Kapitel 55

381 17 6
                                    

Kapitel 55

Niall POV

Ich war so froh, dass Harry mich anrief und ich ihm alles anvertrauen konnte. Ohne diesen Anruf wäre ich wahrscheinlich noch zusammengebrochen. Fragen über Fragen überluden mein Gehirn. Was ist passiert? Warum benimmt sich Louis so? Hat das etwas mit dem Brief zu tun? Und ganz besonders oft: Warum tut Louis das? Er hat mir doch versprochen nicht mehr abzuhauen. Er hat es mir versprochen! Offensichtlich stehen die Andern neben Harry, denn er beginnt sie zu informieren. Währenddessen laufe ich mit langsamen Schritten weiter. Ich muss Louis finden! Was denkt er sich denn dabei, einfach so wegzurennen? Irgendwo hier irrt er wahrscheinlich umher, genauso wie ich. Er muss hier einfach noch sein, denn wenn nicht… Nein. Nicht daran denken! Er ist hier! Er muss! „NIALL!“ Ich zucke zusammen und sehe verwundert auf mein Handy. Ach ja, ich telefoniere ja noch immer mit Harry. Schnell melde ich mich mit einem kurzen „Ja?“ Ich höre Harry seufzen „Puh… Warum sagst du denn nix?“ Schnell erwidere ich „Sorry. War in Gedanken…“ Harry spricht durch den Hörer „Ja, ist okay. Bleib einfach dran!“ Ich schnalze mit meiner Zunge. Was soll ich denn sonst machen? Ich latsche weiter durch die Gänge. Am Hörer vernehme ich nichts außer einem nervtötenden Rascheln. Es vergehen ein paar Minuten bevor sich Harry wieder meldet „Niall? Liam, Paul und ich kommen jetzt. Wo bist du denn genau?!“ Ich sehe mich etwas um und brülle gereizt „KEINE AHNUNG!“ Anscheinend gibt Harry das Handy weiter, denn es raschelt schon wieder. Ich will mich gerade beschweren als ich Liam höre „Ist irgendetwas in deiner Nähe? Zum Beispiel ein Schild oder so etwas.“ Er schafft es mich etwas zu beruhigen. Deswegen schaue ich michdiesmal genauer um und beschreibe was ich erblicke „Naja… Hier hängt so ein grünes Schild mit einem rennendem Männlein drauf.“ Ich vernehme einen kurzen Auflacher, dann erklärt Liam „Niall! Hier gibt es tausende von diesen Schildern!“ Schnaubend antworte ich ihm „Na sonst gibt es hier halt nichts mehr, außer langen, weißen, kahlen Gängen und ab und zu Stahltüren!“ Was denken die denn wer ich bin? Die Auskunft bei der man einfach nur anrufen muss und dann den genauen Standort ausspuckt? Woher soll ich verdammt nochmal wissen wo ich langgerannt bin? Jetzt spricht Paul mit mir, er kennt mich halt „Macht nichts Niall. Wir finden dich auch so. Bleib einfach dran, dann kö…“ Hä? Was ist denn jetzt los? Warum beendet Paul seinen Satz nicht? „HAAAAALLOOOO? … PAUL?“ Nichts. Verwirrt schaue ich auf mein Handy. Das Display ist dunkel. Ich drücke auf den Anknopf, doch nichts rührt sich. Na super. Akku alle. Muss das gerade jetzt sein? Warum immer in den unpraktischsten Situationen? Ich stecke mein Handy wieder in die Hosentasche und tapse weiter. Hier muss doch irgendwo eine Spur sein. Irgendein Hinweis darauf wo Louis hingerannt ist! Wenn ich ihn früher nochmal auf den Brief angesprochen hätte. Oder ihn mir einfach genommen und gelesen hätte. Wäre es dann anders gekommen? Wäre Louis noch bei uns? Hätte ich das Fiasko dann verhindern können? AHHHHHH! Ich lasse meine gesamte Verzweiflung mit einem lauten Schrei raus. Ich muss Louis finden! Ich muss ihm helfen! Ich kann mich jetzt nicht mehr auf Paul, Harry und Liam stützen. Ich muss das jetzt alleine schaffen! Ich marschiere weiter diese weißen Gänge entlang und probiere immer wieder ob eine der Türen vielleicht offen ist. Jedes Mal drücke ich die Klinken. Manchmal ist eine offen, dann schaue ich rein. Die Räume, die ich erblicke, sind oft leer. Gelegentlich stehen auch mal Stühle, Schränke oder ein Tisch darin, doch immer kein Louis. Ich habe keine Ahnung wie viel Zeit vergangen ist seit mein Handy den Geist aufgegeben hat. Außer meinem Handy besitze ich keine Uhr und ich befinde mich hier in Gängen ohne Fenster. Gott sei Dank gehen alle Lampen, sonst würde ich völlig im Dunklem tapsen, wortwörtlich. Ich laufe und laufe. Ohne Zeitgefühl. Ein Gedanke treibt mich weiter voran. Ich muss Louis finden! Ich gewöhne mich daran, dass die einzigen Geräusche, die ich höre, meine eigenen Schritte sind. Deswegen zucke ich heftig zusammen als ich plötzlich einen anderen Sound vernehme. Was ist das? Ich bleibe abrupt stehen und lausche angestrengt. Es kommt mir bekannt vor, doch ich bin mir nicht sicher an was es mich erinnert. Mit leisen Schritten, bemüht das Geräusch nicht zu verlieren, schleiche ich weiter. Zuerst ist es sehr leise, doch es wird immer lauter. Anscheinend komme ich der Quelle näher. Besonders laut ist es trotzdem nicht. Jetzt müsste ich es gleich sehen! Ich beeile mich, doch mit einem Mal verstummt der Laut so plötzlich wie er aufgetaucht ist. Mist. Was jetzt? Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl und schlurfe weiter. Dabei halte ich meine Augen offen für irgendeine Erklärung. Nach einigen Schritten drehe ich mich um. Was ist, wenn ich vorbei gelaufen bin? Wenn ich die einzige Spur auf Louis's Verbleib verloren habe? Hin und hergerissen sehe ich nach vorne und wieder nach hinten. Was soll ich denn machen? Bitte! Irgendeiner muss mir sagen was ich jetzt tun soll! Als ob ich erhört werden würde, ertönt der Sound wieder. Näher als vorhin. Diesmal schleiche ich nicht, sondern renne ihm entgegen. Ich darf ihn nicht nochmal verlieren! Bei den Abzweigungen entscheide ich mich schnell. Ich kann nicht sagen ob ich hier schon mal vorbeigekommen bin. Alles sieht so gleich aus! Hektisch suchen meine Augen nach dem Gegenstand oder der Person, die dieses Geräusch verursachen muss. Ich muss direkt davor stehen. Es ist so nah, aber doch nicht greifbar. Das Geräusch verstummt. Schitt! Keine Panik schieben Niall. Alles wird wieder gut! Du findest Louis. Du bekommst das hin! Ich atme tief durch und schaue mich diesmal ruhiger um. Irgendwo hier muss es doch sein! Mein Blick fliegt über die Wände, Türen, Boden und sogar die Decke über mir mustere ich eingehend. Moment. Da war doch was! Schnell wiederhole ich die Abfolge und stoße auf einen Gegenstand, welcher auf dem Boden liegt. Geschwind flitze ich dorthin, bücke mich und hebe es auf. Ein Handy! Wem das wohl gehört? Flink drücke ich auf die Entsperrungstaste und mir stockt der Atem. Auf dem Bild starre ich mir selbst in die Augen. Auch Harry, Liam und Zayn sind darauf! Ich unterdrücke einen Schluchzer. Das ist Louis's Handy! Ich habe ihm das Bild reingestellt. Louis wollte sich nicht immer selbst anschauen, deswegen wollte er kein Gruppenbild reinstellen. Als Überraschung habe ich ihn aus einem Bild rausgeschnitten und dann reingestellt. Das. Ist. Louis's. Handy. Er muss es verloren haben. Dann muss er doch ganz in der Nähe sein! Oder war hier noch jemand anderes? Nein. Louis ist hier in der nahen Umgebung. Nur wo? Ich zucke zusammen als das Handy erneut vibriert. Auf dem Display steht: Liam ruft an. Natürlich nehme ich den Anruf entgegen, doch ich komme nicht zu Wort. Liam brüllt erleichtert und aufgebracht durch den Hörer „LOUIS? HALLO? LOUIS? BIST DU DRAN? KLAR, DU HAST JA ABGENOMMEN! WO BIST DU? GEHT ES DIR GUT? SAG DOCH WAS!“ Während seines Geschreis habe ich den Hörer weit weggehoben, jetzt antworte ich schnell „Ähm… Hey Liam. Hier ist Niall. Mei…“ Liam lässt mich nicht ausreden, sondern sprudelt nervös „Niall? Alles klar bei dir? Was ist passiert? Hast du Louis gefunden? Geht es ihm gut?“ Ich höre Enttäuschung aus seiner Stimme, die ich völlig verstehe. Genauso deutlich höre ich die Sorge hinter seinen Worten. Um ihn nicht noch weiter zu beunruhigen erkläre ich ihm „Mein Akku war alle. Nein, leider habe ich Louis noch nicht gefunden, nur sein Handy. Aber er muss hier in der Nähe sein!“ Es raschelt und ich höre undeutlich Liam's Stimme. Ich verstehe nicht was er sagt, deswegen warte ich ungeduldig. Erst nach einer ganzen Weile meldet er sich wieder „Paul hatte eine echt super Idee! Als wir dich verloren haben hatte er den Einfall dein Handy zu orten, sodass wir dich finden. Paul hat einen Plan von dem Gelände besorgt. Naja, wenn dein Akku leer ist, nicht besonders clever. Eigentlich sogar ziemlich sinnlos. Aber jetzt können wir Louis's Handy orten. Such ruhig weiter, aber behalte das Handy bei dir! Wir sehen uns hoffentlich gleich!“ Ich nicke, dann erwidere ich „Okay. Bis dann!“ Liam legt auf und ich sehe mich weiter um. Wo lang jetzt? Langsam folge ich den Gängen und halte meine Ohren für alles offen. Schnell werde ich belohnt, denn ich vernehme ein leises Schluchzen. Stark darauf konzentriert tapse ich weiter. Irgendwann bleibe ich verdutzt stehen. Kommt das Schluchzen etwa aus einem Raum? Ich drehe mich im Kreis und erblicke eine Holztür. Zögernd nähere ich mich der Tür. Was wird mich dahinter erwarten? Im Zeitlupentempo drücke ich die Klinge nach unten und öffne zentimeterweise die Tür. Das Schluchzen wird lauter und ich muss mich echt zusammenreißen nicht auch anzufangen. Das klingt einfach so herzzerreißend! Zögerlich quetsche ich mich durch den Spalt, Angst davor die Tür weiter zu öffnen. Erstarrt lasse ich die Tür halb offen stehen, denn mein Blick fällt auf eine Gestalt. Hinter dem ganzen Gerümpel, da das hier offensichtlich eine Abstellkammer ist. Eine zusammengekauerte Person, deren Schultern sich ruckartig heben und senken. Unsicher trete ich näher heran und frage zaghaft „Louis? Bist du das?“ Bei meiner Stimme zuckt der Körper zusammen und drückt sich noch weiter ins Eck. Je näher ich komme, desto sicherer bin ich mir, dass das Louis ist. Aber was hat er? Warum weint er und antwortet mir nicht? Unruhig nähere ich mich ihm immer weiter. Schließlich knie ich mich direkt vor ihn hin und versuche ihm ins Gesicht zu sehen. Unmöglich. Er beachtet mich gar nicht, sondern drückt seine Arme um seine Beine und quetscht seinen Kopf ganz stark darauf. Ich berühre ihn vorsichtig. Keine Reaktion. Plötzlich steigt Wut in mir auf. Er wollte abhauen! Er hat sein Versprechen gebrochen! Aufgebracht kralle ich meine Hände um seine Handgelenke „WARUM? Du hast es mir versprochen! Du hast gesagt, dass du nie wieder einfach so abhaust!“ Nun hebt er doch seinen Kopf und sieht mich jämmerlich an. Sein Gesicht ist von Tränen überzogen und seine Augen rot. Er schluchzt „Ja-a-a… i-i-ich… we-e-i-iß. Du-u-u… ha-a-asst… mi-i-ich… je-e-tzt… be-e-esti-i-immt.” Ihn hassen? Wie kommt er denn jetzt darauf? Ich versichere ihm sofort „Nein. Ich hasse dich doch nicht. Das könnte ich nie. Ich bin nur sauer, dass du mich nicht einweihst. Ich will dir doch nur helfen!“ Ich halte meine Hand unter sein Kinn, bevor er seinen Kopf wieder in seinen Armen vergräbt. Er sieht mich traurig an und entgegnet „Nie-e-e-ma-a-and… ka-a-ann… mi-i-ir… he-e-elfe-e-en.“ Für ihn scheint sich das Thema dadurch erledigt zu haben, denn er beginnt sich wieder zusammenzukauern. Nicht mit mir! Ich wurschtel seine Arme wieder auseinander und schüttle dabei heftig meinen Kopf „Doch. Ich werde dir helfen, ob du es willst oder nicht.“ Louis drückt mich weg und will sich hinter seinen Armen zum wiederholten Mal vergraben. Doch das lasse ich nicht zu! Ich beachte seine schwachen Versuche sich von mir zu entfernen gar nicht, sondern ziehe ihn in meine Arme. Zuerst wehrt er sich dagegen. Allerdings halte ich ihn weiterhin fest umschlungen und drücke mich an ihn. Nach einer Weile entspannt Louis sich und beruhigt sich langsam. Als sein letzter Schluchzer verstummt ist, entferne ich mich etwas von ihm und sehe in seine Augen „Komm ich helfe dir! Zuallererst zeigst du mir jetzt diesen Brief. Damit hängt doch alles zusammen. Hab ich recht?“ Bei meinen Worten werden seine Augen immer größer und sein Gesicht stückchenweise blasser. Mit tellergroßen Augen starrt er mich geschockt an. Ich will mich schon selber loben, da ich offensichtlich ins Schwarze getroffen habe. Doch plötzlich springt Louis mit einem Satz auf seine Beine. Erschrocken kippe ich nach hinten und lande unsanft auf einem Stapel Eimern. Ein lautstarkes Scheppern ist die Folge. Empört sehe ich zu ihm auf „HEY! Was soll denn das?“ Er schüttelt heftig seinen Kopf und brabbelt zusammenhangslose Wörter „Nein. Unmöglich. Gefahr. Niemand. Verletzen. Sterben!“ Bei seinem letzen Wort reißt er seine Augen noch weiter auf und macht Anstalten aus dem Raum zu stürmen. Tja, da ich immer noch fassungslos auf dem Boden liege und er für seinen Abgang über mich muss, packe ich seinen rechten Fuß und kralle mich mit aller Kraft daran. Louis, der das wohl nicht bedacht hat, kommt ruckartig zum Stehen. Eigentlich super, doch leider bringe ich ihn damit auch aus seinem Gleichgewicht. Halt suchend klammert er sich an einen Wischmopp, der keine besonders gute Stütze hergibt. Louis geht mitsamt dem Wischmopp zu Boden. Dabei erwischt er noch mehr Gerümpel und es ertönt kurze Zeit lautstarkes Scheppern. Vor Schreck lasse ich seinen Fuß los und halte mir stattdessen die Ohren zu. Flinker als ich es für möglich gehalten habe, rappelt Louis sich wieder auf und setzt seinen Weg fort. Er hat die Tür schon fast erreicht, da springe ich auf meine Beine und setze hinterher. Warum hat er solche Angst davor, dass ihm jemand hilft? Louis stößt die Tür auf, ich direkt hinter ihm. Als er gerade einen Schritt durch die Tür macht, stürze ich mich mit vollem Gewicht auf ihn drauf. Er darf jetzt nicht wegrennen! Er darf uns nicht verlassen! Polternd  gehen wir beide zu Boden. Louis kreischt beinah hysterisch „Nein. Lass mich!“ Ich ignoriere seine Rufe und halte ihn fest. Nach mehrmaligem Herumgerolle und weiteren Gekreische von Louis, entgegne ich „Was soll denn das? Warum lässt du dir verdammt nochmal nicht helfen? Ich bin dein Freund! Schon vergessen? Ich will dir doch nur helfen und beistehen!“ Louis brüllt „NEIN. DAS GEHT NICHT. ICH DARF NICHT!“ Währenddessen versucht Louis weiterhin mich loszuwerden, doch ich klammere mich stur an ihn. Dabei rollen wir hin und her. Louis wird immer panischer und schreit mich weiterhin an. Doch ich beachte das einfach nicht. Ich lasse ihn nicht gehen, denn ich habe einen Entschluss gefasst. Ich werde ihn nicht loslassen, bis er mir sagt was los ist! Genauso schreie ich es ihm entgegen „Nein. Nicht bevor du mir alles erzählst!“ Daraufhin beginnt er zu betteln „Niall… Bitte, lass mich gehen. Du wirst es verstehen! Es ist für alle das Beste. BITTE!“ Ich hätte ihn beinah losgelassen. Er fleht mich an! Während unserem Herumgerolle ändert sich unsere Position. Nun liegt Louis auf dem Rücken und ich umschlinge mit meinen Beinen und Armen seinen Bauch. Dabei schaue ich ihm nicht in die Augen, sonst hätte ich wahrscheinlich nachgegeben. Irgendwann schluchzt er „Es tut mir leid!“ Dann spüre ich einen stechenden Schmerz.

Eigentlich wären das wieder meine gewöhnlichen fünf Kapitel, doch ich könnte noch ein paar weitere updaten... Hat jemand daran Interesse? Ach und: Sind meine Updates in Ordnung oder zu unregelmäßig?

Der Tag der alles veränderte (One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt