Kapitel 2: Unser erstes Gespräch nach drei Jahren.

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Ich öffne die Küchentür und denke an Gestern. Der Abend war nett. Sara und ich waren in einem kleinen Club und hatten ein wenig Spaß.

Doch jetzt muss ich wieder meinen Pflichten als 'gute' Schülerin nachgehen. Ich gehörte nie zu den 'guten Schülerinnen', zu denen andere Mädchen meines Alters gehörten. Ich mag die meisten Lehrer nicht und sie mögen mich nicht. Dazu hasse ich das Lernen und den meist todlangweiligen Unterricht. Es gibt 1000 Gründe heute nicht hinzugehen, doch ich muss. Nicht wegen meinen Eltern, sondern eher wegen meinem Gewissen. Es scheint nicht so, doch auch ich habe ein Gewissen, auch wenn es fast nie zum Einsatz kommt. Dazu will ich die arme Sara und ihre Männerprobleme nicht allein lasse.

"Bis wann warst du gestern unterwegs, Shay?" Meine Mutter interessiert sich eigentlich wenig dafür, was ich mache, heute anscheinend doch.

"Es wurde nicht sonderlich spät, vielleicht halb 2." "Meinst du das ist gut für dich? Ich frage mich, ob du weißt wie wichtig die Schule ist?"

Ich zupfe mein Kleid zurecht und betrachte den Tisch.

"Meinst du rauchen ist gut für dich? Nein, und du machst es trotzdem. Genauso ist es bei mir auch. Außerdem übertreibe ich es ja nicht."

Sie schüttelt den Kopf. "Shay, ich will nur, dass du dein Leben nicht schon jetzt versaust." Sie legt ihre Hand auf meine Schulter.

Ich lache ironisch. "Danke für deine Meinung."

Meine Mutter und ich haben ein angespanntes Verhältnis...früher war das anders. Noch vor 3 Jahren waren wir cool miteinander. Ich hab ihr meine Probleme erzählt und sie mir ihre. Sie war wie eine Freundin für mich, auch wenn das dämlich klingt. Es war ganz besonders. Aber diese Zeit ist vorbei.

"Ich will nur, dass du dich zusammenreißt. Drogen oder diese ganzen verschiedene Typen machen dich auch nicht glücklich."

"Genug jetzt Mum." Ich verdrehe meine Augen.

Das war zu viel für mich. Meine Mutter sollte mir wirklich keine Ratschläge für ein gesundes Leben geben. Ich stolziere auf meinen High heels aus dem Zimmer und lasse sie allein in der Küche. Abgang perfekt.

-

Die Tür öffnet sich. Keiner der Anwesenden macht nur annähernd den Eindruck, als hätten er sich auf den Chemieunterricht vorbereitet. Der Sinn von Chemie oder der Schule generell ist für mich, wie gesagt, immer noch unauffindbar.

"Wie ihr wisst werden wir bald eine kleine Hausarbeit schreiben. Das bedeutet, dass jeder von euch einen oder zwei Partner bekommt und mit ihnen eine Hausarbeit schreiben muss." Unsere Chemielehrerin betrachtet die Klasse und schüttelt den Kopf, da die meisten ziemlich uninteressiert in der Gegend rumschauen.

Ich hoffe einfach, dass ich jemand erträglichen als Partner bekomme. Meine Klasse hat mich nie wirklich interessiert.

Fast alle Mädchen sind oberflächliche Tussen, die jede freie Moment über andere Menschen lästern und sich cool fühlen, wenn sie feststellen, dass sie ja viel besser sind als der Rest der Welt.

Die meisten Jungs sind Möchtegern Draufgänger. Jeder einzelne von ihnen denkt, er könnte alle Mädchen mit nach Hause nehmen und ihnen gehört sowieso die Welt.

Dann gibt es die Außenseiter, wie zum Beispiel mich. Die, die nicht zu gemeinsamen Festen kommen und sich nicht in die Klassengemeinschaft integrieren. Ich bin stolz einer von diesen besonderen Menschen zu sein.

"So dann hätten wir noch Sara und wen nehmen wir da? Wie wäre es mit Alexander?" Sara schaut mich mit großen Augen an. Alexander Efron war ihr erster Crush. Und ich konnte sie verstehen auch ich habe mal für ihn geschwärmt.

Alexander ist groß und muskulös. Seine dunkelbraunen Haare und seine blauen Augen bilden einen perfekten Kontrast. Sein Gesicht ist makellos und sein Bart macht alles perfekt.

Ich kann verstehen, warum Sara so ausflippt sich mit ihm treffen zu dürfen, aber für mich persönlich wäre er nichts. Zumal ich kein Beziehung eingehen möchte.

Sara springt auf und setzt sich an Alexander's Seite.

"So und unsere letzte Arbeitsgemeinschaft: Shay und...wen haben wir da noch..." Sie kramt in ihrer Tasche, doch mir war sofort klar, wen ich als Partner bekommen sollte.

"Ich denke Justin und Shay arbeiten zusammen."

Justin Drew Bieber war seit drei Jahren in meiner Klasse, nachdem er aus Kanada hier nach Seattle zog. Ich kenne ihn jetzt drei Jahre und habe bisher kein einziges Wort mit ihm gewechselt. Alles was ich von ihm weiß ist, dass er ziemlich wenig redet und Sport liebt. Ich sehe ihn manchmal alleine Körbe werfen. Er hat nicht besonders viele Freunde, müsste an seiner verschlossenen Art liegen. Er wirkt oft verstört, sitzt alleine beim Mittag und macht alleine seine Hausaufgaben.

Ich betrachte ihn. Man muss sagen, er sieht wirklich gut aus. Er hat hellbraunes Haar, das leicht im Licht glänzt und dazu einläd seine Hand durchfahren zu lassen.

Seine Augenfarbe ist direkt auf seine Haarfarbe abgestimmt, das helle braun scheint und zieht meinen Blick förmlich an. Seine Lippen haben die perfekte Form, sie sehen voll und weich aus. Seine Haut ist leicht gebräunt, was daher kommen könnte, dass er viel Sport draußen macht. Justin ist nicht wirklich groß, aber er überragt mich knapp. Wirklich muskulös ist er nicht, er scheint eher schmal. Sein Outfit ist ziemlich einseitig: Er trägt eine enganliegende schwarze Jeans, dazu ein schmalesschwarzfarbenes T-Shirt und ebenfalls schwarze Sneakers.

Mir war sein gutes Aussehen niemals aufgefallen. Ich hatte überhaupt nie über ihn nachgedacht. Aber das bedeutet nicht, dass ich ihn mag. Er kommt mir immer noch seltsam vor.

Am Ende der Stunde gehe ich langsam zu seinem Platz und setzte mich neben ihn.

"Hi." Seine Stimme klingt verschlafen, was an der Uhrzeit liegen sollte. "Hey." Unser erstes Gespräch nach drei Jahren.

"Ich denke wir sind jetzt eine Gruppe", ich versuche das Gespräch zu beginnen.

"Vermutlich."

"Wir sollten uns treffen, damit wir die Arbeit zuhause anfangen können." Ich hole mein Handy raus und öffne mit ein paar kurzen Berührungen den Kalender.

"Am besten du trägst ein, wann du Zeit hast."

"Gut." Er schaut konzentriert auf mein Handy, um dann etwas einzutippen.

Einige Momente später gibt er mir mein Handy zurück und steht auf.

"Wir sehen uns."

Mit diesen Worten lässt er mich eiskalt in der Klasse sitzen. Ich starre auf mein Handy. Er hat morgen, also Samstag, von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr morgens markiert. Wer will um diese Zeit an einem Samstag eine Hausarbeit schreiben? Bei Details hat er eine Handynummer eingetippt, bei Ort eine Adresse.

Ich stecke mein Handy in meine Hosentasche und stehe auf. Langsam gehe ich Richtung Flur und schüttle meinen Kopf.

Justin verwirrt mich. Ich bin in jeder nur denkbaren Art verwirrt von ihm.


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