Kapitel 14 - Mein persönlicher Dämon

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Ein Raum. Schwarz und ohne Flucht Möglichkeit, inmitten des Raumes. Da stand sie nun. Doch wo war sie? Ein Traum? Es war eiskalt, und doch spürte sie nichts. Ein Traum also.

Vor ihr tat sich ein riesiger Abgrund auf. Vorsichtig sah sie hinab. Dunkles Wasser strömte in Massen die Schlucht entlang. Der Ort. Es kam ihr so bekannt vor, und doch wusste sie nicht wo sie war.

Eine Weile ging sie den Spalt entlang und sah sich genaustens um. Es zog ein Gewitter auf und sofort fing es an in strömen zu regnen. Lautes grollen vom Donner war das einzigste was die Umgebung ihr zuhören gab und das Licht der Blitze am schwarzen Himmel die einzigste Lichtquelle.

Sie sah nach oben.
"Was mache ich hier eigentlich?! Gefangen in einem Traum. Albtraum. Weshalb bin ich hier" schrie sie in die Ferne. Und der Himmel antwortete ihr mit finsteren Bildern. Erinnerungen. Blut, Schmerz und Angst mischte sich in der Szene vor ihr.

Sie erinnerte sich. Der Tag ihres Todes. Ihres alten ich. Ein Stück entfernt stand ihr altes ich. Die Augen aufgerissen, nach Luft hechelnd, und von Blut umrandet. Das Schwert des Fürsten durchbohrte sie.

Ihr Blut sickerte aus der Wunde und lief ihr über Bauch, Beine und Füße zum Boden. Beinah sah es so aus als wenn die Erde gierig ihr Blut verschlingen würde. Ihr ganzes selbst. Doch sie bewegte sich nich. Kein Anzeichen von Abwehr.

Sie versank im Boden und schwarze schlingen schossen aus der Erde. Wie Hände griffen sie nach ihr und zogen sie in den Abgrund. Lucie beobachtete alles in sicherer Ferne. Doch sie rannte zu der Frau die einst sie selbst war, in der Hoffnung sie vor dem Tod zu bewahren, obgleich sie schon längst verloren war.

Der Tod griff nach ihr und leckte sich seine, von ihrem Blut getränkten, Hände. Lucie rannte und rannte, konnte ihr ich dennoch nicht erreichen, die Entfernung blieb die gleiche. Dann fielen beide.

Sie verlor den Boden unter ihren Füßen und fiel einfach in das schwarze leer. Noch einmal nach oben sehend sah sie eine Person die nach ihr griff. Die Person sagte etwas, dennoch blieb alles stumm.

Das Bild wurde feiner und nun erkannte Lucie die feinen Gesichtszüge, die nassen, goldenen Locken, und die tief blauen Augen, in denen sich Wut, Hass und Trauer mischten. Die Person sagte wieder etwas und Lucie hörte nur ein Ohren betäubende Schreib einer Frau.

Dann verschwand er.
"Nein! Lass mich nicht allein! Hilfe" schrie sie. Doch er blieb verschollen.
"Bitte" weinte sie.
Sie sah zu ihrer anderen Seite. Sie beide fielen immer noch, und kein Ende in Aussicht.

Das Gesicht der anderen war nun regungslos und eiskalt. Föllig leer sah sie Lucie an, dennoch irgendwie durch sie hindurch. Ihr andres Ich schien schon längst Tod zu sein, obwohl sie noch atmet. Föllig ohne Gefühle.

Lucie versuchte nach ihr zu greifen, doch sie war zu weit weg.
'Willst du wieder eins werden, so verbünde dich mit dir selbst'
"Willst du wieder eins werden? So verbündet dich mit deinem anderen ich" rief sie.

Die Frau sah sie nun traurig an und erwiderte etwas. Doch auch dieses Mal hörte sie es nicht. Abermals rief sie ihr zu "Willst du wieder eins werden? So verbünde dich mit deinem anderen selbst" rief sie noch lauter.

Die Frau Strecke ihre Hand nach Lucie aus, und Lucie nahm sie.
'wer bist du'.

Ein weißes Licht erschien und Lucie befand sich wieder auf Boden. Irritiert sah sie sich um.
"Was ist hier bloß los"?
Sie stand mitten in einer Art Wüste. Der Boden war grau und steinhard, kein wenig grün war zusehen.

Sie lief einfach gerade aus. Immer weiter, getrieben von ihrem Mut und dem Gedanken, bald wieder aufzuwachen. Mit der Zeit verlor sie sich selbst und wanderte müde durch die glatte, steinige Welt.

"Wielange soll das hier noch gehen"? Dichter Nebel umhüllte die trübe Landschaft und versperrte ihr die Sicht. Doch sie lief weiter. Nach einiger Zeit traf sie auf einen Abgrund, welcher ins Leere mündete.

Müde wollte sie umkehren und eine andere Richtung einschlagen. Doch auch dieser Richtung wurde von einem Abgrund versperrt. Sie sah sich um. Links, rechts, vorne, hinten. Umringt von einem Abgrund.

Lucie wollte am liebsten heulen und sich setzen. Aber ein schluchzen hinter ihr bekam ihre Aufmerksamkeit. Sie selbst saß dort und vergrub ihr Gesicht in den Händen.

'wer bist du'
Niemand sagte etwas und doch diese Stimme im Kopf. Die gleiche wie vorhin.
'wer bist du'
Sie setzte sich vor der Frau und sah sie an.

"Ich denke...Ich bin du".
Sie hörte auf zu weinen, doch ihr Gesicht vergrub sie weiter.
'wo bin ich'. Was sollte sie nun Antworten? Sie wusste es ja selbst nicht einmal.

"Ich weiß es nicht".
Langsam hob sie das Gesicht und Lucie erschrak. Sie hatte furchtbar große Reißzähne und hatte blutrote Katzenpupillen. Lucie schreckte zurück.

Der Dämon vor ihr fing an zu knurren und stand auf allen vier. Ein Schweif und Ohren waren Indizien dafür was sie war.

'Du hast Angst? Ja das solltest du auch. Ich bin die Wölfische Seite in dir, halte dich gesund, verbinde dich mit deinem Gefährten, gebe dir Kraft, und beinhalte dein Ich sowie dessen Erinnerung'

"Ich verstehe nicht recht"?
Der Dämon lachte fürchterliche und leckte sich seine Lippen.
'Du willst wieder du selbst werden? Ich bin die Antwort auf all deine Fragen. Auf deine Erinnerung'.

"Also bist du ich"?
'Nicht ganz. Ich bin ein eigenes Lebewesen, was tief in dir drin wohnt. Dein dämonischer Geist. Man nennt mich auch Snow'.
"Ich besitze einen eigenen Dämon in mir? Aber wo kommst du her? Wie kamst du in mich"?

'An dem Tag wo er dich gebissen hat, wurdest du zu einem Dämon und ich wuchs in dir heran. Meine Kräfte entfaltet und zu Bewusstsein bin ich erst gekommen, wo dich die ekelhaften Jäger entführt haben. Deine Wut, die gier ihn am liebsten zu zerfleischen kam übrigens von mir. Du musst wissen, dass wir es überhaupt nicht mögen beim erwachen von unseren Liebsten getrennt zusein'.

"Verstehe. Sag mal wer ist er überhaupt"?
'Oh, kannst du dich an letzte nach nicht mehr erinnern? Diese...Zärtlichkeiten kannst du doch nicht vergessen haben? Er hätte uns schon viel früher verführen und ficken sollen. In seiner Nähe bin ich immer so wuschig. Am liebsten würde ich den ganzen Tag mit ihm im Bett verbringen. Wie ich ihn liebe'!

"Das erklärt nicht wer er denn nun ist".
Der Dämon grummelte.
'na Shadow natürlich. Er ist so unendlich flauschig und Gott...kann er rammeln'.

Shadow? An so jemanden konnte sie sich nicht erinnern.
'ich meine natürlich dein Sebastian. Shadow ist sein Dämon. So heißt er'.
"Natürlich" Jetzt fiel ihr es wieder ein.
"Aber wieso bist du nicht schon viel früher aufgetaucht? Ich hätte deine Hilfe schon viel früher gebraucht" ärgerte sich Lucie.

'Mach mal halblang kleine! Wenn ich mich zu weit entferne falle ich automatisch in Tiefschlaf. Erst nach diesen Abend bin ich wieder anwesend. Nur zur Info, Shadow hat mich sehr Zärtlich geweckt. Deswegen bin ich auch so gut drauf'.

Sie leckte sich wieder über die Lippen und sah verträumt in die Ferne.
"Es interessiert mich nicht wie oder was ihr gemacht habt. Ich will mich gerne wieder erinnern! Und das so schnell wie möglich".
'Kein Problem. Du willst dich erinnern, dann soll es so sein. Aber verspreche mir eines"!

"Was"?
Wieder fing sie aus tiefer Kehle zu knurren.
'wenn du diesen Bastard von Graf wieder siehst, dann will ich ihn den Kopf abbeißen. Ich will ihn leiden sehen, so wie wir es Taten'.

Lucie nickte und reicht Snow die Hand.
"Abgemacht, Schwester".
'ich mag dich kleines. Abgemacht '.

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt