Kapitel 12 - Stürmische Nacht

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Langsam schon Lucie den Vorhang beiseite und sah sich im Zimmer um. Sie schienen das Zimmer verlassen zu haben. Sie ging auf die Tür zu und trat versehentlich auf einen Stabel Papiere, welcher umfiel und ein riesiges Chaos hinterließ.

Hektisch sammelte sie alle Zettel auf und stabelte diese wieder, bevor sie zur Tür ging. Sie drehte am Türknauf, doch die Tür bewegte sich keinen Zentimeter.

"Das ist jetzt nicht wahr! Als ob die jetzt abgeschlossen haben!? Was jetzt"? Sie schlug ihren Kopf gegen den Türrahmen. Nicht die beste Idee die sie jemals hatte, aber wohl besser als nichts. Mehr oder weniger.

Sie lehnte sich an die Wand und sah sich um. Ihr Blick streifte das Fenster. Sie schlug sich die Idee wieder aus dem Kopf und überlegte weiter. Allerdings war das wohl die einzigste Möglichkeit hier herauszukommen. Es sei den jemand hat ihr einen Ersatzschlüssel hinterlassen. Oder Verloren.

Sie kramte in allen Schubläden herum und suchte nach einem Schlüssel. Oder einer klammer. Oder ähnliches. Die Suche blieb erfolglos. Lucie schlürfte zum Fenster und sah hinaus.
Eventuell schaffte sie es zu einem anderen Fenster zu klettern.

Doch sollte sie ausrutschen und fallen, fiel sie direkt in den Graben. Sie würde zwar nass werden, aber zumindest wäre sie nicht in einem dunklen Zimmer eingeschlossen.

Sie atmete paar mal ein und aus und stieg dann aus dem Fenster. Panisch krallte sie sich am Fensterrahmen fest und wagte den ersten Schritt. So gut wie es ging setzte sie einen Schritt nach den anderen und vermied es herunter zuschauen.

Sie kam an ein geschlossenes Fenster. Lucie drückte paar mal dagegen, doch es war geschlossen. Bei dem Versuch es zu öffnen rutschte sie ab, konnte sie aber doch noch am Rahmen halten. Sie sah nach unten und versuchte dort irgendwo halt zufinden.

Als sie endlich wieder festen stand hatte sah sie nach rechts und links. Dann nach oben. Sie musste jetzt ein Stockwerk tiefer sein. Weit und breit war kein Fenster direkt offen. Jedenfalls sah es so aus. Sie entschied sich dafür nach rechts zugehen.

Fast nach jedem Schritt bröckelte etwas von der steinernen Fassade ab und rieselte herunter. Was nicht sehr ermutigend auf Lucie wirkte. Schließlich konnte sie jeden Moment fallen. Wenn Sie Pech hatte, brach sie sich das Genick dabei. Oder in dem Wasser waren kleinen Piranhas, wie in Burg Varas. Doch daran wollte sie nicht denken.

Die Luft und der leichte Regen, der angesetzt hatte, spielten mit ihrem hellen und langem Haar. Das Haar tanzte regelrecht im feucht, nassen Zug. Dann peitschte es ihr ins Gesicht und verdeckte ihr die Sicht.
'oh man. Die Göttin will mich wohl wirklich sterben sehen. Womit hab ich das bloß verdient'?

Aus dem nächsten Fenster kam Licht heraus. Dort waren also Leute. Wirkt bestimmt voll lustig wenn jemand nass vor dem Fenster steht. In 10 Meter Höhe. Bei Gewitter. Langsam kämpfte sie sich vor bis zur Lichtquelle und sah zögernt rein.

Ihr Herz blieb für paar Sekunden stehen als sie ihre beste Freundin im Zimmer sah. Maria lief den Raum hoch und runter und lachte ab und zu mal. Die Steinkante war verdammt rutschig, weshalb sie nur leicht an das Fenster klopfte.

Zuerst blieb Maria mitten im Zimmer stehen und sah irritiert zur Tür. Ging dann aber einfach weiter. Etwas stärker klopfte sie wieder gegen das Fenster und nun schien Maria verstanden zu haben, woher es kommt.

Sie ging zum Fenster und sah Lucie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Erst dann öffnete sie es und legte sich raus.
"Na wen haben wir denn da? Hast dir echt schönes Wetter für...deinen Spaziergang...ausgesucht. Was zum Kuckuck machst du da draußen"?

"Verflucht, darf ich jetzt rein oder nicht" Antwortete sie gereizt.
"Musst ja nicht gleich so zickig sein" sagte Maria und ging beiseite.
Schnell stieg Lucie in den Raum und ließ sich dann erstmal erschöpft auf den Boden fallen.

"Na sieh mal einer an wen das Gewitter hereingestürmt hat".
Lucie sah nach oben und blickte in das Gesicht von dem Mann, dessen Essen sie geklaut hatte.
"Sie hat ein Talent dafür an den merkwürdigsten Orten aufzutauchen" erklärte Maria.

"Ja kenne ich".
"Aber sag mal, was hast du da draußen eigentlich gemacht"?
"Das ist erstmal nebensächlich. Hauptsache ist ich habe wieder festen Boden unter meinen Füßen".
"Dumm gelaufen wenn die Tür abgeschlossen ist" bemerkte er.

Lucie sah ihn an. Er sah Lucie an. Und er fing an zu lachen.
"Tut mir leid, aber das musste sein. Du denkst doch nicht wirklich, dass mir deine Anwesenheit entgangen ist"?
"Du warst einer der drei. Stimmts? Aber wenn du wusstest das ich dort war, wieso hast du nichts gesagt"?

"Keine Ahnung. Aber es hat sich auf jedenfall gelohnt".
Lucie seufzte.
"Keine Ahnung wovon ihr redet aber gut. Lucie? Darf ich dir den Burgherrn  von Dounan Castle vorstellen? Bastian Chester".

In Lucies Kopf fing es an zu ticken. Irgendwo hatte sie den Namen schon mal gehört.
Er reichte ihr die Hand und sie nahm sie dankend entgegen.
"Meinen Namen kennst du ja bereits. Aber nur zur vorsorgen, falls du es nicht mitgeschnitten hast, ich bin Lucie. Nur Lucie".

"Okay. Nur Lucie".
"Ohne das Nur".
Er nickte und ging zu einen der Stühle.
"Wir wollten gerade etwas essen. Du hast bestimmt auch riesigen Hunger" sagte Maria.
"Und ob. Aber wieso speist der Burgherr mit dir allein" fragte sie Maria leise.

"Nicht aus dem Grund, falls du das denkst. Er ist bereits an eine hübsche, weiße Wölfin vergeben".
"Sieht man". Lucie setzte sich mit an den Tisch und sah sich das Festmahl an. Dabei lief ihr das Wasser im Mund zusammen.

Bastian schob ihr seinen Teller zu, da sie ja keinen hatte. Schließlich ist sie ja einfach mittendrin hereingeblatzt. Lucie schaufelte sich den ganzen Teller mit dem roten Obststalat voll und genoss jeden einzigen bissen von den süßen Früchten.

Dabei sah er sie die ganze Zeit und grinste.

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt