Kapitel 6

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Ich durchsuchte mein Gehirn nach Erinnerungen mit meinem Vater, während ich mein Müsli in mich hineinstopfte. Ich wüsste nur zu gerne was mein Vater zu verbergen hatte. Ich nannte ihn zwar Dad und Vater, aber das hieß nicht, dass ich ihm traute.

Nachdem ich gestern noch mit Sophia und Tucker über unseren derzeitigen Gast gesprochen hatte war ich ins Bett gegangen, doch davor hatte ich mir noch die Überwachungsvideos von dem Gästehaus angeschaut, doch ich konnte nichts auffälliges finden. Dad lag im Bett und guckte Fernsehen. Mehr gab es nicht. Keine seltsamen Telefongespräche, keine gehetzten, angespannten Gesichtsausdrücke, nichts. Aber das konnte noch werden.

Heute würde ich mit meinen zwei Angestellten ins Lager gehen. Gestern hatte ich mich gedrückt, da ich dachte, die Gefahr erkannt zu werden wäre zu groß, doch als ich mir heute früh die Bilder vor von über zehn Jahren angeschaut hatte, da dachte ich, dass ich niemals erkannt werden würde.

Früher war ich jünger und hatte mehr gelacht und ich lange, gefärbte Haare, heute jedoch hatte ich schulterlanges Haar in blond-braun und ich lockte mir meine Haare immer. Außerdem hatte ich mir einige Tattoos stechen lassen. Früher tat ich es immer, damit ich auf meinem neuen Pass noch ungleicher als auf meinem Echten aussah, jetzt war es Routine, doch es nervte mich. Nervige Routine. Doch es war nun mal so. Außer ich würde es wagen wieder mehr mein früheres Ich zu sein. Dann würde ich mir auch endlich wieder meine Haare auffällig färben. Doch das würde in nächster Zeit nicht geschehen.

„Leute, wir werden heute nochmal in die Halle gehen. Ich werde diesmal mitgehen.", meinte ich an meine Leute gewandt. „Sollten wir etwas wissen?", fragte Sophia. „Ja. Ihr werdet mich ab jetzt Taylor nennen. Oder Tay. Ihr seid die ersten seit zehn Jahren die meinen gefälschten Namen erfahren habt. Also fühlt euch geehrt oder auch nicht, ist mir auch egal. Ihr werdet mich auf keinen Fall Boss nennen. Auch wenn ich euer Boss in Mexico City bin, verstanden? Ich bin hier einfach ein Mexikaner, der Urlaub macht, genauso wie ihr. Ich werde euch die Halle zeigen, wo was ist und wo welche Eingänge sind. Man weiß ja nie. Und dann gehen wir in einer der Hallen trainieren. Und glaubt mir, die Halle ist groß und es gibt mindestens genauso viele Geräte wie hier. Das wird lustig!" Ich grinste alle an. Das würde bestimmt Spaß machen. Natürlich nachdem wir einem Kreuzverhör durchlaufen sind.

„Wir fahren in einer Stunde!" Beschwingt stand ich auf und lief in mein Zimmer, um mich fertig zu machen.

Tucker's Sicht

„Sie ist echt komisch!", sagte ich, sobald unser Boss, Taylor, den Raum verlassen hatte. „Sie ist immer komisch!", meinte Sophia und fuhr fort, „Hallo? Schon aufgefallen was in den letzten 24 Stunden passiert ist? Wir durften ohne sie ins Hauptlager, dann sind wir in ihre Riesenvilla gekommen -wir dürfen nicht in alle Räume- und wir wurden niedergeschlagen und ihr angeblicher Vater ist aufgetaucht." „Und sie hat uns ihren falschen Namen angeboten.", fügte ich hinzu. Die letzten zehn Jahre hatte sie und nicht angeschaut und plötzlich durften wir zu ihr Taylor sagen. Ich frage mich was ihr passiert ist, dass sie jetzt ist wie sie ist. Aber sie hatte eben das erste Mal seit vielen echte Vorfreude gezeigt, die nichts mit krummen Geschäften oder dem Töten von Menschen zu tun hatte.

Cinta's Sicht

Ganz ruhig. Mich würde schon niemand erkennen. Hoffentlich. Wir standen vor dem Haupteingang. Entschlossen packte ich meine Sporttasche fester und meinte: „Folgt mir." Das wird bestimmt witzig. Mit mir an der Spitze ging ich zum Eingang und trat ein, um direkt auf zwei Türsteher zu treffen, die locker fünf Jahre jünger waren als ich. „Was wollt ihr?", fragte der eine mit kaltem Gesichtsausdruck und starrte mich an. „Wir wollen rein was sonst!", antwortete ich mit einem mit einem schiefen Grinsen. „Was wollt ihr genau. Hier?" „Hier in L.A. möchte ich Urlaub machen!" Während sich der eine ein Grinsen verkneifen musste, durchlöcherte mich der andere wütend. „Ich möchte trainieren und ich brauche vielleicht Waffen. Darf ich jetzt mit meinen Freunden rein, mir wird kalt!" „Wieso wird dir kalt? Es ist doch warm, es ist Sommer!", meinte der Typ irritiert. „Es regnet. Und außerdem ist das eine Redewendung!" „Ach so." Der Kerl war auch nicht der Hirntrainierteste. „Kann uns jetzt jemand zum Boss bringen, damit wir endlich trainieren können?" Der, der bisher noch nicht gesprochen hatte griff zum Telefon und telefonierte kurz. „Der Boss hat gerade keine Zeit. Er ist beschäftigt.", sagte er. Bestimmt war er beschäftigt. Hüftübungen sind auch wichtiger als alles andere auf dieser Welt, wie zum Beispiel drei Personen, die in die Halle wollten. „Das tut mir wirklich Leid!" Bedauern war aus meiner Stimme heraus zu hören. Auf die fragenden Gesichter der beiden bekamen beide eine Faust ins Gesicht und somit begann eine kleine Schlägerei. Aber es blieb bei einer kleinen Schlägerei, denn auch, wenn die Rangelei Aufmerksamkeit erlangte, prügelte niemand mit, denn die Zeit hatte niemand, denn es kam jemand herangeeilt. Brav. „Halt!" Doch das war unnötig, denn sobald ich ihn gesehen hatte, hatte ich aufgehört zuzuschlagen. „Was ist hier los?", erkundigte sich derjenige. War das Mean? Ich glaubte nicht, aber hauptsache er hatte einen hohen Rang. „Hi, ich bin Taylor und würde gerne mit meinen Freunden trainieren gehen. Wer sind Sie?", fragte ich höflich. „Ich bin Kean und zeigt mir deine Tattoos. Euch beide da hinten habe ich gestern schon gesehen. Ich bin der Stellvertreter, da der Boss gerade nicht kann." Verächtlich hustete ich. Beschäftigt, dass ich nicht lache. Mit der rothaarigen Hexe von gestern wahrscheinlich. Ich zeigte ihm mein Tattoo. „Viel Spaß hier noch. Ich muss mich um anders kümmern." Damit wand sich Kean von uns ab.

„Na dann. Ihr beide gegen mich?", fragte ich Sophia und Tucker und die beiden nickten. Alleine hatten beide keine Chance gegen mich. Zusammen eine geringe, die auch gegen null tendierte. Wir gingen in einen der Ringe und begannen. Immer mehr kamen zu unserem Ring und beobachteten uns. Ein Grinsen huschte mir über die Lippen. Wie in alten Zeiten! Sophia und Tucker waren recht gut. Ich hatte sie schon in Mexico im Auge, denn die beiden stachen hervor. Und den Teil der Gang, den ich in Mexico City leitete, war eh einer der Besten, denn ich achtete auf ein gutes Training. Sie müssen nicht so gut wie ich sein -das würde eh keiner schaffen- , aber sie mussten sich schon gut verteidigen können und trainiert sein. Ich bekam einige Schläge ab, aber die beiden ließen wie ich nach einer Zeit nach, doch zu zweit kann das einem zum Verhängnis werden. So geschah es, dass sich Sophia und Tucker einmal fast verhedderten in ihren Schlägen und es gelang mir Tucker auf den Boden zu bekommen, sodass er sich nicht mehr bewegte. Jetzt war es einfach für mich, denn Sophia war zurückhaltend gegen höhergestellten Personen, also mir. So lag auch sie recht bald am Boden. Trotzdem hatten sie es geschafft, dass die nächsten Tage mein Körper schmerzen würde. Ich half Sophia hoch und aus dem Ring heraus. Tucker war schon unten. „Will noch jemand?", rief ich ins Publikum und ich konnte sehen, wie ein braunhaariger Typ nach vorne zu mir ging. Alle machten ihm Platz, also musste er gut sein. Und er sah gut aus. Er sah wirklich richtig gut aus. Zu gut. Wirklich sehr attraktiv.

Er kam in den Ring.

Mal schauen was er drauf hatte.

Familiar GangbossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt