Kapitel 8 - so rot wie Blut und weiß wie Schnee

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"Wir könnten auch einfach in der Burg warten. Ich meine Lucie wird sicherlich zu uns kommen. Das war bis jetzt immer so".

Bastian lief direkt geradeaus zum Wald.
"Wenn es stimmt was du sagst müsste sie immer noch irgendwo dort sein".
"Theoretisch schon".

Das reichte Bastian fürs erste.
"Sind diese Anfälle sehr oft"?
"Nun ja. Wenn Sie versucht sich an irgendwas zu erinnern kann das schon mal vorkommen".
"Immer oder wirklich nur gelegentlich" grübelte Bastian.

"Mehr immer als Gelegentlich. Der Vorteil daran ist, dass sie sich fast immer an kleinen Brocken ihrer Vergangenheit erinnern kann. Aber sie sind meistens wirr und ziemlich..." Maria musste erstmal das richtige Wort finden. Allerdings passte es dennoch nicht so gut.

"schwach"?
"Hört sich wirklich nach einer Blockade an. Aber an eine gewollte. Will sie sich den überhaupt erinnern" fragte Sebastian.

"Schon. Aber sie hat große Angst davor".
"Aber wieso sollte Lucie eine Blockade errichten" fragte er sich.
Bis jetzt machte all das keinen Sinn. Jedenfalls für ihn. Er hatte die Hoffnung, durch die Gegend und ihre Burg, ihr wieder ein paar Erinnerungen zu geben und es damit anzukurbeln.

Mittlerweile waren sie schon ein gutes Stück im Wald drin. Er war düster und leise. Der Wind streifte sein schneeweißes Fell und trug einen Geruch zu ihm.

"Riechst du das" erkannte er.
"Ich...Ich bin nicht so gut in sowas. Spuren lesen ist nicht so meins".
Ungläubig schaute er sie an.
"Spuren lesen? Hat doch damit nichts zu tun".
Maria duckte sich ab.

Er seufzte.
"Blut".
"Was"?
"Das ist der metallische Geruch von Blut" erklärte er.
Abwartend und ruhig sah er sich um und suchte nach einer Richtung.

Begeistert folgte Maria seiner Bewegungen.
"Das hat sie auf jedenfall von euch".
Doch er ließ sich gerade jetzt nicht auf ein Gespräch ein.
"Sie liebt es Spuren zu suchen und ihnen hinterher zu hetzen" plapperte sie.

"Maria".
"Wenn ich es mit recht überlegte spielt sie gerne mit ihrer Beute".
"Maria"!
"Und sie treibt sie gerne in eine Falle"
"MARIA"!

"Tut mir leid".
"Jedesmal wenn du redest verrätst du uns" zischte er.
Stillschweigend ging Maria nun mit gesenkten Kopf hinter ihm her.

Sie versucht zwar genau das aufzunehmen was er wahrnahm, aber es funktionierte einfach nicht so wie sie sich das vorstellte.

Langsam flüsterte sie ihm etwas zu.
"Wie werde ich besser".
Bastian blieb geduckt stehen und wartete.
"Wenn man kein Talent dafür hat? Viel Übung. Aber du brauchst nicht alles zu können. Es reicht wenn...Du das kannst was du kannst".

Er drehte sich um und sah sie an.
Maria Spitze die Ohren und konnte tatsächlich etwas hören. Sie war begeistert.
"Siehst du? Du brauchst nur etwas länger".

Stöhnen. Schnaufen. Knurren. Das war es was sie hörte. Und schreie. Aber diese stammten von Menschen männlicher Abstammung.
Oh gott vielleicht ist sie in Schwierigkeiten. Maria rannte los.

"Warte.." schrie Bastian hinterher. Doch den Rest konnte sie nicht mehr verstehen. Wie vom Blitz getroffen rannte sie zu den Geräuschen die immer lauter wurden.

Dann stande sie auf einem Hügel und hatte eine gute Aussicht auf das Szenario unten am Fuß des Bergs.
Sie sah wie eine Gruppe von Jägern um eine weiß-rote Gestalt standen.

Bei genauerem hinsehen war es Lucie, welche gerade einem Jäger den Arm zerriss. Maria hoffte es war nicht ihr Blut, wurde aber von der blutenden und großen Wunde am Bein enttäuscht.

Maria rannte den Berg hinunter und stolperte dabei über ihre eigenen Füße. Schreiend rollte sie nun den restlichen Berg hinab.

Als sie unten wieder einigermaßen bei Sinnen war, erkannte sie wie einzelne Männer auf sie ein schlugen. Lucie währte sie tapfer, aber auch sie wird es nicht mehr lange aushalten und erschöpft zu Boden fallen.

Maria stürzte mitten in die Masse und riss einen von ihr weg. Dabei verscheuchte sie den Großteil.
"Verdammt wieso lässt du dich auch immer auf ärger ein" rief sie ihr zu.
Doch Lucie knurrte sie nur aufgebracht an.

Es waren sechs Männer. Aus einem ihr unerklärlichem Grund hatten alle Bärenfelle an und stanken entsetzlich.
Und sie wollte auch nicht wissen was sie in ihr rabenschwarze Gesicht geschmiert hatten. Sah jedenfalls nicht sehr professionell aus.

Auch wenn sie keine geübten Jäger waren, sah es nicht gut für sie aus. Gegen Schwerter und Speere sind sie ja doch wehrlos.

Einer von ihnen wollte gerade mit seinem Messer auf Lucie einstecken, als sie einen gekonnten Schritt zur Seite machte und so den Arm des Mannes reißen konnte. Er brüllte entsetzlich und schlug auf den großen Wolf vor ihm ein. Doch Lucie besaß nunmal einen Dickschädel.

Während auf Maria drei Jäger fixiert waren und sie so gut abzulenken wie es ging, liefen die anderen zwei zu Lucie und halfen ihrem Kollege.

Ein Schwert traf sie direkt an der Schulter, wo auch die andere Wunde schon war. Es war kein harter schlag und auch nicht sehr tief, dennoch bereitete es ihr unendliche Schmerzen.

Sie Griff nach dem Schwert und riss es dem Besitzer aus der Hand um es auf Distanz zu bringen. Dann sackte sie einfach zusammen und bewegte sich nicht mehr.

Maria hatte die ganze Zeit versucht zu ihr zukommen, doch die Männer ließen sie nicht durch. Sie musste zusehen wie ihre beste Freundin Todesgleich auf den Boden lag und die Jäger ein schweres Fangnetz über sie ausbreiteten.

"Das zähe Biest haben wir schonmal in Sack und Tüten. Das Ding bringt uns garantiert eine Menge Kohle" schrie einer von ihren seinem Kameraden zu.
"So sollte es auch sein. Das Vieh hat uns zwei Männer gekostet und viel Schweiß. Wie sieht es bei euch aus"?

Die Männer welche mit ihr beschäftigt waren fingen an zu lachen.
"Sie ist zwar nicht ganz so schön und kräftig wie der andere, aber auch nicht so gewalttätig".

Einer der Männer rannte von der Seite mit einem Krüppel auf sie zu. Leider bemerkte sie ihn viel zu spät und bekam so die volle Breitseite.

Als sie auf den Boden fiel wurde auch gleich das Netz auf sie geworfen. Das schwere Ding presste ihr die ganze Luft aus der Lunge und erdrückte sie beinah.

"Lucie" schrie sie. Doch sie rührte sich kein bisschen.
Als sie das zweite mal ihren Namen rief, wurde ihre Rechte Pfote vom Speer durchbohrt.
"Halts Maul, scheiß Vieh. Wir wollen doch nicht deine Freundin dort aufwecken" sagte er gehässig.

Doch Lucie regte sich wieder im Netz und fing an zu wimmern.
"Nah super. Toll gemacht".
Verzweifelt versuchte sie an ihre Wunde zu kommen, doch gab es bald wieder auf. Mittlerweile war der Boden unter ihr mit Blut getränkt und das Fell wurde hart und verkrustet.

Auch Maria verließ langsam die Kraft und sackte immer mehr in sich zusammen. Sie fragte sich wo Bastian war und was wohl passiert wäre, wenn sie bei ihm geblieben wär.

Dann wurde alles Schwarz um sie und die Welt ergraute.



Guten Abend meine Lieben :)

Ich wollte nur mal erwähnen, dass ich im Moment nicht sehr viel Zeit habe und deswegen auch etwas weniger Kapitel veröffentlichen kann. Dennoch versuche ich jede Woche mindestens ein Kapitel für euch zu veröffentlichen ^^

Ich habe diesem Kapitel ein Bild angehangen welches ich selber gezeichnet habe. Ist nicht unbedingt das beste aber mir gefällt es :) Was denkt ihr? Wer ist das auf dem Bild?

Bis zum nächsten Kapitel

Eure MissChester

Die Gefährtin des Wolflords Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt