dabei dachte ich sie wären schon weiter!

Beide schienen zu chatten. Ich konnte die Namen auf dem Display nicht entziffern, doch das musste ich gar nicht. Gaston war für mich leicht zu durchschauen: In letzter Zeit gab es nur eine Person, mit der er so viel Kontakt per Handy hatte, und das war Nina. Beziehungsweise sein unbekanntes Mädchen.

Da Nina ebenfalls chattete musste meine Theorie stimmen. Meinen Nerven ging es momentan eh sehr schlecht, doch irgendwie regte es mich auf, dass sie es immernoch nicht fertigbrachten sich zu erkennen. Deshalb rutschte es mir raus bevor ich klar denken konnte. "Meine Güte, REDET DOCH EINFACH DIREKT MITEINANDER!"

Lutteo - Liebe ich meinen Feind? (Werwolfsstory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt