Kapitel 66: Ich brauche dich zum Leben.

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Justin's POV

"Sie hat gesagt heute, oder?" Ich laufe nervös hin und her und starre auf die Uhr. Sie zeigt an, dass es schon 22 Uhr ist. Ich beiße mir aufgeregt auf die Lippe.

"Sie hat gesagt, dass sie heute kommt. Mehr kann ich dir nicht sagen Justin.", beruhigt Blaire mich.

"Ich warte schon so lange. Über eine Woche haben wir nicht miteinander geredet." Traurig starre ich auf den Boden. "Genau 12 Tage sogar..."

"Was ist, wenn es nicht so wird, wie du es erwartest?", fragt sie nach.

"Dann weiß ich nicht, wie es weiter gehen soll..." Nachdenklich halte ich meine Hand vor mein Gesicht. "Ich will mir garnicht vorstellen, wie alles ohne sie ist."

Blaire nickt zustimmend. Sie scheint mich zu verstehen, obwohl sie immer behauptete, nie verliebt gewesen zu sein.

Ich zucke zusammen, als ich die Klingel höre. Endlich scheint sie da zu sein. Schnell checke ich mein Aussehen in dem Spiegel, der im Flur hängt und öffne die Tür dann mit ernsten Gesicht.

"Hi.", flüstert sie schüchtern. Sie trägt einen roten Jumpsuit, dazu passenden Lippenstift, natürliches Make-up und eine Tasche, die sie locker mit beiden Händen vor sich festhält. Ihre Haare sind in einem Zopf zusammengebunden. Sie scheint sich aufgestylt zu haben, wegen mir?

Ich lecke mir über die Lippen. Sie ist attraktiver aus, als jede Frau, die ich bisher gesehen habe. Ihr Verhalten und ihr Blick machen sie perfekt und bringen sie auf eine ganz andere Liga, die nie ein anderer Mensch erreichen könnte.

Ich frage mich, ob sie mit anderen Typen zusammen war, in der Zeit, in der wir nicht geredet haben. Es würde mir wehtun, wenn es so wäre. Und ich weiß, dass sie das Recht hat, mir weh zu tun, für all das, was ich getan habe.

"Hey.", antworte ich. Ich mache einen Schritt auf sie zu, aber ich weiß nicht, ob ich sie umarmen soll oder ihr die Hand geben soll.

Sie zeigt ganz klar, was sie möchte, als sie mit erhobenem Kopf an mir vorbei in die Wohnung geht. Ihre Schuhe machen Geräusche, wenn sie den Holzboden berühren.

"Ich habe deine Sachen hier rein getan." Ich reiche ihr eine große Kiste. Darauf steht Shay in Schönschrift. Ganz oben liegt das Bild von Jaxon, was sie eigentlich erst übermorgen an ihrem Geburtstag bekommen sollte.

"Danke." Sie presst ihre Lippen aufeinander. Ich merke erst jetzt, dass sie noch kein mal Blickkontakt aufgenommen hat. Ich kann sie nicht genau einschätzen, wie sauer sie ist und ob sie darüber nachdenkt uns noch eine Chance zu geben.

"Ich bin nicht nur hier, um meine Sachen abzuholen...", sagt sie mit nachdenklicher Miene. "Ich habe Blaire getroffen und sie sagte, du hast mir noch etwas zu sagen...Ich werde es mir anhören. Alles. Aber du weißt ja, dass du mich so sehr verletzt hast."

Am liebsten würde ich jetzt ihre Hand nehmen. Sie einfach umarmen, sie küssen und zärtlich über ihren Rücken streichen. Einfach als Entschuldigung, um ihr zu zeigen, dass ich sie immer noch liebe und es immer getan habe. Aber es geht nicht.

"Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Du bist die Liebe meines Lebens Shay. Du bist alles für mich. Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde, als wir uns das erste Mal richtig kennengelernt haben..." Ich sehe, dass sie gelangweilt auf die Wand starrt. "Was ich eigentlich sagen will...Ich habe dich angelogen, weil ich wusste, dass du das alles nicht gut finden würdest. Und ich wollte dir nicht wehtun. Aber es tut mir leid, mehr als alles andere. Ich will einfach, dass das hier weiter existiert. Ich weiß, es wird schwer damit zu leben, aber ich kann dich nicht verlieren. Du weißt, dass wir uns brauchen. Ich brauche dich zum Leben Shay." Ich atme durch und schaue ihr direkt in die Augen. "Bitte gib uns noch eine Chance. Ich habe so gelitten in den letzten Tagen und ja ich habe es verdient, aber ich werde meine Gefühle einfach nie abstellen können und ich weiß nicht, wie es dir geht..."

"Justin...Ich will dir nur eine Sache sagen. Ja ich brauche dich auch. Ich meine, ich liebe dich mehr, als ich je dachte einen Menschen lieben zu können und die letzten Tage waren härter als alles, was ich erlebt habe. Ich vermisse dich." Sie schließt ihre Augen für einige Sekunden. Ich weiß, dass sie gerade damit kämpft nicht zu weinen. Dafür kenne ich sie gut genug. "Ich will einfach nicht, dass du ihn umbringst und dann womöglich verhaftet wirst oder sonst etwas. Ich kann das nicht zulassen. Ich will doch einfach nur, dass wir zusammen sind..."

Ich mache einen Schritt auf sie zu und nehme ihre Hand. Sie weicht nicht zurück oder zuckt zusammen. Sie lässt ihre Hand einfach bei meiner.

"Ich verspreche dir, dass ich aufpassen werde. Ich will einfach nur, dass meine Mutter ihren Frieden finden kann..." Ich komme ihr näher, so dass sich unsere Lippen fast berühren. Ihr Atem ist spürbar und sie starrt mich nervös an. "Es tut mir so unfassbar leid Shay."

Statt etwas zu sagen küsst sie mich kurz und reißt ihre Augen auf, um mich verwirrt anzuschauen.

"Du hast mir gefehlt. So sehr.", haucht sie leise. "Ich sollte sauer sein...aber ich kann nicht."

Sie küsst mich erneut. Dieses Mal länger. Ich lächle während sie ihre Augen schließt. Mein Herz beginnt schneller in meiner Brust zu schlagen. Ihre Berührungen haben mir gefehlt. Ihre Art mich anzusehen. Ihre weichen Lippen küssen meine Wange zärtlich und mein Gerhin ist von dem Moment vernebelt.

Leicht rosa schimmert ihre Haut und sie scheint den Moment genauso zu genießen, wie ich es tue. Sanft schließe ich sie in meinen Arm und küsse ihren Hals herunter. Endlich ist sie wieder hier, ganz dicht bei mir, wo sie hin gehört.

Shay's POV

Ich schaue ihm in die Augen. Jede seiner Küsse auf meinem Nacken fühlt sich wie ein Stromschlag an, der sich in meinem Körper ausbreiten. Das ist was ich vermisst habe. Dieses magische Gefühl, wenn ich in seiner Nähe bin. Diese Aufregung bei jedem Kuss und bei jeder Berührung. Dieses Gefühl, dass nie verblasst, wenn ich bei ihm bin.

Ich weiß, ich sollte sauer auf ihn sein, aber es geht nicht. Mein Körper und mein Herz scheinen unaufhaltsam süchtig nach ihm zu sein. Dennoch hat er mir so weh getan, das soll ich nicht vergessen.

"Das geht nicht.", murmle ich. Sofort wendet er sich von mir ab und tritt einen Schritt zurück.

Ich halte tiefen Blickkontakt mit ihm. Und betrachte ihn von oben bis unten. Was machst du dir vor?

So plötzlich, wie ich mich von ihm angewendet habe, gehe ich wieder auf ihn zu und komme so viel näher bis unsere Lippen sich fast berühren. Ich gebe schließlich nach und küsse ihn leidenschaftlich. Er küsst mich zurück und legt seine Hände unter mein Oberteil. Langsam lasse ich meine Zunge in seinen Mund gleiten und bereite dem Kuss einen Höhepunkt, in dem ich seine Zunge berühre. Meine Hände liegen auf seinem Hinterkopf und ich schließe meine Augen.

Ich hätte gehen können, ich hätte widerstehen können, aber ich konnte nicht. Ich weiß, dass dieses ganze Thema mit seinem Vater nicht abgeschlossen ist und es wird mich belasten. Aber jetzt gerade will ich nicht über meine Zukunft nachdenken. Jetzt denke ich nur darüber nach, was Justin und ich gleich tun werden.

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