Kapitel 40 - Gefühle?

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"Was machst du denn hier?"
Ein kaltes Lachen hallte im Flur nieder.
"Was denkst du denn was ich hier mache?" Amüsiert ging er auf Lucie zu.
"Wenn man dran denkt dass hier ein großes Fest sein wird..." Sie stoppte mitten im Satz.

"Das hier..." Er machte eine zeigende rundum Bewegung "ist mein Elternhaus" erklärte Leon.
"Es ist wohl wahrscheinlicher dass ich hier bin als du. Jedenfalls im Moment."
Logisch.
"Da du dich ja so wunderbar auskennst, kannst du mich sicherlich auf mein Zimmer begleiten." Lucie nahm seinen Arm und wartete darauf, dass er sich in bewegung setzte.

Genervt atmete er aus und legte seine Hand auf die ihre, so wie es die Richtlinien vorschieben.
"Wo befindet sich den dein Zimmer?"
"Nun lass es mich so erklären...wenn ich es wüsste würde ich es dir vielleicht sagen. Aber nur vielleicht." Sie lächelte ihn zuckersüß an.

"Willst du mich ärgern oder flirtest Du?"
Gespielt schockiert sah sie ihn an.
"Ich doch nicht."
Er brummte etwas vor sich hin.
"Höchstwahrscheinlich bist du in Bastians Zimmer untergebracht worden. Sollte nicht allzu schwer sein dich dorthin zubringen. Abgesehen davon muss ich mit dir reden."

"Interessant. Ist es wichtig oder können wir es auf das nächste Jahr verschieben?"
Gereizt rieb er sich mit der Hand über seine Schläfe.
"Könnte die Dame bitte so großzügig sein und mal zur Abwechslung versuchen nicht lustig zu sein? Es ist mir wichtig."

Anscheinend meinte er es wirklich ernst. Obwohl sich Lucie nicht ganz so sicher war, da er immer so einen ernsten Gesichtsausdruck hatte.
"Ich habe vollstes vertrauen in deine Fähigkeiten."
"Dann könnt ihr sicherlich einen Zahn zulegen, selbst eine Schildkröte wäre schneller als ihr." Sein ernst?

Lucie sollte nett zu ihm sein und er machte witze über eine Frau die vor kurzen zwei Demonen zur Welt gebracht hatte. Sie war immer noch kugelrund.
"Natürlich ist eine Schildkröte schneller als ich, allerdings habe ich auch eine Ausrede dafür. Ihr dagegen habte keinerlei Ausrede dafür." Was er kann kann sie schon lange.

"Ich habe ein Geschwür an mit hängen, reicht dir das als ausrede."
"Das hast du jetzt nicht gesagt!"
Er grinste sie frech an und lief mit schnellen Schritt den Gang herunter.
"Das ist gemein! Du hast viel längere Beine als Ich!"
"Dann musst du noch etwas wachsen."
"Werde mir Mühe geben..."

Lucie wollte nicht gemein sein, aber so langsam wusste sie warum er keine Frau hatte. Zu Recht. Er hetzte sie regelrecht durch die ganzen Gänge, liefen Treppen herunter oder hoch und bogen in Flügel ein die sie nicht kannte. Am Ende standen sie vor ihrem Zimmer und Lucie erkannte den Weg den sie vorhin gegangen war.
"Du hast mich doch mit voller Absicht durch das halbe Gebäude gejagt" bemerkte sie.

"Ach Quatsch. Wie kommst du denn jetzt da drauf" erwiderte er ironisch.
Verärgert über sein tun ging sie in das Zimmer rein und stellte erleichtert fest, dass es das richtige Zimmer war.
"Wenigstens etwas kannst du" murmelte sie vor sich hin.

Beinah hüpfend nährte sie sich der Wiege und beobachtete ihre Lieblinge beim schlafen. Dann bemerkte sie etwas.
"Sag mal du Leon..."
"Du Leon." Sie sah ihn böse an.
"Kann es sein das sich dein älterer Bruder momentan bei seinen Eltern aufhält?"
"Natürlich."
"Habe ich recht mit der Annahme dass dies immer noch sein Zimmer ist?"

"Könnte vielleicht so wirken."
"Tut es das?"
"Klar."
Wie dumm dass sie selber nicht daran gedacht hat, dass er sich ebenfall hier aufhalten könnte. Doch das Lord Chester sie in den selben Zimmer einquartieren könnte wie er...hätte sie nicht gedacht.

"Ist es denn möglich mir ein anderes Zimmer zuzuteilen?" Leon hebte kurz seine Schultern und ließ sie dann wieder locker fallen.
"Nicht unbedingt. Soweit ich informiert bin hat er sich bereits selber ein neues Zimmer genommen. Soll sich wohl zuerst sehr gefreut haben, dannach hat er plötzlich sein ganzen Krempel genommen und in ein anderen Raum gebracht."

Wenigstens besaß Bastian den Anstand ihr dieses Zimmer zu überlassen, auch wenn es Dytwin wohl nicht gerne hören würde, dass sie in seinem Zimmer nächtigt. Es wäre wohl besser gewesen man hätte ihr ein neues zugeteilt. Aber jetzt kann man es sowieso nicht mehr ändern.

"Da ich mich jetzt vergewissert habe, dass es beiden gut geht, können wir uns jetzt dem gespräch widmen." Lucie ging auf ihr Bett zu und setzte sich auf die weiche Matratze. Neugierig sah sie ihn an.

"Ich hoffe doch dass du jetzt nicht von mir erwartet dass ich mich auf dein Bett setze."
"Das wäre unhöflich von dir. Also was gibt es denn zu bereden?"
Mit steinerner Mine ging er zum Fenster und sah gedankenverloren in die Ferne.
"Bestimmt ist es nichts neues für dich, dass ich mir gerne mal eine Frau für die nach ins Bett hole."

"Hätte ich mir denken können, aber wieso sagst du mir das gerade?"
Er drehte sich zu ihr um.
"Ich kenne die körperlichen Bedürfnisse doch das war's auch schon. Warst du schon mal bei Burg Aquaness?"
Verwirrt bejahte sie die Frage.
"Wie fandest du es dort?"

Sie konnte bis jetzt nicht genau sagen was er mit seinen Fragen bezwecken will, aber sie entschied das Spiel erstmal mitzuspielen.
"Wenn es noch genauso aussieht wie damals, da muss ich sagen, dass mir die Burg ein wenige Angst gemacht hat. Sie war sehr lieblos und dunkel eingerichtet, abgesehen davon war sie ein wenig Baufällig. Wieso fragt ihr mich das?"

Er drehte sich wieder um.
"Weil es mich interessiert wie eine Frau sie sieht. Ich habe vor zu heiraten und treffe schon paar Vorkehrungen dafür, jedoch kenne ich weder die Frau noch ihre angewohnheiten. Abgesehen von Kindern soll sie von der Ehe nicht viel erwarten, aber ich möchte dass sie sich wenigstens wohl fühlt."
Sie hatte ja schon einzelne Gerüchte darüber gehört, doch vorstellen konnte sie sich das nicht.

"Naja wieso fragst du sie dann nicht einfach selbst wenn es soweit ist?"
Er brummte vor sich hin als wenn sie etwas falsches gesagt hätte.
"Wieso sollte Ich?"
"Wenn du es nicht tust wirst du
niemals wissen was sie darüber denkt."
"Frauen bilden sich bei so was immer viel zu viel Ein."
"Mich hast du auch gefragt."
"Dich muss ich ja auch nicht heiraten."

Das Gespräch reizte sie etwas und sie wusste nicht wie lange sie dies noch halten könnte. Er wollte ihr also ein Zuhause bieten, will sie aber nicht fragen was ihr gefällt. Lucie könnte ihm jetzt so vieles sagen aber im Endeffekt kommt es auf die Frau an welche er heiraten möchte.

"Du meintest gerade du musst" bemerkte sie.
"Ja um unsere Häuser oder auch Clans zu verbünden wird eine Hochzeit vonnöten sein. Ich habe mich dazu bereiterklärt.'
"Willst du es denn überhaupt?"

Er schüttelte den Kopf und sah sie wieder an.
"Es geht nicht darum ob ich will oder nicht, es ist nötig und Punkt. Was ich denke oder will ist nicht von Bedeutung. Genauso wie die Gefühle der Frau." Lucie verstand diese Art von Ehen einfach nicht. Zwei junge Menschen werden regelrecht dazu gezwungen ein Leben mit dem andren zuführen, welches sie meistens nicht unbedingt glücklich macht.

Aber sie kennen es wohl nicht anders weshalb sie sich niemals widersetzen würden. Meistens sind es auch wohlhabende Männer.
"Natürlich spielt das eine Rolle. Sogar eine große! Kannst du es wirklich mit deinem Gewissen vereinbaren eine Frau zu heiraten die du nicht liebst wenn doch aber deine Mate irgendwo da draußen ist."

Für einen Moment wurde sein Ausdruck ganz weich fast schon traurig. Doch so schnell wie es kam ging es auch wieder.
"Für mich gibt es keine ideale Frau oder Mate. Deshalb ist es mir auch egal."
"Ich weiß dass es dir nicht egal ist."
"Können wir wieder auf das eigentlich Thema zurückkommen?"

"Und das wäre welches?"
Erschrocken fuhr Lucie und Leon herum. Lord Dytwin stand an der Türschwelle und sah ihn grimmig, fast schon bösartig, an.

"Kannst du mir mal erklären was dieser Bastart hier bei dir macht?"

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt