Kapitel 93

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Kapitel 93

Paul POV

Meine Erleichterung, dass Niall und Liam sich auf dem Weg der Besserung befinden ist unbeschreiblich. Gleichzeitig könnte ich mir gegen die Stirn schlagen. Dehydriert. Natürlich! Warum ist mir das nicht früher in den Sinn gekommen? Ich hätte Liam sofort literweise Wasser besorgt, dann wäre es vielleicht nicht so weit gekommen. Doch das ist die Vergangenheit, die ich nicht mehr ändern kann. So gern ich auch würde, es geht nicht. Die Jungs im Hier und Jetzt machen mir schon genug Sorgen. Wie können sie sich nur andauernd Vorwürfe machen? Harry scheint davon nicht zu sehr besessen zu sein wie Louis. Dieser hat mir nämlich immer noch nicht geantwortet. Wenigstens hat Zayn genickt, auch wenn er sich das nur von Liam oder Niall ausreden lässt. Na toll… Diese Stimmungsschwankungen von Louis sind aber schon sehr irritierend. Zuerst bekommt er eine Panikattacke, danach zeigt er sich beschämt und jetzt? Nun mustert er Harry mit strengem Blick und erwartet eine Antwort auf seine Frage. Ich kann nicht bestreiten, dass ich Harry's Verletzung nicht vergessen habe. Seine Ausrede oder eher Lüge im Auto vor dem Gericht hat niemand von uns ihm so richtig abgekauft. Doch jetzt scheint er von der wiederholten Frage überfordert zu sein. Stumm öffnet und schließt er seinen Mund, dabei sieht er nachdenklich unter sich. Offensichtlich weiß er nicht was er uns diesmal auftischen soll. Bevor er sich irgendetwas ausdenken kann, rutsche ich direkt neben ihn, lege meine Hand auf seine Schulter und sehe ihn an „Harry, bitte die Wahrheit und keine schlecht zurechtgelegte Lüge. Du kannst uns doch alles sagen. Wir stehen zu dir.“ Im Hinterkopf habe ich schon die Vermutung, dass er sich das selbst zugefügt haben muss, denn nach einem Ausrutscher mit dem Messer sah das nicht aus. Nur der Grund ist mir noch schleierhaft. Derweil hat sich Jack wieder entfernt und sich vor Zayn und Tom zu Jessica gestellt. Beide scheinen zwar neugierig zu sein, aber sie wollen sich sichtlich nicht in fremde Angelegenheiten einmischen und lassen ihre Augen bemüht unauffällig durch den Raum schweifen. Zayn und Tom hingegen starren Harry genauso wie Louis und ich auffordernd an. Dieser sieht uns nervös an und murmelt „Ihr würdet mich nicht verstehen…“ Ich seufze und schreie in Gedanken ein Stoßgebet in den Himmel. Nicht verstehen… Warum sollten wir ihn denn nicht verstehen? Louis scheint nun ebenfalls keine Worte mehr zu finden. Als einzige Handlung nimmt er Harry's rechte Hand behutsam in seine und sieht sie mit einem interessierten Blick an. Tom ergreift zuerst das Wort „Harry… Ich glaube, dass wir dich am besten verstehen. Hatte es etwas mit dem Brief zu tun, den wir morgens bekamen?“ Oh ja, das hat es. Tom hat eindeutig ins Schwarze getroffen, denn die Augen von Harry weiten sich ein Stück und er presst seine Lippen aufeinander. Nun ist es Zayn, der mit glänzenden Augen leise flüsternd eine Feststellung trifft „Ich glaube ich weiß es. Die Worte in diesem Brief haben mich selbst nämlich auch dazu gedrängt mich zurückzuziehen. Niemanden mehr an mich heranzulassen. Dass ich mir auf der Lippe herum gekaut habe, hat mich in der Wirklichkeit gehalten. Harry, du hast das auch gemacht. Habe ich recht?“ Dieser sieht Zayn schon längst mit einem Blick an, der das soeben Gesagte bestätigt. Langsam nickend erzählt er zögerlich „Ich war wie erstarrt und wusste mir nicht anders zu helfen…“ Ich öffne meinen Mund um mich zu äußern, doch Harry fährt erklärend fort „Ich weiß, dass das nicht gut war und ich werde es in Zukunft nicht wiederholen wollen. Doch das war für mich in diesem Augenblick meine einzige Möglichkeit…“ Louis hat beinah denselben Ausdruck wie Zayn aufgesetzt. Offensichtlich kann jeder von ihnen Harry's Beweggründe nachvollziehen. Ich muss zugeben, dass ich ihn ebenso voll und ganz verstehe. Auch Tom nickt zustimmend und erkundigt sich „Warum hast du uns das denn nicht sofort gesagt? Da war doch jetzt nichts Schlimmes dabei, oder?“ Harry lässt die Luft aus seinen Backen entweichen „Ich hatte Angst, dass ihr mich verurteilt…“ Ich verdrehe meine Augen „Oh Harry… Niemals würde das einer von uns jemals tun!“ Harry nickt noch immer etwas verlegen „Okay… Dankeschön!“ Louis drückt Harry daraufhin erneut fest an sich, auch ich klopfe ihm als Antwort auf die Schulter. Jack und Jessica, die noch immer im Raum stehen, scheinen erleichtert zu sein, dass das geklärt ist. Trotzdem tritt Jessica vor Harry und fragt höflich „Kann ich mir das mal anschauen? Ich bin mir zwar sicher, dass das richtig verarztet wurde, aber ich habe da eine schlechte Erfahrung bei dir…“ Ja das stimmt wohl. Nur ungern erinnere ich mich daran zurück als Harry die Blutvergiftung hatte. Louis, Zayn und Tom, auch Harry selbst, scheint es nicht anders zu gehen. Fast direkt nachdem Jessica gefragt hat, nickt Harry und streckt seine rechte Hand, die Handfläche nach oben zeigend, nach vorne aus. Niemand von uns will das schließlich noch einmal erleben.

Der Tag der alles veränderte (One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt