Kapitel 86

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Kapitel 86

Paul POV

Selbst in der jetzigen Situation muss ich stark sein. Ich muss für die Jungs da sein! Doch wie soll das gehen? Ich konnte nicht verhindern, dass ich kurzzeitig meine Fassung verlor, aber ich fing mich schnell wieder. Meine Methode? Einfach durchgängig einreden, dass alles gut wird. Klappt meistens. Beim Eintreten des schlimmsten Falles oder wenn sonst irgendetwas sehr wichtiges passiert, wird Tom mich sofort informieren. Sei es eine SMS oder auch ein direkter Anruf. Da bin ich mir ganz sicher. Schon vor längerer Zeit haben wir das ausgemacht. Wenn wir an unterschiedlichen Orten sind halten wir uns über die eigenen Handys auf dem Laufenden. Bei der Frage der Sanitäterin wusste ich gleich, dass jeder der Jungs natürlich mitfahren will. Deswegen sprach ich mich flink mit Tom ab. Mit meiner Entscheidung, dass Tom mitgehen soll lud ich mir eine schwere Aufgabe auf. Das wusste ich schon vorher. Doch wie problematisch das werden würde erfuhr ich erst als ich Harry, Zayn, Liam und Louis auf ihre Plätze schaffen musste. Auch als sie endlich saßen hatte ich es noch lange nicht geschafft. Harry, Zayn, Liam und Louis, jedem von ihnen sieht man es mehr als deutlich an wie stark sie das Geschehene mitgenommen hat. Wie sollte es auch anders sein? Entweder starren sie mit leerem Blick Löcher in die Luft oder stille Tränen bahnen sich ihren Weg über ihre Gesichter. Da ich mich dummerweise nach ganz rechts gesetzt habe kann ich ihnen nicht beistehen, sie nicht im Arm halten, sie nicht trösten… Nur Louis kann ich beruhigend an mich drücken und ermutigende Worte zuflüstern. Ich wusste, dass er erneut nach vorne gebeten werden würde, deswegen war es vielleicht auch ganz gut, dass ich Louis noch bis dahin aufbauen konnte. Jetzt ist es an ihm ob er seinen Rückzug bestätigt oder seine Meinung ändert und voll aussagt. Das er zweiteres wählt erstaunt mich nicht sonderlich, denn der Grund für seinen vorherigen Entschluss existiert nun ja nicht mehr. Liam ist sicher bei uns. Ihm droht keine Gefahr mehr. Was mich dann aber doch überrascht ist die Tatsache, dass er seinen Blick seit dem Beginn seiner Erzählung nicht vom Pult erhebt. Durchgängig liegt die Hand des Staatsanwaltes auf Louis's Schulter. Louis selbst hat seine Hände ineinander verschränkt und starrt die ganze Zeit über darauf als ob sie das Interessanteste auf der Welt wären. Nacheinander erzählt er in sich gekehrt die Geschehnisse mit völlig ruhiger Stimme. Wo er die plötzliche Ruhe hernimmt habe ich keinen Schimmer. Er berichtet die Ereignisse in der Bank, dann im Tunnel. Doch auch hier schildert er nur grob was passiert ist. Seine Gefühle und Gedanken hat er einzig und alleine mir anvertraut und das wird wohl auch so bleiben. Seinen Krankenhausaufenthalt erwähnt er nur ganz kurz. Gleich danach springt er zum Aufeinandertreffen von Sascha und Marten im eigenen Haus. Die zwei Angeklagten sitzen seit der Verhaftung ihres Anwaltes erstarrt auf ihren Plätzen. Kein Einwurf, Gegenworte oder Beschwerden erfolgen. Offensichtlich haben sie es eingesehen, dass sie nichts mehr gegen ihr Urteil machen können. Oder sie haben es einfach aufgegeben. Das Sicherheitspersonal weicht ihnen seit dem Vorfall, was eigentlich nur indirekt etwas mit den Zweien zu tun hatte, nicht mehr vor der Seite. So stehen Sascha und Marten unter ständiger Beobachtung. Gerade erreicht Louis die Stelle mit seiner Flucht und daraufhin das Scheitern des ausgeheckten Planes der Gangster. Außer seiner Stimme ist im kompletten Saal nichts zu hören. Jeder ist mucksmäuschenstill und lauscht freiwillig oder nicht den Worten von Louis. Die ganze Erzählung hat er in einem Fluss hinter sich gebracht. Man könnte meinen, dass er froh darüber ist sich endlich alles in der Öffentlichkeit von der Seele reden zu können. Als er bei den Drohbriefen angelangt gerät er erstmalig ins Stocken und seine Mine verändert sich. Mit einem Ruck hebt er seinen Blick und heftet ihn auf uns. Nein. Eigentlich exakt auf Liam. Dieser hat seine Augen halb geschlossen, massiert sich seine Schläfen und sitzt zusammengesunken auf der Bank. Ob das zu viel für ihn ist? Helmut konnte mir noch nicht mitteilen was Liam alles zugestoßen ist, was er alles durchmachen musste. Besorgt rutsche ich auf den Platz von Louis direkt neben Liam. Louis starrt diesen, während er langsam weiterspricht, durchgehend an. Vorsichtig lege ich meine Hand auf Liam's Schulter und flüstere „Willst du raus gehen? Frische Luft schnappen? Oder brauchst du sonst irgendetwas?“ Noch während meines Satzes schüttelt er seinen Kopf und murmelt „Mir geht’s gut.“ „Mhm…“ Natürlich glaube ich ihm nicht und er merkt das auch umgehend.

Der Tag der alles veränderte (One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt