Kapitel 1 - Ein Gott aus Eis und Fell

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Wie jeden Morgen, nach dem aufstehen, putzte Lucie sich die Zähne und flächtete ihre langen weißen Haare zu einem Zopf. In der Zwischenzeit deckte Maria fleißig den Tisch.

"Ich wünschte ich hätte deine Haare" seufzte Maria schwärmend.
"Meinst du"?
"Ja! Du erinnerst mich immer an die Schneekönigin wie aus dem Märchen".

Lucie lachte.
"So schön wie Schnee und so kalt wie Eis. Ob das wirklich zu mir passt"?
"Vielleicht nicht unbedingt so kalt, aber du bist unglaublich Schön"!
Lucie und Maria setzten sich an den Tisch und warteten.

"Dein Bruder lässt sich aber ganz schön viel Zeit" stellte Lucie fest.
"Kennst du ihn den anders? Aber mir ist es ja egal, es ist dein Freund. Du musst in Zukunft damit klar kommen" stichelte Maria.

Ein verschlafener Liam kam die Treppe runter und blieb kurz vor dem Tisch stehen. Seine Schwarzen Haare waren verwuschelt und seine Augen nur halb offen. Er kratzte sich am Kopf.

"Guten Morgen" brachte er gerade so heraus.
Gut gelaunt trällerten die beiden Frauen eine guten morgen.
Nachdem sich Liam auf seinen Platz neben Lucie gesetzt hatte, sah er beide komisch an und schüttelte dann den Kopf.

"Keine Ahnung wie ihr es ständig schafft am morgen so gut gelaunt zu sein". Er drückte Lucie einen Kuss auf die Wange und nahm sich ein Brötchen.

"Wenn man dich jeden Morgen runterkommen sieht, ist das auch wirklich nicht schwer, Brüderchen".
Lucie nickte.

"Nach dem Essen gehe ich ein bisschen laufen. Kommt jemand von euch mit" warf Lucie die Frage in die Runde. Mit schmollmund schüttelte Liam den Kopf.

"Ich habe Onkel Thorben versprochen ihm bei seinem Dach zu helfen. Wir müssen es heute unbedingt fertig bekommen. Der Älteste meinte es kommt ein Sturm auf".
"Einen Schneesturm hatten wir schon lange nicht mehr. Hoffentlich wird er nicht so schlimm wie der letzte" sagte Maria.

"Das letzte mal hat es glatt den Wintergarten davon geweht".
"Kommst du mit Maria"?
Mit vollem Mund versuchte sie zu lächeln.
"Das nehme ich mal als ja" lachte Lucie.

Als alle drei fertig waren, räumte Maria den Tisch ab und Lucie wusch das Geschirr auf. Liam machte sich wie immer aus dem Staub.

Eine halbe Stunde später waren die beiden Freunde in Wolfsgestalt schon unterwegs.

Maria war ein großer, schwarzer Wolf. Trotz das die schwarze Rasse sehr gefürchtet war, war sie ein kleiner schmusewolf. Sie konnte keiner fliege was zu leide tun.

Lucie war ein kleiner,weißer Wolf. Doch sie war anders als die anderen. Ihre Reißzähne waren größer und schärfer als die normalen Zähne der anderen Wölfe. Genauso wie ihre, leicht blau schimmernden, Klauen.

Trotz das sie so klein war hatte Lucie eine gerade zu Gefährlich, königliche Ausstrahlung. Mit ihr war nicht gut Kirschen essen.

Es gab unter den Wölfen eine Art Rang, welche man mit der Fellfarbe in Verbindung brachte.

Die schwächsten und Rang niedrigsten Wölfe waren dir mit rotem Fell. Danach kamen die Brauen sowie die dazwischen liegenden Farben. Man könnte sagen, je dünkler das Fell, desto stärker und Rang höher war man. Schwarz war also eine gefürchtete Rasse.

Doch die Edelste und Stärkste Rasse waren die sogenannten Schnee- und Eiswölfe, wobei die Eiswölfe die Stärkere Art war.

Und genau so einer war Lucie. Schneewölfe sahen ganz normal aus. Doch Eiswölfe hatten bläulich bis eisblaue Krallen und das Fell im Brustbereich war um einiges länger und flauschiger als bei anderen Arten.

Selten bekamen Eiswölfe sogar einen weiteren Schwanz dazu. Dies Symbolisierte die Macht und Stärke des Wolfes. Man nannte sie Wolfsgötter.

Doch so stark war Lucie nicht. Und sie glaubte auch nicht dran, ihr reichten ihre jetzigen Fähigkeiten.

Der Auslauf half ihr immer beim Nachdenken, auch wenn sie keine Ergebnisse erzielen konnte.

Damals hatte man sie am Strand gefunden und versorgt. Sie hatte eine große Schnittwunde am Hals und viel Blut verloren. Doch sie lebte, aber ihr Erinnerung war trotzdem weg. Lucie versuchte sich verzweifelt dran zu erinnern was passiert ist. Aber bis jetzt ohne Erfolg.

Maria fing an mit ihr zu reden.
"Man munkelt, dass die Luna unseres Stammes dich so schnell wie möglich vertreiben möchte. Sie hat wohl angst im ihre Stellung".

"Sie kann es ja ruhig versuchen, aber mich bekommt sie nicht vom Fleck. Das kleine verrückte Ding ist viel zu schwach um irgendwas zu erreichen. Ich bin nicht daran interessiert eine höhere Stellung einzunehmen. Man soll mich einfach damit inruhe lassen".

"Ich wette mit dir, dein Gefährte ist ein verdammt geiler Alpha. Interessiert es dich den nicht"?
"Eigentlich weiß ich es nicht. Der Alpha ist immer stärker als seine Luna. Und wenn ich dran denke was ich bin und an den Fakt, dass Eiswölfe durch und durch Grausam sind..."

"Das habe ich auch gehört, aber du bist der Einzigste den ich je gesehen habe. Auch wenn du nur fast ein Eiswolf bist. Darum kann ich dazu nichts sagen. Aber ich bin mir sicher, dass unsere Älteste dir sicher helfen kann".

"Fang nicht schon wieder damit an"! Lucie stoppte und sah Maria wütend an. Der schwarze Wolf zog seinen Kopf ein.

"Ja ich weiß. Du glaubst nicht an hocus-pocus. Aber sie könnte dir wirklich helfen! Ich meine was hast du zu verlieren"?
Lucie wendete ihren Blick von ihr und ging ein paar Schritte nach vorne.

"Mag sein. Aber ich bin mit Liam glücklich, wozu also ein Gefährten finden wenn ich es mit ihm machen kann. Solche Bindungen sind zwar schwer aber nicht unmöglich".

"Jeder Wolf sollte die Bindung mit seinem Gefährten anstreben".
"Freust du dich den nicht über uns beide"?

"Doch natürlich. Gerade weil Liam seine Gefährtin verloren hat und er endlich wieder glücklich ist".
"Siehst du? Das Gespräch ist damit beendet. Punkt" knurrte Lucie und lief weiter.

Das Ziel war der Südliche Strand von Snow Island. Wie der Name sagt herrscht fast das ganze Jahr über eisige Kälte und Schnee über die Insel, weshalb man auch nicht schwimmen konnte. Doch eigentlich war das nicht ganz richtig. Denn der Südliche Teil war angenehm warm und kein Schnee bedeckte die Landschaft. Beide Teile wurden von einem riesigen Wald getrennt.

Die Insel war ein wunder der Natur. In der Mitte Herbst, im Süden Sommer und im Norden herrscht ewiger Winter. Der Frühling war hier kaum vertreten und wenn es mal der Fall war, musste er sich mit dem Sommer ein Gebiet teilen.

Lucie konnte schon das Wasser riechen und die prickelnde Wärme auf der Haut spüren, als sie sich zurück verwandelte. Der Nachteil der Verwandlung war, dass man immer seine Kleidung zerriss. Deswegen musste man sie ausziehen.

Lucie und Maria standen also in ihrer ganzen Pracht vor dem Strand und sahen auf das türkis schimmernde Meer. Aber da sie so oder so schwimmen wollten, brauchten sie die auch nicht.

Lucie richtete ihre Augen auf das Festland und Heimweh überfiel sie.

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Hey ihr Lieben,

Das ist nun das erste Kapitel der Fortsetzung.
Natürlich wusstet ihr ja dass Lucie nicht einfach sterben kann, aber habt ihr sowas erwartet?

Vielleicht ja, vielleicht nein.

Was wird nun aus Lucie und Bastian? Schließlich ist Liam ja auch noch da.

Hoffentlich werden wir das bald erfahren, aber bis dahin wünsche ich euch einen guten Rutsch :)

Eure MissChester

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt