Kapitel 2 - Heimweh

727 38 2
                                    

Lucie saß im Sand und sonnte sich etwas während Maria sich im Wasser eine Abkühlung holte. Mit einer handvoll Muscheln ging sie zu Lucie und setzte sich neben sie.

"Guck mal".
Lucie sah sich die vielen Muscheln an.
"Die lila Muscheln sind wirklich selten. Ich bin jedesmal überglücklich wenn ich eine finde" sagte Maria.

Ihre blonden Harre klebten ihr im Gesicht, doch sie scheint es sonderbar wenig zu stören.
"Aber sind die blauen nicht seltener"?
Maria nickte.
"Ja. Du weißt ja wie oft ich Muscheln sammle, aber eine blau habe ich bis jetzt noch nie gefunden".

Lucie legte sich wieder in den Sand und spielte mit ihrem Ring. Er bedeutete ihr alles, aber sie wusste nicht woher sie ihn hatte. Kein Tag verging, wo Lucie nicht über ihre Vergangenheit nachdachte. Und die Kette und der Ring waren ein Teil davon.

"Ich bin mir nicht sicher, aber das sieht wirklich aus wie ein Ehering oder sowas. Vielleicht bist du ja verheiratet. Stell dir das mal vor".
"Vielleicht. Aber egal wie oft ich darüber nachdenken, ich finde keine Lösung".

"Es ist nun fast ein Jahr her als wir dich hier gefunden haben. Du wurdest von der Meeresströmung hier her getragen. Sicherlich kommst du vom Festland".
Beide sahen hinüber.

Plötzlich sprang Maria auf.
"Ich hab eine Idee..." doch Lucie unterbrach sie.
"Wenn in deiner Idee vorkommt, dass ich dahin schwimmen soll rede bitte nicht weiter",

"Noch du. Wir" rief Maria begeistert.
"Wir"?
"Ich und Liam wollen unbedingt von der Insel hier runter. Jeden Tag das gleiche Spiel, die selben Leute. Wir wollen auch mal was in unserem Leben erreichen und erleben! Ich kenne das Festland noch nicht einmal. Nur Geschichten".

"Wir drei sollen also mit einem Boot dahin"?
Maria nickte eifrig.
"Natürlich muss das unter uns bleiben! Unsere Eltern haben es verboten auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Sollten Sie was mitbekommen sind wir erledigt".

"Ich habe garnicht ja gesagt" protestierte Lucie, doch es half nichts. Hat Maria erstmal eine Idee die sie umsetzen will, kann sie nichts mehr aufhalten.

"Wir müssen mit Liam reden".
Maria steuerte den Wald an und verwandelte sich sofort in einen Wolf. Kurz bevor sie verschwand drehte sie sich nochmal um und rief Lucie etwas zu.
"Beeil dich"!

Doch sie saß immer noch im Sand und blickte ihr hinterher.
"Wieso soll ich mein Leben ändern. Ich bin doch glücklich auf der Insel..."
dich sie wusste dass das nicht stimmte.

Seufzend stand sie auf und lief ihr hinterher. Es war nicht schwer Maria einzuholen. Jedenfalls nicht für sie.
Bei ihrer Geschwindigkeit dauerte es nicht lange und sie waren wieder im Dorf. Lucie mochte diesen Wechsel zwischen warm und kalt überhaupt nicht.

"Jetzt komm endlich Lucie! Sonst bist du ja auch keine lahme Ente" lachte Maria.
"Wo willst du den jetzt eigentlich hin"?
"Na zu Liam, blöde Frage".
"Aber Liam ist doch bei Onkel Thorben".

Plötzlich hilt Maria an und dachte nach.
"Stimmt. Dann müssen wir eben zurück"!
Lucie seufzte. Vielleicht glaubten die anderen es ihr nicht, aber Maria war überaus anstrengend.

"Onkelchen? Ist Liam noch bei dir"?
"Ja. Er ist im Wohnzimmer" Antwortete Thorben atemlos.
"Du solltest dich nicht so Überanstrengen. Du weißt ja was die Älteste gesagt hat".

"Jaja. Aber irgendwann muss das verfluchte Dach fertig werden".
Damit war für ihn das Gespräch beendet. Maria zuckte die Schultern und beide gingen in das kleine Häuschen.

Liam stand im Wohnbereich und untersuchte einen kaputten Stuhl.
"Liaaaaam"!
Bei dem Lärm den sie verursachte zuckte er zusammen.
"Verdammt Maria! Du weißt genau das ich quälende Kopfschmerzen habe".

Doch sie sah ihn einfach nur nichts wissend an. Lucie schüttelte lachend den Kopf.
"Mittlerweile solltest du es doch besser wissen" sagte Lucie.
Sie ging zu Liam und schmuste sich an ihm. Er legte den Arm um sie.

"Drei mal darfst du raten weshalb wir hier sind".
"Was hat sich meine Schwester schon wieder ausgedacht"?
"Sie will mit einem Boot auf das Festland hinaus fahren und dort ein neues Leben beginnen".

Er lachte und sah seine Schwester belustigt an.
"Ja das kenne ich bereits. Diese Idee hat sie schon seit sie 12 Jahre alt ist. Aber so schlecht ist die Idee nicht".
"Schon seit 8 Jahren"?
Er nickte.

"Aber jetzt ist es soweit! Wir nehmen unsere Wertsachen, ein Boot und rudern rüber. Die Sachen können wir dort dann verkaufen. Vielleicht reicht es auch für eine kleine Hütte oder sowas. Ich habe sogar die Aufgabenverteilung schon gemacht" rief sie erfreut und blabberte einfach weiter drauf los.

"Liam kann in der Stadt einen Job annehmen und dort arbeiten. Ich bin für den Garten zuständig. Die überschüssige Ernte die wir nicht brauchen können wir ja verkaufen. Das mache ebenfalls ich. Und Lucie sucht nach Hinweisen auf ihr altes Leben und sorgt sich um das Finanzielle. Vielleicht solltest du dort mal nachfragen wo man sowas machen muss" ihr letzter Satz bezog sich direkt auf Lucie.

"Wie lange hast du für die Einteilung gebraucht" fragte Liam.
"Nicht lange. Die ist mir sporntan eingefallen".
"Siehst du? Das komplette Gegenteil von mir". Liam drückte Lucie einen Kuss auf ihren Scheitel.

"Leute jetzt im ernst. Was haltet ihr von der Idee und wann wollen wir sie endlich umsetzen"?
Liam grübelte.
"Sie ist eigentlich nicht schlecht. Aber was ist wenn irgendwas schief läuft oder nicht so klappt wie wir es wollen"?

"Dann müssen wir eben improvisieren! Ist wirklich nicht schwer. Also"?
"Es ist ziemlich riskant, aber es gefällt mir". Nun lagen alle Blicke auf Lucie.
Sie zuckte nur mit den Schultern und lächelte in die Runde.

Maria hüpfte erfreut von einem Bein auf das andere.
"Dann ist es also beschlossene Sache! Was haltet ihr von heute Nacht? Da wir alle zusammen wohnen wird es vielleicht sogar leichter. Wir treffen uns alle Punkt 12 vor der Tür. Zusammen laufen wir dann zum Südlich Teil der Insel. Da habe ich schon ein Boot vorbereitet. Und vergesst eure Sachen nicht".

Nach dem letzten Satz rannte sie aus dem Haus.
"Wo nimmt sie nur ihre ganze Motivation" sagte Lucie kopfschüttelnd.
"Einer von ums allen muss sie ja haben. Sonst kommen wir nie von der verdammten Insel runter".

"Ich finde es hier ganz gemütlich" log sie.
"Wirklich? Oder hast du einfach nur angst vor deiner Vergangenheit".
Lucie dachte einen Moment lang nach.

"Was ist wenn es einen Grund gibt, dass ich jetzt hier bin? Ich von dort weg wollte"?
"Aber was ist wenn es nicht so ist"?
Darauf wusste die keine Antwort.
Er umarmte sie und Lucie nahm die Umarmung dankend an.

"Keine Ahnung was ich ohne euch zwei machen würde".
"Du würdest planlos rumlaufen" war seine Antwort.

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt