Kapitel 12

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Als es Zeit wurde aufzustehen, rollte ich mich aus dem Bett, um schmerzhaft auf meiner Glasflasche zu landen, die sich schmerzhaft und erbarmungslos in meinen Magen rammte. Wütend griff  ich nach der Flasche und schmiss sie zu meiner Zimmertüre an der sie dann zerbarst. Selbst Schuld.
Stöhnend stand ich auf und zog mir Motorradkleidung an und steckte Geld und Waffen ein. Hoffentlich war es wieder ein No-Rules Rennen, denn irgendwelche Idioten hatten vor ein paar Jahren beschlossen, dass man öfters Rennen mit Regeln machen sollte. Wofür war es dann noch illegal? Eben, ergibt keinen Sinn.
Nach einem Abstecher in die Küche ging es weiter zur Garage und ich holte mein Bike hervor. Ich will nicht prahlen, aber es ist einfach das beste, dass es derzeit noch nicht einmal auf dem Markt zu kaufe gibt. Ich setzte mir meinen Helm auf und stieg auf. Früher hatte ich nie einen Helm getragen, doch mittlerweile war mir mein Leben wichtig geworden und deshalb wollte ich kein unnötiges Risiko auf mich nehmen. Nein, das Risiko wäre das Spannende gewesen.
Ganz allein die Kameras, die sich innerhalb der letzten Jahre drastisch vermehrt hatten, hatte ich es verdanken, dass ich mit einem Helm mit verspiegeltem Sichtschutz trage. Aber ich muss zugeben, dass es das Image Mysteriöse-Frau-auf-hammergeilem-Bike noch verstärkt.
Nach einer Weile hatte ich mein Ziel erreicht und wie schon erwartet, lagen auf mir sehr viele Blicke, doch ich beschloss den Helm auf zu lassen.
Ein Kerl kam auf mich zu und sprach mich an:
“Wenn du beim Rennen mitmachst, dann brauch ich zehn Riesen.“
Oh ja, dass war ein richtiges Rennen bei dem man auch etwas gewinnen konnte und es auch erzählen konnte.
Ich drückte ihm das Geld in die Hand und er meinte noch: “Fahr da rüber wo die anderen stehen, es geht in fünf Minuten los. Ach und keine Schusswaffen und auch keine Messer. Verstanden?“ Brav nickte ich und ging wieder zu meinem Bike, um das ein paar der Zuschauer standen, die alles mit beobachten wollten. Schaulustige eben. Aber mein Motorrad war einfach das Geilste!
“Aus dem Weg!“ Grob schubste ich die versammelte Menge zur Seite, um zu meinem Bike zu kommen und ignorierte die Blicke und stieg auf und fuhr zu besagter Stelle an der sich bereits dreizehn Motorräder reihten. Ich bemerkte die teils bewundernden Blicke auf meinem Bike und auch neidische.
Ich lächelte sie überlegen an:
“Nach dem Rennen wisst ihr was genau ich und mein Baby draufhaben, also spart euch das Staunen für später. Oder nein, bewundert uns jetzt wer weiß, ob ihr nach dem Rennen noch lebt!“ Böse grinste ich und wollte mich abwenden, als mich die Stimme einer der Fahrer aufhielt: “Du weißt ja bestimmt, dass keine Messer und Schusswaffen erlaubt sind!“
Ich zog eine Augenbraue hoch und antwortete kühl: “Es gibt noch andere Dinge, die einen umbringen. Kleine Granaten oder explosive Dinge sind nicht verboten!“
Spöttisch grinsend meinte mein Gesprächspartner: “Weil du Möchtegern-Badgirl auch 'explosive Dinge' bei dir trägst!“
Der Spott in seiner Stimme machte mich stinksauer, allerdings wurde ich bei dem Gedanken ihn nachher in die Luft zu jagen ruhiger.
Ich lachte kurz auf und wand mich dann von ihm ab. Er würde noch merken was für ein “Badgirl“ ich doch war.
Schauen was für eine große Klappe er dann noch haben würde.

“Okay, ihr seid 14 Leute. Es gibt fast keine Regeln außer das keine Messer und Schusswaffen benutzt werden dürfen. Sonst enden alle zermatscht auf der Straße und gleichzeitig sterben Passanten. Die Polizei wird sonst noch wachsamer was wir nicht wollen. Ihr solltet wissen vor ein paar Jahren war es nicht so einfach wie es jetzt wieder ist ein Rennen zu veranstalten. Über drei Jahre lauerte die Polizei auf einen. Und das alles hatten wir einem Mädchen zu verdanken.
Also, die Ziele werden euch gerade eingegeben und solange ihr die Route nicht abbrecht haben wir euch per Ortung auf dem Schirm. Na dann, wenn alle fertig sind kann es losgehen.“
Es gefiel mir, dass man sich nach so vielen Jahren an mich erinnern konnte, doch ich musste mich nun ganz auf das Rennen konzentrieren.
“3...“, ich umfasste die Griffe meines Motorrads, “2...“, ich blickte auf das Navi und prägte mir den ersten Teil der Route so gut ein, wie es in der einen Sekunde ging, “1...“, ich atmete nochmal tief ein und dann ertönte das “Los!“ und ich fuhr wie die meisten anderen mit quietschenden Reifen, einen Abdruck hinterlassend los.
Die Strecke war nicht lange. Vielleicht eine Stunde.
Die erste halbe Stunde teilte sich die gute Hälfte von der Schlechten und schon waren nur noch neun Bikes auf den Straßen von L.A.
Die nächste Viertelstunde trennten sich die besten nochmals und es waren nur noch sieben Räder, die ich fertig machen müsste.
Mein Navigationsgerät zeigte mir wie vermutet an, dass ich nur noch ungefähr 15 Minuten fahren würde, allerdings war mein Bike noch nicht auf Höchstleistung und sicher das der anderen auch nicht. Ich will nicht prahlen, aber ein schnelleres Bike als meins mit über 350km/h gab es nicht, allerdings​ wäre nicht einmal ich so lebensmüde und würde mit Höchstgeschwindigkeit fahren, denn auch meine Reaktionen konnten nicht alles wahrnehmen.
Langsam wurde es spannend. Nur noch zehn Minuten, dann wäre Schluss und wir waren noch zu fünft und ich war nicht ganz vorne.
Ich war bisher die letzte.
Es wurde Zeit nach meinen Regeln zu spielen. Der, der mich vorhin blöd angemacht hatte fuhr an der Spitze, aber er würde noch leiden.
Ich holte eine Handgranate hervor und zog den Schlüssel und hängte sie unauffällig an das Motorrads meines Vorfahrers und ließ mich stark zurückfallen. Die Granate war eine sehr starke Abschwächung der C13. Sehr starke Abschwächung. Es gab einen lauten Knall und das Motorrad flog mitsamt seines Fahrers in die Luft und fast hätte mich ein Reifen erwischt.
Fast. Geschockt schauten sich meine Gegner um und danach zu mir, während ich nur schief grinste und ihnen süffisant wank.
Am geschocktesten war wohl der Arsch von vorher, der mich als Fake-Badgirl dargestellt hatte.
Und ich versuche nicht ein Badgirl zu sein, denn ich bin ein Gangboss. Das Böse in Person würden viele sagen. Eine Verkörperung des Bösen, eine Art Teufel. Ich musste schmunzeln. Wenn die Leute wüssten was ein Gangboss machte, wenn er nichts zu tun hatte. Zum Beispiel den neuesten Klatsch lesen, Auto oder Motorrad fahren, Chips essen und für mich tanzen. Aber ich mag es als das Böse angesehen zu werden. So sparte ich es mir Menschen von mir wegzustoßen.
Ich konzentrierte mich wieder ganz auf das Rennen und als ich es schaffte den nächsten, der vor mir war so zu schneiden, dass er bei dem Versuch mich nicht zu schneiden, umkippte und nun schlitternd langsamer wurde und irgendwann stehen blieb. Ruhe er in Frieden! Aber vielleicht lebte er noch. Ich sollte ihm einen Scheck zuschicken falls er überlebt hatte. Schließlich wollte er mich nicht in einen Unfall verwickeln und hatte deshalb einen Unfall gebaut. Wenn er es überlebt hatte, dann würde ich ihm einen Koffer voll Geld persönlich vorbeibringen. Und er dürfte mich vielleicht einmal schlagen. Seit wann war ich so nett geworden?
Ich gab mehr Gas und fuhr zur Nummer zwei auf. Als ich aber sah wie jung der Kerl noch war stockte ich vielleicht eine Millisekunde und fuhr dann einfach an ihm vorbei. Er war eh recht weit weg von der Nummer eins. Er sollte sich in nächster Zukunft andere Hobbys suchen.
Voller Vorfreude erhöhte ich mein Tempo noch einmal und zog noch eine Granate heraus. Als ich den Stift zog konnte ich sehen, wie panisch er war und welche Angst er hatte, doch mit ihm hatte ich kein Mitleid. Ich sollte mit niemandem Mitleid haben und dennoch hatte ich einen verschont und der andere sollte theoretisch auch nicht schlimm verletzt sein. Ein, zwei amputierte Körperteile mehr oder weniger würden ihm nicht unbedingt schaden und wenn doch hätte er noch den Geldkoffer, wenn ich die Zeit dazu hätte am Krankenhaus vorbeizufahren.
Ich warf ihm die Granate zu und er versuchte ihr auszuweichen was ihm zwar gelang, aber da er für ihn zu nah an mich heranfuhr schubste ich ihn vom Motorrad und drückte nochmals auf's Gas. Hinter mir hörte ich noch einen lauten Knall doch ich blickte mich nicht um. Blieb nur zu hoffen, dass der Jüngling nicht in die Explosion gefahren war, sonst wäre es unnötig gewesen ihn nicht direkt zu töten.
Klingt kaltherzig, aber das war ich auch. So ziemlich zumindest.
Am Ziel angekommen fuhr ich direkt zum Preisverleiher, der mir das Geld ohne ein Wort in die Hand drückte und dann brauste ich weg, denn man weiß nie wer nicht etwas gegen meine Methoden hatte. Aber was kann ich dafür, wenn nur Möchtegerngangster bei solchen Rennen mitmachten und mit ihrem Null Hirn nicht auf die Idee kamen die Regeln zu umgehe???
Nicht meine Sache.
Auf einem Parkplatz von einer Pizzeria, die am Straßenrand ihr Geschäft machte, blieb ich kurz stehen und verpackte das Geld und warf dann einen Blick auf die Uhr und sah, dass mir Sophia vor über einer Stunde eine Nachricht hinterlassen hatte.
“Sind am Ziel. Legen außen los!“
Das sollte heißen, dass sie ungefähr jetzt ins Haus gehen sollten.

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Vorschläge für den weiteren Verlauf?

Crys💙

Familiar GangbossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt