Kapitel 52: Du liebst ihn doch...

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"Shay ich weiß, dass es blöd gelaufen ist...Ich wollte dir nur sagen, dass es ok ist, wenn es vorbei ist. Es hat alles sowieso keinen Sinn mehr. Du warst mir wichtig und ich habe dich verloren, was für einen Sinn soll das hier haben?" Er atmet tief aus und es rauscht am Ende der anderen Leitung. "Ich will dir nur sagen, dass du mir wichtig bist und mir alles bedeutest. Danke für alles, was wir hatten. Du hast mir mehr gegeben, als je ein anderer Mensch und dafür bin ich dir dankbar...Shay pass auf dich auf und mach was aus dir, du bist wunderbar und ich hoffe, dass du jemanden findest, der dich beschützen kann, wenn ich es nicht mehr kann. Ich wollte alles für uns tun...weil ich dich liebe. Ich liebe dich wirklich Shay. Aber jetzt..." An der Stelle bricht die Aufnahme ab und übergeht in ein lautes Rauschen. Wieder drücke ich auf Wiedergeben. Wieder höre ich mir seine Worte an. Tränenüberströmt.

"Sie können jetzt zu ihm." Eine Krankenschwester stupst mich an. Gedankenverloren stecke ich mein Handy ein. Ich darf jetzt zu ihm.

Langsam öffne ich die Tür des Zimmers, um die Augen aufzureißen und sprachlos meinen Kopf zu schütteln. "Oh mein Gott."

6 Stunden zuvor

"Sara?" Mein Stimme ist dünn und leise.

"Shay bist dus?", fragt sie verwirrt, als ich mein Handy näher an mein Ohr drücke, damit sie mich besser verstehen kann.

"Ja...", berichte ich, während ich meine Haare auf eine Seite fallen lasse.

"Was ist passiert?" In ihrer Stimme liegt Sorge.

"Justin hat mich in ein paar Sachen angelogen. Seine Mutter ist tot und er lebt mit seinen Geschwistern allein, weil ihr Vater sie getötet hat und...", sprudelt es aus mir heraus, ohne darüber nachzudenken, ob Justin es in Ordnung fände, wenn ich Sara davon erzähle. "Und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Sara hilf mir."

"Wo bist du gerade?"

"Ich bin erstmal aus der Wohnung. Sara ich weiß nicht, was ich sagen sollte. Was soll ich tun?", verzweifelt kneife ich meine Augen zu.

"What?", entsetzt spricht sie lauter ins Telefon. "Er war immer für dich da und du erfährst, dass sein Leben so hart ist und gehst. Er denkt doch jetzt bestimmt, dass du ihn verlässt und mit solchen Sachen nichts zutun haben willst. Das ist das hässlichste Gefühl, das man wem geben kann."

"Ich wollte das doch, aber Sara, ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Das macht das alles so kompliziert. Er hat praktisch schon eine Familie und dazu so eine harte Lebensgeschichte, ich weiß nicht, wie ich damit klarkommen soll."

"Du machst es komplizierter als es ist und verletzt ihn. Geh zurück Shay. Du liebst ihn doch..." Bei dem letzten Satz spricht sie besonders deutlich.

"Ich weiß es nicht, ob ich es schon tue..." Ich lasse eine kurze Pause. "Aber du hast schon Recht."

Recht zügerlich mache ich schon einige Schritte zurück zu Justins Tür und rede weiter. "Danke fürs zuhören, Sara." Kurz lächle ich, lasse meinen Blick aber dann wieder ernst werden.

"Kein Problem. Shay, er tut dir gut und es ist ein toller Mensch. Ihr müsst lernen zu akzeptieren, was der andere für eine Vergangenheit hat oder was für Umstände sein Leben hat."

Ich nicke zustimmend, obwohl sie es nicht sieht. "Stimmt...Danke. Ich ruf dich später an, bis dann."

Sie verabschiedet sich ebenfalls und legt auf, woraufhin ich wieder zu Justins Tür zurücklaufe.

Justin's POV

An der Wohnungstür angelehnt sitze ich im Hausflur. Mein Kopf scheint zu explodieren. Alles, was heute passiert ist, macht mich innerlich fertig und ich weiß nicht wohin mit den ganze Gefühlen. Meine eigene Vergangenheit nochmal zu durchleben und sie an die Person weiterzugeben, die mir am meisten am Herzen liegt, ist pure Qual. Ich wusste, dass es so enden würde und das macht mich kaputt.

Meine Augen starren seit geraumer Zeit auf den kalten Boden. Warum kann ich nicht einfach normal aufgewachsen sein? Dann könnte ich Shay jetzt meinen Eltern vorstellen, unsere Liebe würde sich normal entwickeln können und mir stände nicht immer so viel im Weg. Aber ich bin nicht normal.

"Justin, ich habe mich heute schon so oft entschuldigt und der ganze Tag ist irgendwie schlimm für mich, aber ich will, dass du weißt, dass das zwar schwer für mich ist, aber ich dich zu sehr mag, um das hier wegzuwerfen." Als ich hochschaue, sehe ich Shay, die vor mir steht.

"Ich wusste du würdest damit nicht klarkommen und ich verstehe das...", murmle ich fast unhörbar.

"Hör mir zu. Das alles hier ist kompliziert und ich muss mich daran gewöhnen, aber du bist so gut für mich und ich habe in dieser kurzen Zeit soviele Gefühle für dich entwickelt und ja das ist ungewohnt für mich, aber ich kann dich nicht mehr loslassen. Ich kann es nicht mehr und will es nicht mehr. Was ich eigentlich fragen wollte ist: Darf ich sie kennenlernen?", fragt sie mich.

"Wen?" Verwirrt blicke ich sie an.

"Jazzy und Jaxon und deine ganze Vergangenheit, die dich belastet. Ich will wissen, wer der Mensch ist, der mir soviel beudetet." Ihr schüchternes Lächeln erfüllt den Raum und ich presse meine Lippen wortlos gegen ihre, nachdem ich aufgestanden bin.

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