Kapitel 29: Regen ist schön.

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Justin's POV

Ihre Haare, die von der leichten Brise durchgewirbelt werden, ihre weiche Haut, dessen Taunt perfekt zu ihren Augen und ihren Haaren passt, ihre vollen Lippen, die verführerisch und gleichzeitig samtweich aussehen, ihre Augen, dessen tiefes Braun meine anziehen und ihr wunderschönes Lächeln, das jede Zelle meines Körpers glücklich macht. Sie ist perfekt.

Ich habe das Verlangen sie zu küssen. Ich möchte ihr zeigen, wie gern ich sie mag. Ich möchte ihr zeigen, dass ich sie auch mit Tränen in den Augen wunderschön finde. Ich möchte ihr sagen, dass jeder Makel an ihr perfekt ist. Ich möchte ihr sagen, dass sie mehr als nur eine Freundin für mich ist.

Aber das kann ich nicht. Nicht in diesem Moment. Ich weiß, dass ich es ihr irgendwann sagen muss, dass ich sie mit anderen Augen sehe als sie mich, aber nicht in diesem Moment.

Ich weiß nicht, was ihr Vater ihr gesagt hat oder was Tyler ihr angetan hat, aber ich weiß, dass ich jetzt für sie da sein sollte und sie einfach nur im Arm halten sollte, damit sie sich sicher fühlt.

Ich umfasse ihre Taile ganz sanft, sodass sie sich nicht bedrängt fühlt und streichle ruhig über ihren Rücken. Ich spüre ihre Tränen, die auf meinem Pullover laden und höre ihr leises Schluchzen neben meinem Ohr. Es tut weh, sie so zu sehen.

"Ich bin da, ok? Egal was passiert ist, es ist jetzt vorbei." Ich wispere leise in ihr Ohr und schmiege mein Gesicht an ihres.

"Es ist nicht vorbei Justin..." Sie tut sich schwer damit zu reden, was an ihrem unruhigen Atem liegt.

"Ich bringe dich jetzt woanders hin und dann reden wir darüber, ja?"

"Ja ok, aber bitte bleib einfach bei mir." Sie löst sich aus der Umarmung und schaut mich an.

Ihr Blick spricht Bände. Es ist so, als könnte ich die tiefe Trauer und Angst förmlich in ihren Augen sehen.

Ich greife nach ihrer Hand gebe ihr damit zu verstehen, dass ich sie nicht mehr loslassen werde.

Manchmal glaube ich, dass es falsch ist, was ich hier mache. Ich tröste sie und mache Dinge, die ihr Freund eigentlich machen sollte und nicht ich, der nur einer ihrer Freunde ist.

Trotzdem fühle ich mich verpflichtet, mich um sie zu kümmern, auch wenn ich für sie nur ein Freund bin.

Ich halte ihr die Tür auf und sie lässt sich auf den Beifahrersitzt fallen. Ich merke, dass es ihr nicht gut geht und ich will versuchen sie heute irgendwie abzulenken. Egal, was passiert ist, sie sollte abgelenkt sein.

Wohin ich mit ihr fahren will, weiß ich auch noch nicht, aber ich weiß, dass es ein Ort sein soll, an dem sie sich wohlfühlt.

"Ok Shay, wir spielen jetzt ein Spiel.", ich lächle als ich mich ebenfalls in das Auto setzte. Sie lehnt sich mit dem Kopf gegen das Fenster und schweigt.

Ich blicke aus dem Fenster. Es sieht so aus, als würde es gleich regnen. Die Wolken bedecken den ganzen Himmel und tauchen alles in einen grauen Schleier.

"Ich fahre los und du sagst, wo wir halten sollen. Wir fahren einfach los und irgendwann sagst du Stop und wir halten an, gut?" Sie bleibt ruhig und nickt langsam. Immer noch starrt sie aus dem Fenster, ohne mich zu anzuschauen.

Ich starte das Auto und fahre einfach in eine Richtung. Ich höre ihr leises Wimmern und Schluchzen. Ich würde alles tun, damit es ihr besser geht. Alles. Aber ich weiß, dass ich sie jetzt einfach in Ruhe lassen muss und fahren sollte. Soweit weg wie möglich.

-

Die Straßen werden steiniger und die Wälder dichter. Wir fahren jetzt schon etwa eine Stunde durch die Gegend und schweigen beide.

"Viele bezweifeln, dass es in Seattle Wälder gibt, aber es ist tatsächlich eine der grünsten Städte überhaupt, wusstest du das Shay?" Ich durchbreche die Stille, doch sie würdigt mich nicht eines Blickes. Sie lehnt ihren Kopf immer noch gegen die Fensterscheibe. "Als ich hergezogen bin, habe ich mich oft in den Wald zurückgezogen. Das Grün der Bäume und die endlose Stille geben einem das Gefühl, allein auf der Welt zu sein. Wenn ich hier war, konnte ich meine Probleme vergessen."

Sie hebt ihren Kopf und schaut mich zum ersten Mal seit dem Anfang der Fahrt an. Ihre Wangen sind rot und ihre Augen glasig. Ihr Blick ist bestimmt und durchdringend.

"Können wir irgendwo im Wald halten?" Sie legt ihre Stirn in Falten.

Ich nehme ihre Hand und lege unsere beiden Hände auf ihrem Schoß ab. Dann konzentriere ich mich wieder auf das Fahren.

"Es wird aber regnen, denke ich." Der Himmel wirkt dunkler, als noch vor ein paar Minuten. Die Wolken verdichten sich und ich höre die ersten Regentropfen, die gegen die Fensterscheiben prasseln und einen lauten Ton von sich geben.

"Regen ist schön. Man fühlt sich frei." Sie nuschelt leise.

"Meine Mutter sagt immer: Jeder der denkt, dass Sonnenschein pures Glück ist, hat noch nie im Regen getanzt." Ich lache. "Sie hat die verschiedensten Sprüche auf Lager. Ich hab nie im Regen getanzt und weiß, dass es sich sicher nicht gut anfühlen muss. Alles nass und unbequem, außerdem schrecklich kalt."

"Bleib stehen." Shay hält die Hände hoch und schließt ihre Augen. "Wir tanzen jetzt im Regen."

Ich öffne meinen Mund. Was sagt sie da? Wir sollen jetzt mitten im Wald im Regen tanzen?

"Komm." Sie lächelt schüchtern. Das erste mal seit dem ich sie heute morgen gerettet habe.

Sie öffnet die Tür und winkt mich mit der Hand zu sich. Sie findet es sicher amüsant mich dazu zu zwingen, weil sie weiß, dass ich ihr niemals so einen Wunsch abschlagen würde.

Ich steige aus dem Auto, um mit dem wunderschönsten und perfektesten Mädchen im Wald im kalten Regen zu tanzen.

The Search {German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt