Kapitel 28: Bitte bleib einfach für immer bei mir und lass mich nie wieder los.

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Ich drücke die Türklinke erneut runter, aber die Tür lässt sich nicht öffnen. Langsam werde ich nervös.

"Tyler?" Ich rufe laut seinen Namen, damit er mich hört, wo auch immer er ist.

Es bleibt still und ich sehe mich um. Der Raum sieht genau so aus wie gestern. Eine zweite Tür gibt es nicht und die Fenster sind klein und an der Decke angebracht. Ich fahre mir durch die Haare und überlege angestrengt, was ich machen soll. Mein Herz schlägt schneller. Hat Tyler mich hier eingesperrt? Was soll das? Und vorallem warum das Ganze?

Plötzlich höre ich Stimmen auf dem Flur. Ich schleiche leise zur Tür und drücke mein Ohr dagegen. Eine Stimme stammt von Tyler. Die andere ist mir bekannt, aber ich weiß nicht, wer es ist.

"Danke Tyler, das Geld bekommst du später." Die Stimme gehört einem Mann und ich bin mir sicher, sie schonmal gehört zu haben.

"Gehst du jetzt zu ihr rein, Dad?" Es ist also Tylers Vater. Ich kenne ihn nicht, was mich wundert.

"Ja, warte hier." Die Stimme wird lauter, weil sie näher an die Tür kommt.

Ich erstarre und wende mich von der Tür ab. Mein Körper zittert und ich weiß nicht, was gleich passiert. 

Als sich die Tür öffnet bin ich sprachlos. Tränen steigen in meine Augen und ich stehe bewegungslos in der Mitte des Raumes. Das Adrenalin fließt durch meine Adern und ich spüre mein Herz, das heftig in meiner Brust schlägt.

"Shay..." Mein Vater kommt einen Schritt auf mich zu. Er reibt seine Hände nervös an seiner Hose ab.

"Was hat das alles zu bedeuten?" Meine Stimme ist wegen den Tränen belegt, aber ich denke, er versteht mich.

"Ich muss mit dir reden und deswegen hab ich Tyler gesagt, dass er dich hierhin bringen soll. Es ist wichtig." Er verschließt die Tür hinter sich und dreht den Schlüssel einmal. "Hör mir einfach zu."

Ich halte meine Hände vor meinen Mund und weiß nicht was ich sagen soll. Der Abend mit Tyler war geplant. Alles wat geplant und das nur, damit mein Vater mit mir reden kann.

"Deine Mutter hat mich vor ein paar Wochen benachrichtigt, weil sie eine wichtige Info für mich hatte." Er schließt seine Augen und macht ein schmerzverzehrtes Gesicht. "Ich bin nicht dein Vater, Shay."

Meine Gedanken drehen sich. Ich kneife meine Augen zusammen und hoffe, dass Alles ist ein Traum. Ich wünsche mir, dass ich meine Augen öffnen kann und einfach in Justins Armen liegen kann, wo ich sicher bin. Doch als ich die Augen öffne bin ich nach wie vor in Tylers Wohnzimmer mit dem Mann, von dem ich dachte, er sei mein Vater. Ich lehne mich zurück und lasse mich auf das Sofa fallen. Mein Bauch schmerzt und ich weiß nicht mal wieso.

"Das ist viel für dich, ich weiß..." Er setzt sich neben mich auf die Couch und legt einen Arm auf meine Schulter. "Es tut mir leid, ich wusste es selbst nicht."

Ich schaue ihn nicht an. Ich sage nichts. Ich fühle nichts. Das einzige, was ich mache ist, die Wand anstarren.

Von draußen kommen Stimme und ich hebe den Kopf.

"Was ist mit Tyler? Ist er dein Sohn?" Ich gucke ihm nicht in die Augen, aber er weiß, dass die Frage an ihn gestellt ist.

"Ja, er entstand bei einer Affäre. Damals kurz bevor ich und deine Mutter zusammengekommen sind."

Ich beiße auf meine Lippe. Eine Träne fließt über meine Wange und ich schluchzte leise, ohne es richtig zu wollen.

Tyler ist der Sohn meines angeblichen Vaters. Man müsste meinen, der Schmerz zerreißt mich, aber ich fühle nichts. Mein Herz ist leer.

Ein lautes Geräusch durchbricht die Stille. Die Tür wird aufgeschlagen und ich sehe Justin, der gefolgt von Tyler den Raum betritt.

Er kommt auf mich zu und sieht mich mit einem besorgten Blick an. Sein Blick ist schmerzverzehrt und ich sehe wie es ihm wehtun, dass ich hier so sitzte.

Er nimmt meine Hand und drückt sie fest an seine Brust. Ich weiß, er möchte etwas sagen, aber er weiß nicht was, weil alles diese Situation noch schlimmer machen würde.

Mein Blick wandert zu Tyler, der überraschenderweise lacht. Er starrt mich an. Wie konnte ich ihm nur so vertrauen? Wie konnte ich ihn über Justin stellen und mit ihm mitgehen?

"Bist du Mystery Boy?" Sowohl mein Vater als auch Justin schauen verwundert, als ich das sage.

"Sehe ich so aus, als würde ich so einen Mist schreiben? Frag mal deine Freundin Sara woher ich wusste, dass ich dich mit Mystery Boy rumkriegen würde." Er macht einen herausfordernden Blick und leckt seine Lippen. Ich habe mich von ihm ausnutzten lassen und habe ihm alles geglaubt, was er mir gesagt hat.

Justin zieht mich nach oben, sodass ich stehe und nah an ihm lehne.

"Können wir gehen?" Ich nicke und wir gehen gemeinsam zur Tür. Er hält meine Hand und verschränkt unsere Finger miteinander. Seine Hände sind warm und ich merke, dass er aufgeregt ist. Mir fällt auf, dass Justin meine Hand anders hält, als Tyler es tut. Er verschränkt unsere Finger und streicht mir automatisch sanft mit seinem Daumen über den Handrücken. Es fühlt sich zärtlich an. Jede Berührung, die ich und Justin haben fühlt sich zärtlich an, anders als bei Tyler.

Bevor wir den Raum verlassen wirft Justin Tyler einen Blick zu, der so düster ist, dass ich schwören könnte, dass Justin ihn in diesem Moment umbringen könnte, wenn es keine Konsequenzen hätte. Aber anstatt auszurasten, bleibt er ruhig.

Wir verlassen das Haus und gehen eine Straße weiter, bis wir an dem Parkplatz sind, auf dem Justin sein Auto geparkt hat. Wir halten uns nach wie vor an den Händen und es fühlt sich gut an seine Körperwärme zu spüren.

Er dreht sich zu mir und umarmt mich eng. Unsere Körper sind sich näher, als sie sich jemals waren. Ich schlinge meine Arme um seine Schultern und er legt seine Hände um meine Taille.

"Ich hatte Angst um dich, Shay. Todesangst." Er berührt mein Gesicht mit seinem und ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Meine Augen schließen sich und ich lasse meinen Tränen freien Lauf.

"Bitte bleib einfach für immer bei mir und lass mich nie wieder los." Ich flüstere in sein Ohr und schmiege mich enger an ihn. Seine Wärme scheint mich zu beschützen und ich fühle mich wohler, als ich mich in den letzten Jahren bei jedem anderen Mensch gefühlt habe.

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