„Was machen wir jetzt?", wurde ich bestimmt schon das fünfte Mal gefragt. Wir waren gerade bei Lucas Haus angekommen. Tucker und Sophia waren richtig nervig geworden, nachdem ich ihnen ruhig und sachlich erklärt hatte, dass ich den Attentäter finden und qualvoll töten wollte. Die beiden waren total motiviert, seit ich sie über die Situation, in der ich mich befand, aufgeklärt hatte. Und als sie erfahren hatten, dass jemand meiner Familie wehtun wollte, waren sie eh Feuer und Flamme. Was Familie anging, konnte man die Mexikaner schnell für sich überzeugen. Und dennoch müsste ich sie enttäuschen, denn die beiden würden erstmal gar nichts machen.
„Ihr werdet euch unter anderen Namen verstecken oder ihr fliegt nach Mexiko zurück. Ich werde euch erstmal nur an Computern brauchen. Ich werde mir irgendwie mein Handy besorgen müssen -ich schätze, dass das Mean an sich genommen hat und es ab morgen im Hauptlager liegt- und dann werdet ihr versuchen herauszufinden von wem der Anruf gestammt hat. Und ich werde uns noch Prepaid-Handys besorgen. Ihr werdet alle drei Tage Hotel und Identität wechseln. Und wenn das der Fall ist werdet ihr eure Handys zerstören. Ihr ruft nur an, wenn es etwas Neues gibt, ansonsten will ich nichts von euch hören."
„Aber...-!?!", wollte mich Sophia unterbrechen, doch ich sprach über sie hinweg weiter:
„Ihr werdet jetzt eure Sachen packen und in spätestens einer halben Stunde von hier wegfahren. Nehmt mit was ihr braucht, ihr kommt in nächster Zeit nicht mehr hier her. Ich lege euch eure neuen Pässe auf den Tisch und buche ein Hotelzimmer. Und fragt jeden Tag an der Rezeption nach, ob etwas für euch angekommen ist. Wenn ja, dann heißt das entweder, dass ihr in ein anderes Hotel müsst oder aber das ich Informationen für euch habe. Wenn ihr länger als fünf Tage nichts von mir hört, verschwindet so schnell es geht nach Mexiko. Und jetzt los, beeilt euch!"
Ich wollte mich abwenden und mir den Dreck und die Holzsplitter zu entfernen, doch Tucker fing an zu sprechen und ich hätte ihm am liebsten für diesen kindischen Schmarrn eine geknallt.
„Ich will nicht mit ihr in ein Zimmer! Sie ist ein Mädchen!"
Ungläubig starrten Sophia und ich ihn an. Sophia wahrscheinlich, da sie nicht glauben konnte was er da von sich gegeben hatte und ich sicher aus diesem Grund.
„Sag mal, bist du bescheuert! Das ist für eure Sicherheit! Zu zweit seit ihr schwerer angreifbar!", brüllte ich ihn an. Was sollte man da auch noch sagen!
Noch aufgebrachter drehte ich mich von den beiden weg und lief in mein Zimmer, um zuerst ein Hotelzimmer unter dem neuen Namen der beiden zu buchen und danach die gefälschten Dokumente der beiden mit zwei Glückskeksen auf den Tisch zu legen. Die Glückskekse hatte ich noch vom Chinesen und ich wusste, dass die beiden dieses ekelhafte Zeug liebten.
Dann ging ich duschen und zog mir dort die Holzsplitter, die überall außer an den Stellen, an der meine Lederjacke war, in meiner Haut steckten. Zu meinem Glück blieben mir Splitter, die größer als ein Stift war bis auf einen in meinem Oberschenkel erspart.
Dann zog ich mir gemütliche Sachen an und ging in die Küche, um zu schauen, ob Sophia und Tucker bereits weg waren. Waren sie zu ihrem Glück auch, denn ich hätte sie nicht sonderlich freundlich angewiesen, dass sie sich schleunigst verziehen sollten.
Ich schnappte mir ein Sprite und eine Fanta und steckte jeweils einen Strohhalm hinein und setzte mich vor die Monitore, um meinen Vater zu überwachen und dachte über den heutigen Tag nach.
Wieso hatte dieser Kerl das getan? Ich bezweifelte, dass er uns alle töten wollte. Dafür war die Bombe nicht explosiv genug. Er wollte ein Exempel warum auch immer statuieren und das hatte er auch erfolgreich geschafft. Aber ich würde ihn leiden lassen. Niemand wagte es mir und meiner Familie Leid anzutun. Und erst recht nicht Salomon. Sie konnte keiner Spinne etwas antun! Sie war ein herzensguter Mensch und dennoch hatte sie jemand angegriffen und das an dem Tag, welcher der Glücklichste ihres Lebens sein sollte! Und was war jetzt? Jetzt wusste man wahrscheinlich nicht einmal, ob sie überleben würde. Und dann war da auch noch Finn und Mean und der Rest der Festgesellschaft. Hoffentlich gab es keine Toten, denn dann würde das alles noch komplizierter werden. Ich wollte bloß herkommen, um Sals Hochzeit nicht zu verpassen und jetzt?
Es stimmt, ich brachte Chaos. L.A. war nicht gut für mein Karma. In Mexiko war ich vielleicht zweimal oder dreimal in eine kritische Situation gelangt, aber nie war es so verdammt persönlich! Aber wenn jemand Krieg wollte, dann konnte derjenige diesen auch haben.
Nachdem ich das Fanta und das Sprite getrunken hatte, ich gerafft hatte, dass mein Vater gar nicht im Haus war und ich ihn deshalb nicht auf dem Bildschirm entdecken konnte und mir von dem vielen Zucker und der Kohlensäure schlecht war, stand ich auf und schmiss mich auf mein Bett. Ich war trotz des Zuckers nur müde und wollte schlafen. Meine Probleme hatte ich morgen auch noch, also konnte ich sie jetzt ganz sicher getrost erstmal ignorieren und aufschieben. Und wenn Salomon noch am Leben war, dann wäre es morgen sicherer, ob sie durchkommt oder doch noch sterben würde. Und wenn sie schon tot war, dann wollte ich es nicht mehr heute wissen, denn sonst konnte ich für gar nichts mehr garantieren. Dann konnte man schauen wo die Bevölkerung L.A.'s verschwunden ist.
Genervt stöhnte ich. Es war unangenehm auf lauter kleinen Krusten zu liegen. Außerdem waren meine Haare noch nass und mein Kopfkissen mittlerweile auch. Also drehte ich mich und mein Kopfkissen. Zwanzig Minuten später stöhnte ich wieder genervt. Es war immer noch nervig auf Krusten zu liegen und mein Kopfkissen war nun von allen Seiten nass. Jetzt wären Sophia und Tucker ganz praktisch. Die zwei hätten mir ein neues Kopfkissen und einen Föhn bringen können. Aber nein, irgendein Depp hatte sich gedacht, er müsse eine Torte in die Luft sprengen. Ich könnte dieses Arschloch umbringen! Ach halt, dass würde ich bald ja auch machen! Ganz vergessen!
Mit geschlossenen Augen ging ich ins anliegende Bad und stieß auf dem Weg dorthin schön feste mit meiner Zehe an dem Türrahmen an. Ich schnappte mir den Föhn und beschloss, dass ich die Nacht auch ohne Kopfkissen überstehen könnte. Ich müsste nämlich die Türe aufmachen und in ein anderes Zimmer gehen und dann mir ein Kissen nehmen und dann wieder zurückgehen. Ich musste mir meine Energie aufheben. Nachdem ich mir meine Haare geföhnt hatte ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen und schmiss das ecklig nasse Kopfkissen aus meinem Bett. Ich war immer noch müde, sodass mir meine Augen gleich zufallen wollten. Und das würden sie auch gleich.
Ich gab es auf. Mission ‚Sich einreden müde zu sein, damit man nicht gleich irgendetwas Dummes aus Wut machen würde' hatte fehlgeschlagen. Das bemerkte ich, als ich auf irgendeinen Idioten einschlug und mir sein Blutgeruch in die Nase stieg.
Da hatte ich mir so lange eingeredet müde zu sein und mir extra meine Haare geföhnt, damit ich besser einschlafen konnte. Und jetzt?
Jetzt schlug ich nicht gerade sanft auf einen Kerl ein, sondern musste mir nachher auch nochmal meine Haare waschen, da ich mir mit meiner blutigen Hand durch die Haare gestrichen hatte. Konnte aber auch an der Platzwunde liegen, an der mein Gegner Schuld war.
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Familiar Gangboss
Teen FictionCinta, auch genannt Taylor, kehrt nach Amerika zurück. Damit werden sowohl Familie, als auch alte Freunde und neue Feinde auf sie aufmerksam. Nur dieses Mal ist alles persönlicher. Denn niemand tut ihrer Familie Leid an, ohne es bitter zu bereuern...