Kapitel 39

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„Er hatte Recht. Ziemlich viele Todesfälle in letzter Zeit. Und alle schienen sich gekannt zu haben. Alle waren in dem Alter meiner Eltern", stellte ich fest. Zwar hatte das Mr. Louis -so hieß der Mann-, das schon gesagt, doch eigene Nachforschungen waren immer besser, als nur auf das zu setzen was ein Fremder behauptete.

„Hatte er wohl. Und jetzt?" So eine Frage konnte auch nur von Mean kommen. Ich hatte ihn gnädigerweise wieder in meinem Wagen mitgenommen und nun saßen wir in seinem Büro im Hauptquartier. Mit ein wenig Hirn hätte er die Antwort auf so eine Frage gewusst.

„Du wirst dich mit ihm zusammentun. Ich nehme das Ganze persönlich. Und du solltest das auch. Allein wegen Salomon. Aber natürlich auch, da fast alle aus unserer Gang sind. Und auch wenn sie in einer anderen Stadt gelebt haben ist es egal. Das waren welche von uns. Und wahrscheinlich auch Freunde von Salomon. Und die haben Leyla. Und vielleicht Kean. Außer er hat die ganze Zeit für die anderen gearbeitet", antwortete ich und konnte sehen wie Mean auf der Stelle wütend wurde.

„Was soll den das wieder heißen? Kean würde niemals freiwillig zu unseren Feinden gehen! Und du weißt doch nicht einmal wo er ist!", fuhr er mich an.

„Ich weiß, dass er seit der Explosion wie vom Erdboden verschwunden ist. Und deshalb gibt es genau eine Möglichkeit: Er ist bei unseren Feinden und trinkt in diesem Moment einen mit seinen Leuten oder aber er ist bei unseren Feinden und ertrinkt im Moment gerade. Metaphorisch gesprochen selbstverständlich. Und was ich persönlich glaube ist in diesem Fall irrelevant!", meckerte ich zurück. Der sollte doch seine Klappe halten! Ich hatte mit keinem Wort erwähnt, dass ich Kean für den Bösen hielt. Höchstens angedeutet, aber das war doch eine ganz andere Sache. Es bestand nun mal die Möglichkeit, dass Kean nicht der war für den Mean oder ich ihn hielten.

Mean sagte nichts merh dazu, doch man konnte ihm vom Gesicht ablesen, dass er nicht meiner Meinung war. Musste er auch nicht. Er sollte nur nach meiner Pfeife tanzen was er dazu zu sagen hatte war mir egal.

„Ich werde dem Louis dann wohl morgen einen Besuch abstatten", stieß Mean genervt hervor.

„Und ich werde morgen ausschlafen. Und nachdenken. Ich werde versuchen andere Freunde von Mr. Louis und Salomon zu finden und vielleicht das Puzzleteil zu entdecken, dass uns fehlt!", seufzte ich und Mean zog seine Augenbrauen hoch.

„Wollen wir tauschen?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. Er sollte das schön alleine regeln, dafür war er schließlich Anführer der Black Head in L.A. . Und ich wollte ausschlafen.

Das mit dem Ausschlafen wurde nichts. Tucker hatte mich nämlich in aller Mordsfrühe geweckt und panisch herumgeschrien, dass Sophia immer noch nicht da war und nicht ans Telefon ging. Wie sich herausstellte ging Sophia nur nicht ans Telefon, wenn Tuck anrief. „Ihr geht's gut!", knurrte ich Tuck an, nachdem ich aufgelegt hatte. „Sie schläft nur bei jemanden anderen. Und jetzt raus hier!" Ich drückte mein Gesicht auf mein Kissen und hörte wie sich nach einer Weile meine Zimmertür schloss. Wieso nochmal hatte ich sie in mein neu gemietetes Haus gelassen? Im Nebenzimmer hörte ich wie etwas zu Bruch ging. Diese Vollidioten sollten ihre dämlichen Beziehungsprobleme unter Kontrolle bekommen!

Übermüdet setzte ich mich auf den Küchentresen und schnappte Tuck sein Essen weg. Dieser strafte mich mit einem bösen Blick, welcher ihm verging, als ich ihn mit einem noch böseren strafte. Dann konzentrierten wir uns beide auf unser Essen und ignorierten den jeweils anderen. Zumindest ich tat das. Was Tucker machte, wusste ich nicht.

„Tut mir Leid, Boss", hörte ich ihn nach einer Weile murmeln.

„Du kannst froh sein, dass ich im Moment keine Lust habe meine Faust nach die auszustrecken! Aber bleib die nächsten Tage mindestens eine Armlänge entfernt von mir!", warnte ich ihn und nahm mir die Semmel, die sich Tucker gerade gestrichen hatte. Diesmal blieb der böse Blick aus.

„Bin wieder da!", durchbrach Sophias Stimme die angenehme Stille und kurz darauf rauschte eine blendend gelaunte Sophia in die Küche. „Wie geht's euch, meine Lieben?", begrüßte sie uns überschwänglich und grinste uns breit an.

Ich grummelte nur und Tucker sagte gar nichts.

„Die letzte Nacht war der Hammer. Ich sag's euch; diese Bauchmuskeln! Und diese Beweglichkeit!", erzählte Sophia und ich war drauf und dran sie anzubrüllen, dass sie die Klappe halten sollte, doch das nahm mir Tucker freundlicherweise ab.

„Es interessiert hier am Tisch keinen was du und deine Macker treiben. Also halt den Mund oder soll ich anfangen über meine Weiber zu reden?", zickte er sie an und ich lehnte mich zurück. Jetzt konnte es spannend werden.

„Sag mir nicht was ich zu tun habe! Nur weil auf mich auch Typen springen! Bist du etwa eifersüchtig?", meinte Sophia und grinste.

„Ich bin doch nicht eifersüchtig! Jede Frau ist mir verfallen, da muss ich nicht eifersüchtig sein! Aber ich habe mal eine Frage: War der Typ blind? Das würde erklären, wieso er Interesse gezeigt hat!" Nun grinste Tucker fies.

„Okay, gut. Reicht auch wieder. Ihr zwei werdet jetzt zusammenarbeiten und mir ein Puzzleteil suchen. Tucker, du erzählst Sophia was ich dir erzählt habe und dann werdet ihr das zusammen machen. Und wehe ich sehe Tränen fließen oder irgendwen herumschreien!", bestimmte ich und scheuchte Sophia und Tucker aus der Küche.

„Wir haben Mr.Louis und seine Gang durchgecheckt. Ich habe nichts Auffälliges gefunden. Geboren-", Tucker wurde von Sophia unterbrochen; die zwei waren wohl immer noch wütend aufeinander. „Geboren in Miami, dann dort aufgewachsen, nach dem Studium wieder nach Miami zurück. Drei Jahre später hat er geheiratet, seine Frau verstarb nach zwei Jahren. Angeblich ein Unfall. Dann zog er um nach L.A. In einen Stadtteil wo die Gangs noch nicht das Sagen hatten". In einer Atempause von Sophia ergriff natürlich sofort Tucker die Chance und sprach weiter: „Die Gang haben wir auch gefunden. Sie hat fast nichts Illegales gemacht. Sie hat der Polizei nicht oft Ärger gemacht. Das kann man aber nicht behaupten, wenn man sich die anderen Gangs dort ansieht. Sie machen den anderen Gangs gewaltig Ärger und mittlerweile ziemliche Konkurrenz. Sie brechen in die Gebäude ein, die von den anderen Gangs belegt oder bewohnt sind und stehlen die Sachen von denen. Mr. Louis und seine Gang sind komplett sauber!"

„Na toll!", meinte ich und zwei fragende Gesichter blickten mich an.

„Ich hatte gehofft, dass wir weiterkommen. Ich will jemanden büßen sehen. Dafür, dass Salomon noch fast eine Woche im Krankenhaus liegen muss. Und diese ganze Sache zieht sich für meine Verhältnisse zu lange hin!" Am Ende wurde ich lauter und schlug auf das Regal an das ich mich die ganze Zeit gelehnt hatte. Es konnte langsam nicht mehr sein, dass wir immer auf der selben Stelle herumtraten!

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Teil 4 der Lesenacht!

Heißt es bei euch Brötchen oder Semmel?

Familiar GangbossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt