Kapitel 17 - Der letzte Atemzug

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Lucie hatte es geschafft ihn abzuschütteln. Aber das war ja zu erwarten, schließlich ist Liam ja nicht gerade der schnellste und Sie hatte ausgezeichnete Fähigkeiten, Dank Sebastian.

Nach dem er ihr in die Schulter biss, war sie so wütend gewesen, dass sie sich stark zusammenreißen mußte, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Und es fiel ihr verdammt schwer.

Dummerweise hatte sie nicht mehr all zu viel Kraft mehr. Der Hunger plagte sie schon zu lange. Doch jetzt machte er sich richtig bemerkbar und zerrte an ihrer Ausdauer und Kraft. So konnte sie nicht gewinnen. Nur hoffen, doch in all den Jahren hatte sie gelernt, dass es keine Wunder gab.

Nur sie selbst. Lucie bemerkte wie sie immer langsamer wurde. Das schien auch Liam zu bemerken, denn er holte rasant auf. Der Blutverlust machte sie wahnsinnig und förderte den Druck in ihrem Kopf stark. Sie musste einfach stehen bleiben.

Wenn Sie nicht verletzt gewesen wäre, hätte sie sich verstecken können. Doch der Duft ihres Blutes würde sie verraten. Angespannt schnappte sie nach Luft. Und dann war er auch schon da.

"Denkst du wirklich, du könntest mir entkommen? Egal wohin du rennst, wo du dich versteckst, ich werde dich finden". Seine Augen glühten und ein wahnsinniger Ausdruck schmückte sein Gesicht. Langsam kam er näher.

Panisch dachte Lucie nach. Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste sich verteidigen. Knurrent fletschte sie die Zähne und ging in den Angriff über. Mit rasanter Geschwindigkeit lief sie auf in zu und warf ihn zu Boden. Lucie stieß ihm ihre Krallen in den Bauch und stoßte sich von ihm ab. Doch sie achtete genaustens darauf, ihn nicht tödlich zu verletzen, sondern nur um seine Kraft und Bewußtsein zu bringen.

Er war jedoch viel zäher als sie angenommen hatte. Ihren nächsten Angriff blockte er einfach ab und schleuderte sie gegen den nächsten Baum. Benommen lehnte sie am Holz und keuchte. Nun kam er auf sie zu.

"Oh Lucie, liebste. Du wärst besser beraten dich einfach mir ganz und gar zu fügen, und dich von mir markieren zulassen. Ich schwöre dir auf mein Leben, dir wird es niemals schlecht ergehen. Ich werde dich lieben und Ehren, genauso wie meine Kinder, welche du mir zur Welt bringen wirst".

Bei seinen Worten wurde ihr ganz schlecht. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie ihre Zukunft mit ihm aussah. Niemals glücklich sein. Lucie erkannte ihren Freund nicht wieder.
"Wach endlich auf! Ich werde niemals deine Frau sein und das weißt du genauso gut wie ich! Jedenfalls nicht mehr.

Ich habe noch Hoffnung auf ein Leben mit meinem Gefährten. Du weißt wie es sich anfühlt, dieses Teil im Leben zu verlieren, und nie mehr glücklich zu sein"! Sie versuchte ihn irgendwie wach zurütteln. Allerdings stoß sie nur auf taube Ohren.

"Und genau deswegen will ich dich nicht verlieren. Ich habe keine Lust nochmal mein Weib gehen lassen zu müssen. Er hat dich garnicht verdient. Ich schon. Und wenn du nicht mir gehören willst, gehörst du eben keinen! Bis in den Tod vereint. Und jetzt werde ich dich zu mein Eigentum machen" schrie er sie an. Vom wahnsinnig zerstört biss er sie abermals in die gleiche stelle.

Sein Kiefer zerquetschte ihre Schulter und durchbohrte ihre Knochen. Der Schmerz war so groß, dass sie beinah das Bewusstsein verlor. Ihr wurde klar, dass er sie umbringen wollte, und sich davon nicht mehr abhalten ließ. Sie konnte nichts mehr machen. Ihr Zeit war wohl vorbei.

Ihre Knochen knackten unter der Belastung und Blut spritze ihm ins Gesicht. Es war warm und klebrig. Es verteilte sich auf dem Boden und umhüllte sie. Langsam verwandelte sie sich zurück in ihre menschliche Form und sackte komplett in sich ein.

Sie war so froh gewesen ihren Gefährten wieder bei sich zu haben. Diese wunderbaren eisblauen Augen. Das, meistens verwuschelte, blonde Haar. Die zarten berührungen auf ihrer Haut. Die letzte Nacht. Und zum letzten Mal wurde ihr nun die ewig große liebe zu ihm bewusst.

Die Sicht wurde langsam schwarz und ihr Körper schwer. Durch ein Wunder verschwanden die zerreißenden Schmerzen und tiefe Trauer breitete sich in ihr aus. Sie schloss die Augen und träumte. Die Geräusche um sie herum verstummten und alles wurde schwarz. Nur sie war da.

Dann zog ihr leben an ihr vorbei, wie ein Buch. Ein Bilderbuch. Sie sah ihre Eltern und ihren Bruder. Ihre ganze Familie tauchte vor ihr auf. Und mittendrin die kleine Lucie mit einem kleinen Holzschwert, welches ihr Burder ihr schnitzte und schenkte.

Die Burg, das weite Land, die Bewohner, Freunde und zu letzt Bastian. Ein Bild was ihre Tränen entfachte. Sie und Bastian mit einem kleinen Säugling im den Armen.
"Schade dass ich das nicht mehr miterleben werde" sagte sie zur stille.

Lider und Glieder wurden nun schwer und das atmen wurde noch schwerer. Letztlich atmete sie ihren letzten Atemzug ein und genoss die Stille, welche sich nun auch in sie ausbreitete.

Mit einem Lächeln wartete sie auf ihren Tod.

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt