Kapitel 43: Wurzeln finden.

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Shay's POV

Justin hält mich fest an der Hand, was mir die Sicherheit gibt, die ich gerade brauche. Mein Herz schlägt schnell und meine Knie schlottern. Es ist komisch, meine Mutter wiederzusehen, da sie sich verändert hat. Ihr Blick ist müde, ihre Haut faltiger als noch vor einigen Wochen. Sie trägt eine lockere dunkelgrüne Bluse und die  Jogginghose, die sie früher fast nie angezogen hat. An ihren dünnen Armen sehe ich, dass sie abgenommen hat.

Wieder denke ich an den Grund, weswegen ich hier bin.

"So jetzt sag mir, wer mein leiblicher Vater ist. Ich habe genug Jahre damit verbracht, eine Lüge zu glauben. Jetzt möchte ich die Wahrheit." Meine Stimme ist genauso provokant wie mein Blick.

"Shay Schätzchen...", stammelt sie vor sich hin. Bei dem Wort 'Schätzchen' verziehe ich meinen Blick und öffne meinen Mund. Ich hasse dieses Wort über alles. Es erinnert mich an Vanessa und all das, was ich mit unserer gemeinsamen Zeit verbinde. Ich bin weder das 'Schätzchen' von Vanessa, noch das meiner Mutter.

Ehe ich meinen Emotionen Raum geben kann, fasst Justin mich sanft am Arm.

"Bitte bleib ruhig Baby. Lass uns einfach normal mit ihr reden, wir schaffen das zusammen.", säuselt er in mein Ohr. Die Tatsache, dass er so lieb mit mir umgeht und mich 'Baby' nennt, beruhigt mich. Ich setzte ein kleines Lächeln auf und blicke mit weicherer Miene zu meine Mutter.

"Willst du reinkomme und wir besprechen das?" Plötzlich wirkt meine Mutter schüchtern, was mich verwundert.

"Ja ok." Ich will eigentlich so schnell wie möglich herausfinden, wer mein Vater ist, aber vielleicht ist es wirklich besser, wenn wir das nicht an der Tür klären. Immerhin kann diese Informationen viel in meinem Leben verändern.

"Ich möchte einfach, dass du mir erklärst, was passiert ist." Ich lasse mich dicht neben Justin auf das Sofa fallen.

"Bevor ich deinen vermeintlichen Vater getroffen habe, hatte ich etwas mit einem anderen Mann..." Ich schüttle meinen Kopf, wie kann sie nur so sein?

"Wer ist er und wo kann ich ihn treffen?" Ich fahre mir aufgregt durch die Haare und bewege mein Bein auf und ab.

"Ich möchte nicht, dass du ihn triffst. Außerdem weiß ich selbst nicht, wo er ist." Ihr Blick fällt nach unten.

"Sag es mir einfach verdammt!" Wut baut sich in mir auf und verbreitet sich wie eine Flamme in meinem ganzen Körper, so dass meine Gedanken vernebelt sind.

"Shay ich kann nicht, verstehst du nicht?" Eine Träne läuft über ihr Gesicht. Meine Mutter weint oft. Bei Filmen oder Büchern, wenn etwas nicht klappt oder sie enttäuscht ist, aber diese Tränen waren anders, so voll von Schmerz. Ich weiß, dass sie gerade leidet, aber trotzdem habe ich ein Recht darauf, zu wissen wer er ist.

"Schlimmer als du kann er nicht sein. Jemand der sein Kind so lange anlügt und es glauben lässt, dass ihr Vater der ist, der ihre Mutter geschlagen hat, hat diese Schläge wohl tatsächlich verdient.", schreie ich und verdecke meinen Mund im nächsten Moment mit meiner Hand, unglaublich dass ich das gerade gesagt habe.

"Shay..." Wie Flüsse fließen Tränen über ihre schon rot angeschwollen Wangen.

"Sie hat verdient zu wissen, wer ihr Erzeuger ist, egal wer es ist.", meldet sich Justin zu Wort, nachdem außer Schluchzen nichts mehr im Raum zu hören war. "Ich verspreche ihnen, dass ich auf Shay aufpasse und versuche sie vor falschen Entscheidungen zu bewahren, aber sie sollte es wissen. Jeder muss seine Wurzeln kennen." Er schaut abwechselnd von meiner Mutter zu mir und zurück. Ich liebe diesen Blick, den er dabei hat, unglaublich freundlich, unvoreingenommen und so ehrlich.

"Ich liebe dich Shay, aber wenn du es möchtest..." Meine Mutter atmet tief ein und schließt ihre Augen. Als sie die Worte ausspricht, wird mir klar, warum sie es mir nicht sagen wollte.

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