Kapitel 5: Freundschaft

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Ich starre meinen Laptop an. Nachdem ich den Artikel zum dritten mal durchgelesen habe, realisiere ich, dass er mich komplett in seinen Bahn genommen hat. Was ich gerade gelesen habe, verändert meine komplette Sichtweise.

Ich war immer stolz ein Außenseiter zu sein und dennoch war ich wie die anderen. Ich habe jeden Menschen nur oberflächlich be- und verurteilt. Es ist so, als wären meine Augen plötzlich geöffnet. Ich war kein Stück besser als die anderen. Bestes Beispiel: Justin.

Ich habe ihn nur nach dem beurteilt, was ich von ihm gehört habe, wie konnte ich nur? Er ist viel mehr als ein Außenseiter. Ich kenne ihn zwar sehr schlecht, aber ist es nicht so, dass er eigentlich eine tolle Person ist? Zumindest anders, als ich ihn eingeschätzt habe. Ich hatte eine falsche Sichtweise von ihm.

Ich starre meine Wand an, als ich später im Bett liege. Ich hätte nicht gedacht, dass ein kurzer Text meine gesamte Sichtweise ändern könnte.

Und doch schwebt eine Frage in meinem Kopf: Wer ist "Mystery Boy"? Wer von all diesen Menschen in der Schule könnte mich so mit seinen Worten berühren?

Da die Schule heute ausfällt, überlege ich mir was ich mit meiner Zeit anstellen könnte, bis ich später mit Justin feiern gehe.

Ich schätze Sara ist noch ein wenig sauer auf mich. Heute wäre eine gute Möglichkeit mich mit ihr auszusprechen. Ich schreibe ihr und sie willigt ein, zu mir zu kommen.

-

"Hi." Sie kommt wenig später in mein Zimmer und umarmt mich kurz. Sie setzt sich auf mein Sofa direkt neben mich.

"Na? Bist du noch sauer, Sara?" "Nein. Ich muss dir erzählen warum."

Ich bin verwundert, ich hätte gedacht sie würde jetzt rumzicken, aber umso besser.

"Du Shay, ich hab gestern einen Artikel in der Schülerzeitung gelesen. Du glaubst es nicht!" "Von Mystery Boy?"

Ihr Mund öffnet sich, sie sagt aber nichts. "Den habe ich gestern auch gelesen Sara." "Es tut mir leid, was ich gestern gesagt habe. Ich hätte Justin nicht verurteilen sollen. Der Artikel hat mir die Augen über Außenseiter geöffnet...es tut mir leid."

Sara kann wirklich zuckersüß sein. Manchmal streiten wir uns oder sie nervt mich, aber eigentlich ist sie ein Mensch, der von Grund auf nett, ehrlich und einfach toll ist.

"Ach kein Problem, mir hat der Artikel auch die Augen geöffnet. Es klingt komisch, aber ich war ein wenig gerührt."

Ich bin nie gerührt. Ich bin es einfach nicht. Ich bin auch nie emotional, das sind Fakten über meinen Charakter. So bin ich einfach. Dass mich dieser Artikel ein wenig gerührt hat, grenzt an ein Wunder. "Mystery Boy" hat etwas, was mich rührt.

"Jeder redet gerade darüber, wer Mystery Boy ist. Hast du eine Ahnung?" "Überhaupt nicht. Aber wenn irgendwer diesen Jungen findet, sagt mir Bescheid. Der Typ muss der Hammer sein."

Ich fange an zu schwärmen, das ist nicht gut, da ich nicht mal weiß, wer Mystery Boy ist.

"Wie läuft's mit dir und Alexander?" Sara kichert süß. "Ganz gut. Wir haben uns getroffen letztens und sind uns ein wenig näher gekommen." "Das heißt?" "Wir haben ein wenig geknutscht." Was? Sara macht tatsächlich mal was?

"Das wundert mich grad. Wie war's?" "Mich auch, aber es passte einfach in dem Moment. Schön, Alexander ist ein guter Küsser."

Ich freu mich für Sara, sie hat endlich einen tollen Freund verdient.

"Ich gehe heute mit Justin feiern, ich bin gespannt wie es wird." "Meinst du das ist eine gute Idee? Er scheint ziemlich brav zu sein."

Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber vielleicht ist Justin in seinem Inneren wild und rebellisch, wer weiß?

"Ich lass es einfach auf mich zukommen. Mit ihm kann man wirklich Spaß haben, glaub mir." "Wenn du meinst. Aber Shay..." Sie beißt sich auf die Lippe. "Meinst du nicht, er könnte mehr wollen als Freundschaft." "Nein. Glaube ich nicht, das hätte er mir doch sicher schon zu verstehen gegeben."

Ich stehe auf und sehe in meinen Kleiderschrank. Meine Wahl für heute Abend fällt auf ein kurzes schwarzes Kleid, dass einen tiefen Rückenausschnitt hat. Dazu ziehe eins meiner Lieblingsarmbänder und längere schwarze Ohrringe an. Meine Schuhe haben einen einigermaßen hohen Absatz und ergänzen das Outfit perfekt.

"Gut Sara, ich denke ich fahre dann gleich auch. Schön, dass zwischen uns alles wieder ok ist." Sie steht auf und gibt eine warme Umarmung. "Finde ich auch. Viel Spaß mit Justin."

Ich lache kurz und bringe sie dann zur Tür.

-

20 Minuten später stehe ich vor Justins Tür. Als ich ihn sehe, lächle ich.

Er trägt eine blaue Lederjacke, darunter ein schwarzes Shirt und eine goldene Kette. Er lacht mich süß an. Vielleicht helfe ich ihm heute an ein Date zu kommen. Ich frage mich, ob er jemals ein Date hatte.

Er steigt mit Schwung in mein Carprio, dessen Dach ich ausnahmsweise hochgefahren habe.

"Hi." Ich starte das Auto und fahre los. "Schöner Wagen, hätte ich nicht erwartet." Er schaut mich verwundet an.

"Was soll das heißen?" Ich fange an zu kichern.

"Dass ich es nicht erwartet hätte?"

Ich glaube der Abend kann spaßig werden.


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