Kapitel 50: Ich vertraue dir.

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"Justin...", stottere ich. "Ich hätte es nicht lesen sollen, ich wusste das nicht..."

Justin starrt mich an, überrascht davon, dass ich ein paar Minuten, nachdem ich wütend abgedampft war, wieder hier oben vor seiner Wohnung stehe.

"Ich habe die erste Seite gelesen und mir ist einfach bewusst geworden, dass das falsch ist. Es tut mir leid...", während ich rede, fällt mein Blick nach unten, bis ich zuende gesprochen habe. Erst dann schaue ich Justin tief in die Augen und reiche ihm das Buch.

Ich weiß nicht, wie lange die Zeit ist, in der er nichts sagt, aber für mich sind es Stunden.

Schließlich werden seine Gesichtszüge weicher und er räuspert sich, um dann zu sprechen. "Shay, du bist so besonders für mich und ich will dir vertrauen, wie ich keinem anderen vertraue, aber ich brauche Zeit...Gib mir Zeit."

"Ich versuche es." Tief schaue ich in seine Augen. "Ich vertraue dir nämlich auch und wenn du sagst, du brauchst Zeit, dann ist das so. Es tut mir leid."

Ich mache einen Schritt nach vorne und falle ihm in die Arme. Sanft umschlingen seine Arme meine Taile und er hält mich so fest, dass ich wieder dieses geborgene Gefühl bekomme, dass ich jedes Mal bekomme, wenn wir uns so nah sind.

"Mir auch..." Er küsst meine Wange sanft, wobei mein Herz beginnt zu schlagen. "Komm rein."

Er schließt die Tür hinter mir und lächelt mich müde an.

-

"Ich würde es dir gerne vorlesen.", flüstert er, während wir nebeneinader an der Heizung der Küche lehnen.

"Das musst du nicht Justin, echt nicht.", ich schließe meine Augen, während ich mich näher an ihn kuschle und er seinen Arm über meine Schulter legt. Mein Körper ist an seinem Oberkörper gelehnt und ich spiele mit seinen Fingern.

"Doch, ich möchte es aber.", murmelt er lauter.

"Du willst es nur tun, weil ich dich sozusagen dazu gedrängt habe, durch das was ich vorhin gesagt habe. Ich möchte nicht, dass du dich gezwungen fühlst. Ich mag dich, auch ohne, dass ich weiß, was dort drin steht." Ich zeige auf das Buch, das er wie einen Schatz, fest in seiner Hand hält.

"Shay...als du vorhin sagtest, dass du das nicht mehr willst, da dachte ich es ist vorbei. Ich will dich nicht verlieren..." Er atmet tief durch. "Ich kann es nicht. Ich möchte dir einfach jetzt meine Vergangenheit geben, dann können wir die Gegenwart beginnen."

Schweigen erfüllt den Raum und ich nicke langsam.

"Ich vertraue dir Shay, ich vertraue dir wirklich.", lächelnd kommen seine warmen Lippen meinen näher und ich spühre seinen Atem, der mir eine Gänsehaut bereitet. Mein Herz klopft wie wild, was mich an unseren ersten schüchternen Kuss am See erinnert. Nie hätte ich gedacht, dass es soweit kommen könnte, damals zumindest noch nicht.

Unsere Lippen vereinen sich und ein zärtlicher Kuss entsteht. Erst nach einigen Sekunden lösen wir uns.

Justin klappt das Buch auf und liest erneut die erste Seite vor, um dann umzublättern. Seine Stimme ist ruhig, aber ein leichter Hauch von Anspannung liegt ebenfalls drin. Er ist aufgregt.

Seite 2

Wie ich hierher kam.

Ich habe meine Mutter geliebt. Wirklich. Sie war für mich die stärkste Frau der Welt und ich bin es nicht wert ihr Sohn zu sein. Wirklich nicht. Das ist der Grund, warum ich hergekommen bin. Die Drogen, die Mädels, das Geld. All das sind Dinge, die für mich nicht mehr wichtig sein sollen. Deswegen bin ich in dieser Entzugsklink gelandet, weil ich nicht so werden will wie der, der meine Mutter umgebracht hat: Mein Vater.

The Search {German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt