Kapitel 13 - wer sind Wir

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Lucie saß vor dem Feuer und kuschelte sich in die flauschige Decke.  Eine ganze Zeit lang befand sie sich schon mit Bastian in ihrem Zimmer. Er wollte eigentlich mit ihr reden, deswegen war er ja hier. Doch bis jetzt schwiegen beide.

Sein Duft lag im Zimmer und umhüllte Lucie wie die Wärme des Feuers. Beides zusammen hat eine sehr beruhigende Wirkung und ließ beinah einschlafen. Allerdings lag ihr noch was auf dem Herzen.

"Sagt mal, das Gespräch...Von vorhin mit den zwei anderen. Es ging um Liam" dies war eine Feststellung.
Er sah sie einfach ganz ruhig an.
"Wieso...Was hat das zu bedeuten" Nun sah sie ihn auch an.

Zuerst sagte er nichts. Er überlegte was er nun sagen sollte, schließlich wird sie wohl kaum locker lassen und so alles erfahren. Doch man sagte ihm, sie sollte sich selbst an alles erinnern. Jedenfalls an das meiste.

Sie sah ihn fragend an.
"Liam ist eine Sache für sich. Er verfolgt einen Plan der uns allen nicht gefällt" Das war wohl seine Erklärung. Doch das reichte ihr nicht.

"Ist das eine Vermutung"?
"Nein. Wir wissen es. Ich weiß es. Er hat es mir indirekt zu verstehen gegeben, dass er mich fertig machen wird. Das er sich...Es...nimmt" Er starrte nun gedankenverloren ins Feuer und seufzte.

"Das er es sich nimmt? Was wird er sich nehmen. Ich verstehe das nicht".
"Ich würde es dir gerne erklären, aber ich kann und darf es nicht".
"Wieso"?

"Schwer zu sagen".
Eine ganze weile lang war stille. Abgesehen vom knistern des feuerholzes war alles still. Dann kam ihr die eine Vermutung, die alles erklären würde.

"Es hat was mit mir zutun. Stimmts"?
Er sah zu ihr.
"Ich bin mir nicht sicher. Ich kann mich auch an nichts erinnert, aber..." Einen Moment lang überlegte sie "Dieser Ort. Die Leute. Einfach alles. Es kommt mir so bekannt vor. Als wenn ich schon einmal hier war.

Ich kann mich nicht erinnern, aber tief in mir da weiß ich es. Ich glaube hier gehöre ich hin. Oder"?
"Ja". Sie wusste es.
"Wer war ich davor? Was hab ich hier gemacht? Hatte ich viele Freunde hier"?

Bei den Erinnerungen die in ihm aufkamen mußte er schmunzeln.
"Du hattest hier sehr viele Freunde. Ich glaube sogar, dass alle dich hier geliebt hatten. Für sie warst du ihre Prinzessin".

"Ich war eine Prinzessin" fragte sie ungläubig. Er lachte.
"Nicht ganz. Mancher hier hat dich für eine Kriegsgöttin gehalten. Eine Art Schutzengel der über Dounan Castle und dessen Land wacht. Eine sehr große Nummer".

Was? Sie sollte eine Göttin der Kriegskunst sein? Das ein oder andere konnte sie ja tatsächlich aber...
"weshalb"?
"Es gab einen, fast schon schicksalhaften, Tag. Die Burg wurde angegriffen. Viele wollten das du gehst. Dich versteckst. Damit dir nichts zustößt.

Aber du hast nicht nachgegeben und hast das Kommando übernommen. Hast die Angreifer beinah in die Flucht geschlagen. Sie mussten sehr viele Verluste hinnehmen. Wegen dir. Doch ihr wurden, trotz der Mühe, überrannt und festgenomme.

Durch einen...überraschenden Hinterhalt konntest du das Ruder herum reißen und so den Sieg geholt. Und alle befreit. Deswegen".

Wahnsinn. Sie musste ja eine wirklich starke Persönlichkeit gewesen sein.
"Und weiter"? Nun war ihre Neugierde geweckt. Dort saß jemand der sie kannte. Von früher. Und sie wollte noch viel mehr wissen.

"Nichts weiter. An den Rest musst du dich schon selbst erinnern".
"An den Rest. Aber was hat das alles mit Liam zutun"?
"Ganz einfach. Liam betrachtet dich als sein Eigentum. Das ist auch schon das Problem".

"Klar tut er das. Wir sind ja auch zusammen. Oder jedenfalls so eine Art von zusammen. Für ihn bin ich sein ein und alles. Seine zweite 'Luna' sagt er immer. Er hat schon seine erste verloren. Da will er nicht auch noch die zweite verlieren".

Bevor er etwas darauf erwiderte knurrte er mürrisch.
"Von mir aus. Aber das ändert nichts an der Tatsache dass du dein Gefährten noch hast".

Lucie sprang sofort auf und sah ihn mit großen Augen an. Dabei vergaß sie die Decke und stand nur noch im dünnen Seidenhemdchen da.
"Ich habe bereits einen Gefährten"?
Zuerst starrte Sebastian sie einfach nur an.

Dann fing er sich wieder. Dieses Bild würde er niemals vergessen. Schließlich hatte er die 'Bindung' nie vollziehen können.
"Natürlich hast du das. Doofe Frage".
"Wow. Wer ist es" fragte sie neugierig.
"Hör hin. Dein Körper und Geist werden es dir noch früh genug sagen, wenn sie es denn nicht schon haben".

Lucie hörte tief in sich hinein. Und tiefer. Und noch viel tiefer.
Er sah sie ruhig an und hoffte auf ihre Erleuchtung.
'Ich. Ich bin es verdammt! Sie mich an und sag das du es auch spürst'!

Dann sah sie ihn an.
"Ich habe Hunger" war das einzigste was sie fühlte. Im Moment.
Er zog die Augenbrauen zusammen.
"Was"?
"Ich habe Hunger". Er brauchte etwas.
"Das war eigentlich nicht das was ich hören wollte".

Sie setzte sich wieder hin.
"Aber wie soll ich mich auf etwas konzentrieren, wenn ich Hunger habe".
"Es ist nicht mal eine Stunde her seit dem wir gegessen haben". Sie zuckte nur mit den Schultern.

Er überlegte sich, ob er doch nicht etwas nach helfen sollte. Er hatte unglaublichen Heißhunger. Und das Ziel seiner Begierde saß direkt vor ihm. Vielleicht nur ein wenig knabbern? Aber dann könnte er nicht mehr aufhören.

Während er sich in zurückhaltung übte, überlegte Lucie weiter. Wen kannte sie denn alles schon? Eigentlich niemanden so wirklich. Sie drehte sich zu Bastian und beobachtete ihn, wie er an die Decke starrte. Dann durchfuhr es wie ein Blitz.

'Er'

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt