Kapitel 36 - Hoffnung

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Zwei Wochen sind nun vergangenen seit dem sie wieder aus dem Zimmer entlassen wurde. Lucie wusste nun, was sie erwarten würde, wenn sie sich nicht ein wenig zurückhalten konnte.

Sie stand vor einem großen Spiegel und betrachtete, wie so oft, die Narbe auf ihrem Oberschenkel. Klar und deutlich konnte man das Zeichen des Clan erkennen zu der sie jetzt gehörte. Es kennzeichnete sie als eine Hure. Seine Hure. Egal wie es ab jetzt Läufer würde, so konnte sie nicht zu ihrem Geliebten zurück. Es wäre eine schande für ihn.

Sie ließ ihren Rock wieder fallen und versuchte vergeblich alle Falten zu glätten. Alexander wurde zum Tode verurteilt und irgendwie musste sie das verhindern. Lord Dytwin ließ sie aber niemals alleine in Gesellschaft. Auf das Geschwätz einer Hure wird niemand hören, deshalb bräuchte sie jemand, der am Hof des Königs gut dasteht und ihr glauben schenken würde.

Viele Male dachte sie an den berüchtigten Lord Chester, der Vater von Bastian. Doch sie kannten sich eigentlich garnicht und nun hatte sie den Clan hintergangen, indem sie einfach Dytwin geheiratet hatte. Doch sie konnte und wollte nicht aufgeben. Sollte Alexander sterben, würde sie sich das niemals verzeihen.

Wie konnte sie nur mit Lord Chester in Kontakt treten? Oder würde er ihr überhaupt glauben? Wohl ehr nicht. Sie musste aufpassen was sie machte. Ein falscher Schritt und ihre Kinder wären Tod und sie eingesperrt.

Mitten in Gedanken schreckte sie auf als plötzlich zwei Diener herein kamen und hinter diesen Lord Dytwin.
"Ich habe beschlossen, dass wir gemeinsam zum Fest gehen" verkündete er gut gelaunt. Ein Fest?!

"Entschuldigt, aber von welchen Fest redet ihr?"
Gespielt entsetzt sah er sie an.
"Wie oft soll ich es noch Sagen? Du brauchst nicht so höflich zu mir zusein, wenn niemand weiteres da ist. Ich meinte das Fest welches im Dorf stattfinden soll. Ich muss ja irgendwann meine Frau präsentieren. Es ist euch zuliebe geplant wurden".

Das war es! Mit genügend Geld würde einer der Bauern dort einen Brief annehmen und dafür sorgen, dass der Lord ihn bekam! Sofort strahlte Lucie ihren Gemahl an.
"Das ist großartig! Ich liebe Feste!" Sie tanzte spielerisch durch das Zimmer und hilt dann bei den beiden Dienern an.

Zufrieden drehte sich Lord Dytwin zur Tür.
"Super. Die Diener werden dich fertig machen. Wenn du soweit bist kommst du runter. Ja?" Ohne auf eine Antwort zu warten ging er einfach aus dem Zimmer. War ihr ganz recht.

Als die Frauen sie soweit fertig gemacht haben, schickte Lucie sie mit einem danke weg. Jetzt zählte jede Sekunde. Hektisch wühlte sie in ihren Unterlagen und nahm sich ein Blatt Papier und einen Stift. Schnell kritzelte sie paar Sätze aufs Papier und bastelte provisorisch einen Umschlag und versiegelte alles.

Sie versteckte den Brief in ihrer kleinen Tasche und packte paar Münzen mit hinzu. Langsam und ohne sich etwas anmerken zulassen ging sie hinunter zu ihrem Mann.
"Wozu brauchst du die Tasche" fragte er neugierig.
"Ist es bei euch nicht Brauch, dass die Herrin den Dorfkinder kleine Geschenke zum Fest mitbringt?"

Natürlich war es nur Tarnung, weil sie genau wusste dass es hier sowas nicht gibt.
"Nein. So einen Brauch haben wir nicht. Ich empfinde es als wichtig, die Kinder nicht zu sehr zu verwöhnen."
Darauf sagte sie lieber nichts.

Sofort wurde ihr ein Pferd gebracht als sie zum Hof hinaus ging.
"Nein. Sie braucht keins. Meine Frau wird mit mir reiten" rief er dem Burschen zu. Dieser zuckte zusammen und nickte unsicher.

Es ist schon eine Weile her seitdem sie auf einem Pferd reiten durfte. Seufzend ging sie zu Lord Dytwin und ließ sich von ihm auf sein Pferd setzen. Es war nicht besonders groß und Braun. Kein hingucker.

Bastian seins war fast doppelt so groß wie sie und schwarz. Es war immer gut gepflegt und glänzte richtig wenn es mal wieder seine Runden drehte. Dieses hier war um einiges zierlicher und nicht ganz so wild, wenn man es so sagen konnte.

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt