Kapitel 27 - nichts als Luft

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Mittlerweile ist eine Woche vergangen und Bastian freut sich endlich wieder in der Burg zu sein. Er musste viel länger in Mount Lawaliee bleiben, als er wollte.

Seine Vorfreude wurde immer größer, je näher er seinem, mittlerweile geliebten, Zuhause kam. Als er endlich vor den Toren stand, sah er fast keine Menschenseele, außer der Wachen auf den Mauern. Und auch diese wichen seinen Blick aus. Bastian hatte das Gefühl, als wenn hier etwas gewaltig schief ging. Doch er wusste nur nicht was.

Er übergab dem Stallburschen sein Pferd und erkundigte sich nach der momentanen Lage auf Dounan Castle. Doch diese sah nach unten und murmelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart.

"Rede deutlich Bursche. Wenn du so nuschelst verstehen ich kein Wort" sagte er gereizt. Der Junge sah in mit seinen großen braunen Augen an.
"So genau weiß ich das nicht" stockte der junge.
"Aber ich glaube irgendwer ist geflohen und jetzt drehen hier alle am Rad" erzählte er.
"Es tut mir leid, dass ich ihnen nicht mehr erzählen kann" Er schaute wieder auf seine Füße und wartete auf eine Reaktion von seinem Herrn.

"Es ist also jemand geflohen. Nun wenn es weiter nichts ist" sagte Bastian nun etwas besser gelaunt und schickte den Burschen wieder an die Arbeit.

Munter spazierte er in die große Halle und wartete auf einen empfang von der Dienerschaft, so wie es sich gehörte. Doch es war niemand da der ihn herzlich empfang. Weder Diener noch Freunde. Er war ja sehr einsichtig und manchmal zu freundlich zu seinen Angestellten, aber er war immernoch der Lord und seine Regeln waren Gesetz.

Aber irgendwie war das gerade allen Egal. Auf den Mauern waren eindeutig zu wenig Wachen aufgestellt, der Hof ebenfalls schutzlos und hier war kein Mensch.

Wütend stampfte er durch die Halle und brüllte Befehle in die Luft. Irgendwer würde es schon hören. Doch als niemand erschien brüllte er noch lauter. Sein Bruder Leon hatte wohl recht, als er sagte, dass seine Diener ihm irgendwann auf der Nase herumtanzten, wenn er weiterhin so Nett zu allen war.

Gerade als er runter zu den Zimmer der Diener laufen wollte sah er die alte Köchin und zitierte sie sofort zu sich. Ernst sah er sie an.
"Ich will, dass sie alle Leute in die Halle rufen. Und zwar wirklich alle außer die Wachen. Sollte ich mitbekommen, dass einer fehlt, wird das Böse enden. Haben sie verstanden " sagte er.

Nervös nickte die Dame leicht.
"Haben Sie verstanden" brüllte er sie nun an.
"Ja mein Herr" sagte sie nun und erfüllte sofort ihre Aufgabe. Zufrieden klatschte er in die Hände und rief noch, dass sein Gepäck sich nich von alleine bewegt.

Seine Frau war garantiert in ihrem Salon und ruhte sich aus. Voller Vorfreude ging er in seinen privaten Flügel und öffnete die Tür zu seinem Zimmer.

Neugierig streckte er den Kopf ins Zimmer. Es war Eiskalt und die roten Vorhänge aus Samt waren fast vollständig geschlossen. In der Dunkelheit gab es keinerlei Bewertung oder ein Schatten, den er als seine Frau identifizieren konnte.

Langsam ging er auf eins der Fenster zu um es zu öffnen. Doch er stolperte über einen Gegenstand und stieß sich am Kopf. Zischend fluchte er einige Sätze vor sich hin und stand auf.

Er zog die Vorhänge auf und sah hinunter zum Garten. Einige Blumen von seiner Frau hingen schlaff hinab und bettelten förmlich nach Wasser. Sie hatte wohl gerade keine Zeit oder Kraft...oder Lust.

Bastian drehte sich um und wollte nun wissen, über was er eigentlich gestolpert war. Skeptisch sah er sich das Holz an. Er sammelte das wirre Zeug auf und legte es in den Kamin, damit es wieder etwas wärmer wurde. Er hatte bereits bemerkt, dass Lucie nicht hier war. Und auch sonst keiner.

Angespannt ging er zur Tür, drehte sich jedoch kurz davor nochmal um und sah zum Kamin. Eigentlich zufrieden doch trotzdem angespannt ging er in sein Arbeitszimmer.

Doch als er dort ankam verging ihm die gute Laune sofort.
"Und was sollen wir jetzt deiner Meinung nach tun? Einfach hier sitzen und abwarten?"
"Natürlich nicht. Je mehr Zeit verstreicht, desto unwahrscheinlicher wird es sie zu finden."

"Wieso sitzen wir hier dann noch so tatenlos? Es wird nicht mehr lange dauern und der Herr wird wieder auf Dounan Castle sein! Kaum auszumalen was dann passieren wird" sagte die Person.

"Soweit ich informiert bin, ist der Herr bereits wieder hier."
"Das wird ihm überhaupt nicht gefallen! Ich bin mir sicher, dass er uns das Fell über die Ohren ziehen wird." Bastian konnte zwei Personen erkennen. Maques und Alexander. Doch die dritte weibliche Stimme konnte er nicht zuordnen.

"Das Problem ist, dass wir einfach keinen richtigen Anhaltspunkt haben. Das Lord Dytwin sie wohl jetzt hat müsste klar sein, aber wenn wir den beiden Spionen glauben sollten, ist sie unauffindbar. Die konnten nicht mal ihn ausfindig machen" erläutert Maques.

"Ach der Opa ist doch so vorhersehbar wie Barbara".
"Das habe ich jetzt überhört Herr-von-und-zu! Und nur damit du es weißt: so vorhersehbar bin ich nun auch nicht. Ich bin wie ein verschlossenen Buch voller Geheimnisse".

Bastian kannte diesen Namen tatsächlich nicht, allerdings hatte Alex mal wieder gute Laune.
"Vielleicht an langweiliges, ödes Buch was man schon auswendig kennt" ärgerte Alex sie.
"Aber es ist wirklich so. Dytwin kennt unglaublich viele Orte in denen er sich verstecken kann. Ich bin mir sicher er hat sich irgendwo verkrochen und hat vor sich an seiner Beute zu verköstigen."

"Hoffen wir mal das es wirklich so ist und er sie nicht zu Tode gefoltert hat. Allerdings ergibt es keinen Sinn, weshalb er Maria auch mitgenommen hat" überlegte Maques.
"Ein kuscheliger Dreier macht gleich viel mehr Spaß."

"Also dafür dass deine Frau auch entführt wurde, bist du echt gut drauf."
"Ich mache mir weniger sorgen um sie als um Lucie. Immerhin ist sie daran schuld, dass ihr geliebter Bruder verstorben ist."

"Du meinst sie könnte dahinter stecken?"
"Nicht allein. Aber sie hätte helfen können. Lucie ist wirklich ihre beste Freundin, aber mir ist aufgefallen, dass sich immer mehr Hass und Wut in ihr aufgebaut hat. Irgendwann muss es ja mal raus."

Er wusste das irgendwas nicht stimmte. Mit Maques alleine fertig zu werden ist nicht schwer, aber wenn Maria tatsächlich ihre Finger im Spiel hat, könnte es weit aus schlimmer kommen. Ihm gefiel nicht wie sich die gesammt Situation änderte.

"Das macht die Situation nicht besser sondern schlimmer. Hast du nie versucht mit ihr darüber zu reden" fragte Maques seinen Freund.
"Doch. Aber sie wollte nie und hat so getan als ob. Mehr als es versuchen geht nicht."

Bastian musste sofort handeln und wenn es sein muss, musste er die ganz harte Seite dafür wählen.

Die Schlächter würden sie jedenfalls über dieses Festmahl freuen.

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt