Kapitel 18: Vielleicht ist Liebe doch nicht nur für Schwächlinge.

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Ich lehne mich gegen die Couch und vergrabe mein Gesicht dann in einem Kissen.

Das einzige an das ich denken kann sind die Worte, die Mystery Boy da geschrieben hat. Mein Atmen ist schnell und unregelmäßig. Das Adrenalin fließt durch meine Adern, als wäre ich gerade in einer Achterbahn gefahren. Dabei sind es nur die Worte von Mystery Boy, die mir und meinem Magen das Gefühl geben, als wären tausend Schmetterlinge in mir. Sowas hört man doch in Filmen immer wieder. Diese 'Schmetterlinge im Bauch'. Hätte nie gedacht, dass sie so wehtun.

"Alles ok bei dir?", Sara starrt mich blass an.

Ich habe sie fast vergessen und doch bin ich glücklich, dass sie hier ist.

"Ja, es ist alles in Ordnung." Ich beiße mir auf die Lippe.

"Shay, ich hab dich nie so erlebt, ist wirklich alles in ok?" Sie legt eine Hand auf meine Schulter.

"Ich muss ihn finden, Sara. Es geht nicht anders, ich muss wissen, wer Mystery Boy ist. Egal wie, ich muss ihn finden. Ich will nur einmal in sein Gesicht sehen."

Sie nickt. "Wie?"

"Ich weiß es noch nicht, aber ich werd alles tun, nur mögliche tun." Mein Ziel ist klar, der Weg dahin eher nicht.

Ich lehne mich gegen das Sofa und schließe die Augen.

"Shay..." Sara stupst mich an. "Ich muss dir noch was sagen."

Sie wirkt verunsichert und beißt sich auf die Lippe.

"Deine Mutter hat gestern angerufen und wollte, dass ich dich sofort nach Hause schicke, wenn du auftauchst. Vielleicht ist es wirklich besser, wenn du wieder nach Hause ziehst..."

Ich fahre meine Hand durch meine Haare. Ein Problem mehr, um das ich mich kümmern muss.

"Nein." Meine Entscheidung auszuziehen steht nach wie vor.

"Nein?" Sie betrachtet mich entsetzt.

"Nein ich werde nicht wieder einziehen. Wenn's sein muss, schlafe ich auf der Straße, aber ich gebe nicht nach."

Ich weiß, dass Sara mich nie auf der Straße schlafen lassen würde, aber andrerseits mögen ihre Eltern mich wenig, sodass es sein könnte, dass ich nicht bei ihr wohnen darf.

"Du kannst hier nicht bleiben. Wirklich nicht. So sehr ich es wünschte, aber das geht nicht." Sie verschränkt ihre Arme und zieht ihre Augenbrauen zusammen.

Ich überlege kurz ob ich sauer auf sie bin, aber ich weiß, dass sie wirklich nichts dafür kann.

"Diese Nacht kannst du noch da bleiben, aber danach..." Sara presst ihre Lippen zusammen und ich verstehe was sie meint.

Dann muss ich vermutlich Justin fragen, auch wenn der ein riesen Mysterium um seine Familie macht. Aber vielleicht bekomme ich dann mal raus, wo er seine Zeit verbringt.

-

Ich liege mit Sara auf ihrem Bett, so wie immer, wenn ich bei ihr übernachte.

Der ganze Raum ist still und man hört nichts außer Saras ruhiger Atem. Es ist komplett dunkel und trotzdem kann ich nicht schlafen.

Sara wendet sich hin und her und ich merke, dass auch sie keinen Schlaf findet.

"Liebst du Alexander?", frage ich um die Stille zu durchbrechen.

"Nein, aber ich fange an nach und nach mehr für ihn zu empfinden. Ich mag ihn. Ich mag ihn wirklich. Wir sind ja erst ein paar Wochen zusammen..." Sie atmet tief ein und aus.

Sie wirkt glücklich und das macht mich glücklich. Wir haben so oft darüber geredet, wie es sich anfühlen muss jemanden wirklich zu mögen oder sogar zu lieben und jetzt erfährt sie, wie es ist.

"Wie fühlt es sich an jemanden wirklich zu mögen, wenn er einen auch mag?"

"Schön. Wunderschön. Ich denke es ist unbeschreiblich." Ich sehe es nicht, weil es zu dunkel ist, aber ich denke Sara grinst gerade niedlich. Sie hat dieses niedliche Lächeln, wenn sie glücklich ist, das ich so wunderschön finde. Auch ich muss lächeln.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber vielleicht ist Liebe doch nicht nur für Schwächlinge."

Sara und ich hatten mal einen Deal. Wir wollten uns niemals so verlieben, dass wir abhängig und schwach werden.

Bisher haben wir es beide nicht gemacht, aber Sara scheint auf dem Weg zu sein. Und ich...

"Ist es nicht Shay. Liebe ist wunderschön und auch du wirst sie eines Tages erleben."

"Ich möchte das nicht, weißt du? Und irgendwie doch..." Sie kichert und ich drehe mich ihr weg. "Ach egal, gute Nacht."

Ich schließe meine Augen.

"Ach Shay, warum machst du's so kompliziert? Du hast eine ganz weiche Seite, ist doch nicht schlimm."

Ich schweige und gebe ihr damit zu verstehen, dass das Gespräch jetzt beendet ist.

Langsam falle ich in einen tiefen Schlaf. Meine Gedanken sind bei Mystery Boy und bei der Frage, was Liebe ist. Bin ich ein Schwächling geworden oder macht Mystery Boy mich einfach weich? Eins steht fest, ich weiß nicht, ob mir diese weiche Seite gefallen soll oder nicht.


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