Kapitel 32

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Warten gehörte nicht zu meinen Stärken.
Also hatte ich mir einen Arztkittel geschnappt und ihn mir übergezogen. Es würde hoffentlich niemand auf mich achten. Sonst wäre es blöd, denn im Moment hieß ich Dr. McLean und war männlich und mitte vierzig.
Ich betrat das Zimmer von Salomon. Zum Glück waren keine Freunde oder Verwandten bei Salomon. Diese hatten nämlich Halsey und ihre Leute freundlich gebeten, ihnen noch mehr Fragen zu beantworten. Mir blieben nur wenige Minuten, bevor ich wieder verschwunden sein musste.
Salomon sah besser aus als erwartet. Sie hatte ein Zimmer für sich. Beides lag wohl an dem Ring, welchen ich ihr gegeben hatte. Ein Ring, der Türen öffnete. Der Ring war ein Unikat, doch leider musste ich ihn Salomon wieder wegnahemen. Das sich an ihrer exklusiven Behandlung etwas ändern würde, war unwahrscheinlich.
Ich griff nach Salomons Akte und fing an zu lesen. Sie lag über eine Woche im Koma und war erst vor zwei Tagen aufgewacht. Zudem hatte sie eine Gehirnblutung erlitten, mehrere Prellungen und Brüche.
Ich hätte diese Akte nicht lesen sollen. Ich platzte fast vor Wut. Ich sollte mich beeilen den Schuldigen zu finden. Ich wollte Blut sehen!
Aber zunächst musste ich meinen Ring wiederbekommen. Er war die einzige Möglichkeit, dass sich die Gang aus L.A. unter der Führung von Mean mir unterstellte und ihren Anführer fallen ließen. Denn mein verdammtes Führertattoo hatte mir jemand mit einem Messer bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten!!! Wenn ich Mean in die Finger bekommen würde, dann würde ich ihn fertig machen bis er sich heulend vor mir niederknien und um Gnade betteln würde. Aber das würde verschoben werden , denn auf meiner Liste auf welcher keiner stehen wollte, war ein Unbekannter auf Platz Nummer 1.
Wo war denn dieser Ring? Er war nicht an ihrem Finger, Also wo war er?!?
"Suchst du den hier?" Ich brauchte eine Sekunde bis ich die schwache Stimme zugeordnet hatte und starrte dann Salomon erschrocken an. So war das nicht geplant. Sie sollte nicht aufwachen.
Als ich mich gefasst hatte huschte mein Blick zu dem Ring, welchen sie mit einem Band um ihren Hals befestigt hatte.
"Der hat mir geholfen. Aber wieso hast du ihn mir gegeben?", fragte sie mich neugierig.
"Weil du ihn in dem Moment mehr gebraucht hast als ich. Das hat sich jetzt geändert. Jetzt brauche ich diesen Ring!" Zum Ende wurde ich unbeabsichtigt lauter.
"Wie früher"
"Was?", entfuhr mir unsicher. Ich hatte mir diese zwei Worte nur eingebildet, oder?
"Nichts. Dann nimm mal deinen Ring. Ein schönes Muster. Mein Sohn hat so ein ähnliches Tattoo". Forschend blickte sie mich an und ihr Blick durchdrang mich unangenehm, doch ich ließ es mir nicht anmerken.
Salomon nahm sich mit sichtlicher Mühe die Kette vom Hals und fädelte dann den Ring von der Kette ab.
Dann ließ sie ihn mir in meine offene Hand fallen und lächelte mich an: "Bau keinen Mist, verstanden?"
Wie früher nickte ich automatisch und meinte: "Nicht mehr als sonst auch!"
Vor dem Hotel trafen wir und wieder.
"Und was hast du jetzt umbedingt gebraucht?", fragte Chris neugierig und ich deutete auf meinen Finger.
Thompson schenkte mir einen absolut genervten Blick: "Du willst mich wohl auf den Arm nehmen. Wir haben dir geholfen deinen Ring zu holen?"
"Meinen Glücksring!", fügte ich ernst hinzu und konnte mir kaum ein Lachen verkneifen. Wie dumm konnte man sein? Er hatte mir das abgenommen! Das erkannte man an dem Gesichtsausdruck.
Während er mich immer noch mit seinen Augen ungläubig durchbohrte, ging ich zu meinem Auto. Ich hörte wie Halsey Thompson aufklärte und dieser darauf laut schnaubte. Er hatte wohl keinen Sinn für Humor. "Wir sehen uns dann morgen vor der Halle! Pünktlich um neun Uhr!", rief ich ihnen aus meinem Wagen zu, während ich an ihnen vorbeifuhr und ihnen zuwunk. Morgen würde ein witziger Tag werden. Besonders wenn sie Mean sehen würden. Ich konnte es nicht glauben, dass die drei noch nicht bemerkt hatten, dass Mean in einer Gang war und sogar Anführer. Das Halsey noch nicht gesehen hatte wer mich fast umgebracht hatte. Aber es war auch dunkel dort in der Zelle, das musste ich zugeben. Morgen würden die drei Musketiere merken, dass sie total falsch informiert waren. Aber zuerst musste ich mir mein Handy besorgen.

Ich klopfte an das Hotelzimmer und kurz darauf wurde mir geöffnet, doch vor mir stand weder Tucker noch Sophia.

"Wer sind Sie?", fragte ich unfreundlich.

"Sie müssen dann wohl Taylor sein. Warten sie kurz!", meinte die Frau, welche mir die Tür geöffnet hatte und verschwand in ihrem Zimmer. Was war denn das jetzt? Und woher wusste die Frau, wer ich war?

"Das soll ich Ihnen geben. Einen schönen Tag noch!"

Und schon stand ich vor einer geschlossenen Tür und brauchte einen Moment um mich wieder zu sammeln. Was war das denn gewesen? Ich entfernte mich einige Schritte und öffnete den Umschlag, den mir die Dame eben noch in die Hand gedrückt hatte. Wenige Minuten später saß ich im Auto und fuhr zu einer anderen Hoteladresse. Die beiden waren wirklich schlau. Und hatten gar nicht gedacht, dass ich tot war und Drama geschoben. Die zwei wurden mir langsam sympathisch.

"Wie kann ich Ihnen behilflich sein?". Die Frau an der Rezeption lächelte mich freundlich an und wartete auf meine Antwort. 

"Ich suche...eine Frau und einen Mann", entschuldigend lächelte ich die Dame an und versuchte meine Antwort noch etwas zu präzisieren: "Sie haben ein Doppelzimmer gebucht!" Mehr wusste ich ehrlich nicht. Beide hatten sicherlich ihren Namen geändert, also waren das die einzigen zwei Anhaltspunkte, die ich hatte.

Die Empfangsdame klickte kurz auf den Computer, der vor ihr stand und meinte belustigt: "Wir haben hier über achtzig Doppelzimmer! Ich kann Ihnen gerne die Nummern der Zimmer geben und Sie klopfen an jedem an und schauen nach, ob sich darin die zwei Personen befinden, die Sie suchen!" Mit einem genervten Seufzen unterbrach ich die Frau. Ich würde ganz sicher nicht an jedem Zimmer anklopfen. Doch die Frau war noch nicht fertig mit reden: "Sie könnten mir natürlich auch sagen, wie alt die Personen in dem Zimmer sind".

"Dreiundzwanzig und achtundzwanzig!", höflich schenkte ich der Dame ein Lächeln. Warum war nicht jede Rezeptionistin oder jeder Rezeptionist so nett und hilfsbereit? Die Betonung liegt auf hilfsbereit. Während die Dame auf ihrem Laptop machschaute, wer in diesem Alter ein Doppelzimmer gebucht hatte, kramte ich in meiner Jackentasche nach meinem Notgroschen und packte den Fünfziger in das Trinkgeldglas, dass auf dem Tresen stand auf dem ich mich aufgestützt hatte. Die Frau bedankte sich mit großen Augen. Sah ich so unfreundlich aus, dass die Leute dachten ich würde kein Trinkgeld geben? 

"Ich denke, dass Sie Frau und Herr Single meinen. Zimmer 512. Schönen Tag noch!" Den letzten Teil hörte ich nur noch leise, da ich schon auf dem Weg zu den Aufzügen war.

"Wir dachten schon fast, dass du tot bist!", wurde ich von Sophia begrüßt und fand mich sogleich in einer schmerzhaften Umarmung wieder. Meine Wunden waren noch lange nicht komplett verheilt. Sofort ließ sie mich los und blickte mich besorgt an: "Geht's dir gut? Wo warst du überhaupt?" 

Ich verdrehte meine Augen. Sophia würde mich nicht in Ruhe lassen bis sie Antworten hatte. 

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Helouuuuu!😍😎👌
Ich wünsche euch nachträglich noch schöne Ostern! (Biiiischen zu spät...😂)
Ich kann ein bisschen spoilern: Im nächsten Kapitel wird es eine klitzekleine Eifersuchtsszene geben und jemand, der in den vorherigen Kapitel schonmal vorkam wird wieder eine Rolle spielen...(Wer könnte das nur sein???)

Familiar GangbossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt