Kapitel 9: Der Geschmack der Freiheit.

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Die Decke besteht aus morschen Balken, die vermutlich nicht mehr lange halten werden. Die gelbe Tapete, die eigentlich mal weiß war, blättert langsam ab. Der Teppich hat seine besten Zeiten längst gesehen. Auf dem kleinen Holzschrank, der neben dem Bett steht in dem ich liege, findet man einige gebrauchte Zigaretten und eine halb leere falsche Tequila.

Nicht der beste Ort zum leben, aber immerhin ein Dach über dem Kopf.

Es klopft an der Tür. Ich richte mich auf und sehe wie sich die alte Holztür öffnet.

"Ich dachte ich bringe dir was zum Frühstück." Toby kommt auf mich zu.

Ich kenne Toby schon ewig. Wir haben uns damals auf meiner ersten Party kennengelernt. Nach der Sache musste ich abschalten und bin dann auf die Party einer früheren Freundin gegangen. Das war ganz schön ungezogen für mich zu der Zeit. Ich lache. Zumindest hatte ich ihn dort kennengelernt.

Später hatten wir für kurze Zeit eine kleine Affäre. Ich weiß, dass er sofort wieder etwas mit mir anfangen würde, wenn ich nur wollte. Aber ich will nicht. Toby dealt und mit Dealern sollte man nie etwas anfangen. Das könnte einen in Schwierigkeiten bringen. Es ist schon eine Gefahr, dass ich in der nächsten Zeit bei ihm wohnen will. Aber im Moment habe ich keine andere Wahl und ich weiß, dass Toby sich hervorragend um mich kümmern wird.

Er stellt ein Tablett vor mich hin. Sein Shirt lässt mich schmunzeln. Enjoy my cock ist wohl der philosophischste Spruch, den ich je auf einem T-Shirt lesen durfte.

"Ich habe nicht viel da, aber das wird reichen."

Ein Apfel, ein Joghurt und drei bunte Pillen sollten also mein Frühstück sein?!

"Danke Toby. Auch nochmal danke, dass ich hier wohnen darf." "Kein Problem. Finde ich gut, dass du ausgezogen bist. Du bist jetzt frei Shay, keine Regeln mehr, keine Aufpasser." Er setzt sich neben mich auf das Bett. Ok, es geht in die falsche Richtung.

"Ja du hast Recht, Toby."

Langsam kommt er näher. Seine Hand bewegt sich zu meinem Oberschenkel. Wie sich die Stimmung in wenigen Sekunden ändern kann...

"Hab ich doch immer." Er flüstert leise in mein Ohr. Ich komme nah an sein Ohr ran und beginne ebenfalls zu flüstern. "Nicht immer, nicht immer. Ich esse jetzt in Ruhe mein Frühstück, das solltest du auch tun."

Mit einer Bewegung schnappe ich mir meinen Joghurt und entferne mich von ihm. Ich lächle fröhlich und konzentriere mich auf das Essen.

Er schaut mich erst verwirrt und dann etwas genervt an.

"Ich gehe dann mal, genieß dein Frühstück." "Danke."

Als er das Zimmer verlässt, bin glücklich, dass meine Abwendeaktion so gut geklappt hat, er scheint nicht großartig verärgert zu sein und ich habe ihn doch vom Hals.

Toby sieht gut aus, so kann man es nicht sagen. Er hat dunklere Haut, schwarze Haare und dunkle Augen. Sein Körper ist perfekt trainiert. Aber mit Dealern werde ich nie wieder etwas anfangen. Das hat mich schon einmal in Schwierigkeiten gebracht. Vor etwa einem Jahr wurde ein Dealer direkt in unserem Haus abgeführt. Ich musste einen Haufen Fragen beantworten und hatte die Polizei erst nach Wochen vom Hals. Einmal und nie wieder hab ich mir geschworen.

Ausserdem bin ich in letzter Zeit nicht in der Stimmung für was schnelles. Es fühlt sich einfach falsch an, ich weiß nicht was mit mir los ist.

Mein Handy vibriert.

Eine neue Nachricht von Justin Bieber

Von: Justin An: Shay

Wo bist du? Deine Mutter meinte du bist ausgezogen?!?

Ich werde ihm nicht antworten. Ich bin immer noch sauer auf ihn und das wird auch noch so bleiben. Warum sollte ich ihm sagen, wo ich wohne, wenn er mir so viel verschweigt? Mein Handy vibriert erneut.

Von: Justin An: Shay

Ich hab gesehen, dass du online warst!!! :D Antworte mir. Ich mach mir echt Sorgen um dich.

Er ist hartnäckig, anders kann man es nicht sagen. Ich muss sagen, ich finde sein Verhalten irgendwie süß.

Von: Shay An: Justin

Ja bin ich.

Das muss reichen. Ich habe im Moment keine Lust auf einen unangekündigten Besuch von ihm.

Von: Justin An: Shay

Shay, wo bist du? Geht es dir gut? Hast du ein Dach über dem Kopf?

Er führt sich schlimmer auf als meine Mutter.

Von: Shay An: Justin

Du bist nicht mein Vater. Hör auf so zu tun als wärst du's. -.-"

Klar war das grad fies, aber damit muss er nun mal leben. Er ist nicht für mich verantwortlich.

Als ich sehe, dass er online war, aber nicht zurückschreibt, weiß ich, dass er vermutlich verärgert ist und das Gespräch jetzt beendet ist.

Ich esse mein restliches 'Frühstück' auf und lege mich dann hin, damit es wirkt.

Ich schätze, ich werde in den nächsten Tagen nicht zur Schule gehen. Ich muss mich hier erst einmal einleben. Das Leben hier ist anders als das, was ich bisher geführt habe. Toby ist dafür bekannt ziemlich viele Partys zu veranstalten, das Leben hier wird aufregend und ich habe nichts dagegen. Ein bisschen Aufregung schadet nie.

Langsam merke ich wie mein Frühstück wirkt. Ich lege mich auf mein Bett. Kurz bekomme ich einen Schreck, weil es so quietscht als würde es gleich einbrechen. Ich schließe meine Augen und öffne sie wieder. Ich merke, wie ich in Trance falle und alles eine andere Farbe annimmt.

Doch statt den Raum zu betrachten, schließe ich meine Augen. Mein Herz beginnt zu rasen. Ich habe den Moment erreicht, in dem ich meine Gedanken nicht mehr beherrschen kann. Ich denke an ihn. Ich weiß, ich sollte es nicht, aber ich denke an ihn. Langsam gestehe ich mir ein, dass ich vermutlich verliebt bin. Ein Gedanke, den ich im normalen Zustand sofort verdrängen würde. Aber jetzt ist es anders. Ich bin offiziell verliebt in Mystery Boy.

The Search {German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt