Kapitel 51

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Luna:

Irritiert sahen beide auf. Es war mir gerade völlig egal, dass ich möglicherweise etwas zu direkt war. Ich hatte jetzt schließlich andere Sorgen. "Was?" fragten beide und sahen abwechselnd mich und sich selbst an. Ich stöhnte:"Redet doch einfach persönlich miteinander, nicht übers Internet!"

Das Feingefühl war bei mir nicht aktiv, also sprach ich einfach weiter: "Versteht ihr das nicht? Sie ist dein Mädchen vom Ball. Und Nina: der Junge, von dem du mir erzählt hast: das ist Gaston. Ja, schaut nicht so! Matteo und ich haben euch gegenseitig die Nummern zugeschoben, und ihr habt dann gechattet.

Ich dachte ihr findet das selbst raus, aber offenbar muss man euch alles ins Gesicht schreien, damit ihr es versteht! Tut mir Leid, meine Nerven drehen gerade durch. Besser ich gehe, bevor ich noch etwas anderes falsches sage..." Damit drehte ich mich um, und ließ meine Freunde mit dem neuen Wissen alleine.

Auf dem Flur begegnete ich jedoch noch jemandem: meinem und Matteos Vater. "Wo ist er? Wo ist mein Sohn!" rief Matteos Vater und packte meine Schultern. Erschrocken stieß ich ein "Aaah!" aus. Papa schubste ihn grob von mir weg. "Hör sofort auf meiner Tochter wehzutun! Jemandem Schmerzen zufügen ist wohl das einzige was du kannst, oder?!"

"Nimm das zurück, Valente! Glaubst du, du bist besser?!" giftete Herr Balsano zurück. "Es reicht!" schrie ich dazwischen. Als wären meine Nerven nicht schon strapaziert genug. Die beiden hörten auf zu streiten und sahen mich an. "Merkt ihr nicht, wie ihr mit eurem dämlichen Streit nur Schaden anrichtet?!"

"Das wäre alles nicht passiert wenn er nicht..." begann mein Vater, doch ich unterbrach ihn. "Ihr beide habt Schuld daran. Begreift das endlich und schließt Frieden!" "Aber er..." wollte Herr Balsano wieder anfangen, doch langsam reichte es mir wirklich.

"Dank euch sind die Mütter eurer Kinder tot, Dank euch ist eine riesige Stadt in zwei Hälften geteilt und Dank euch liegt ein unschuldiger Mensch im Krankenhaus und kämpft ums Überleben! HÖRT ENDLICH AUF EUCH WIE ZWEI KLEINE KINDER ZU BENEHMEN!" schrie ich, stieß beide zur Seite und rannte hinaus in den Garten des Krankenhauses.

Dort gab es einen kleinen Teich und eine Bank. Ich setzte mich darauf und seufzte frustriert auf. Dann erst wich meine Wut auf die Welt, und die eigentliche Traurigkeit kam zum Vorschein. Ich war so deprimiert und durcheinander. Meine Gefühle schienen mir in den Hals zu steigen und mich von innen ertränken zu wollen. Ich verbarg mein Gesicht in meinen Händen und ließ wieder ein paar Tränen frei.

Das und die friedliche Stille beruhigten mich ein wenig. Langsam ging es mir tatsächlich besser, und ich kam etwas zur Ruhe. Still betrachtete ich den blauen Himmel, die Sonne, die mich beschien und sich auf der Wasseroberfläche spiegelte und das leise Plätschern des Teichs. Dieses Bild kam mir so falsch vor. Fast wie eine Fata Morgana. Es passte nicht in mein Leben.

Der Anblick war zwar schön, doch er ließ mein Herz kalt. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Matteo. Er hätte mich jetzt beruhigt, mich zum Lachen gebracht und mit mir die Natur genossen. Ob er inzwischen aufgewacht war? Ich beschloss nachzusehen. Ohnehin hatte ich ihm versprochen die ganze Zeit für ihn da zu sein.

Dieses Versprechen wollte und konnte ich nicht brechen, also stand ich auf und lief wieder ins Krankenhaus.

Lutteo - Liebe ich meinen Feind? (Werwolfsstory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt