Kapitel 111

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Kapitel 111

Zayn POV

Paul's Worte verletzen mich. Niemals würde ich Liam auf die letzten Tage ansprechen. Das will ich ja selber nicht. Ich will nicht an die Zeit zurückdenken, in der er nicht bei uns war. Im Hier und Jetzt leben ist mein Motto. Als er mir verziehen hat, ist ein riesiger Brocken von meinem Herzen gefallen und ich habe beschlossen nicht mehr an das Geschehene zu denken. Doch meine Sorgen steigern sich mit jeder Minute. Zuerst Liam's wacklige Schritte zum Bad und seine deutliche Unsicherheit dabei. Dann erinnerte mich Louis auch noch daran wie er alleine in der Krankenhaustoilette zusammengeklappt ist. Sofort musste ich an den Moment nach dem Gericht zurückdenken als Liam mitten auf dem Weg umgekippt ist. Nein! Das passiert nicht noch einmal! Doch die Zeiger der Uhr schreiten voran und Liam kommt nicht aus dem Bad. Er meldet sich noch nicht einmal! Nervosität breitet sich im gesamten Zimmer aus. Harry, Louis, Niall und ich mümmeln schon längst nicht mehr auf den Betten, sondern sitzen aufrecht und halten unsere Augen ungeduldig auf die Badtür gerichtet. Tom hat sich neben Paul gestellt und sie flüstern miteinander. Durch die ansonsten herrschende Stille im Raum schnappe ich einzelne Worte auf. Aus ihnen erschließe ich mir etwas das ich sowieso schon weiß. Beide machen sich um Liam riesige Sorgen und ihr Geflüster ist eine Diskussion wie sie ihm beistehen, helfen können. Auch ich frage mich das durchgängig. Eigentlich sieht er schon viel gesünder aus, aber ich habe keine Ahnung wie es in seinem Inneren aussieht. Er war schon immer sehr gut darin seine privatesten Gefühle und intimsten Gedanken vor uns zu verstecken. Angespannt beiße ich auf meine Unterlippe und zappele auf dem Bett herum. Niemand stört sich daran, denn jeder ist mit seiner eigenen Unruhe beschäftigt. Ein plötzliches lautes Geräusch aus dem Bad lässt mich zusammenzucken und auf meine Füße springen. Tom hebt seine Hände und verdeutlicht uns nicht über zu reagieren. Allerdings stehen Harry, Louis und Niall ebenfalls auf und zusammen nähern wir uns besorgt der Badtür. Was macht Liam denn da drin? Solange braucht doch kein Mensch um nur kurz mal auf die Toilette zu gehen! Paul klopft gegen die Tür und ruft „Liam? Ist bei dir alles okay?“ Mit klopfendem Herzen lausche ich angestrengt. Nichts. Keine Antwort kommt zurück. Beunruhigt trommele ich mit meinem gesunden Fuß auf den Boden, während Tom lautstark ruft „LIAM! Sollen wir reinkommen? Brauchst du Hilfe?“ Nach seinen Worten herrscht erneute Stille, die von einem leisen Schrei, der eindeutig aus dem Inneren des Bades kommt, durchschnitten wird. Jetzt kann uns nichts mehr halten. Liam braucht sofort unsere Hilfe, Beistand, was auch immer! Harry, Niall, Louis und ich überwinden stürzend die wenigen Schritte zum Bad, indes drückt Paul bestimmend und mit sorgenvollem Gesicht die Türklinge nach unten. Erleichtert schnaubend blickt er zu uns „Nicht abgeschlossen…“ Die Freude von allen verpufft in dem Augenblick als Paul die Tür ganz öffnen will, denn es geht nicht. Schon nach wenigen Zentimetern scheint irgendetwas im Weg zu sein und uns bleibt nur ein winziger Spalt um ins Bad zu spähen. Tom klopft erneut und äußert unruhig „Liam?“ Außer einem herzzerreißenden Wimmern ertönt nichts. Paul und Tom werfen sich fragende Blicke zu, anscheinend wissen sie nicht wie sie diese Situation meistern sollen. Hingegen Niall, Louis, Harry und ich etwas machen wollen, aber nicht können. Zu sehr schockieren uns die schluchzenden Laute, die von Liam kommen müssen. Was hat er? Wir sind doch da! Warum meldet er sich nicht? Jedem von uns steht die Machtlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Nach wenigen Minuten halte ich es nicht mehr aus und es platzt einfach so aus mir heraus „Liam, bitte sag doch was! Wir sind hier bei dir. Du bist nicht alleine! Lass dir von uns helfen. Ich flehe dich an! Bitte…“ Meine Stimme bricht und eine Träne der Verzweiflung bahnt sich einen Weg über meine Wange. Die anderen können zu meinen Worten gar keine Reaktion zeigen, zu schnell tut sich etwas. Erstarrt verfolge ich wie die Tür ins Schloss gedrückt wird und mir entschlüpft ein fassungsloser Laut. Doch im selben Moment wird die Türklinke von innen stockend nach unten gedrückt und die Tür ganz langsam geöffnet. Schließlich können wir komplett in den Raum blicken und sehen sofort Liam. Dieser lehnt schwach an der Tür, eine Hand liegt noch auf der Türklinke, und sein Kopf ist gesenkt. Einzelne Schluchzer lassen seine Schultern erbeben und er reibt sich mit seiner anderen Hand über die Augen. Stumm starre ich Liam an, auch Louis, Harry Niall, Paul und Tom schauen tatenlos auf diesen. Gemeinsam warten wir, dass Liam den ersten Schritt macht. Ohne seinen Blick vom Boden zu heben oder seine Hand aus seinem Gesicht zu nehmen fleht er uns schluchzend an „Bitte lasst mich nicht mehr alleine! Bleibt bei mir! Ich kann das nicht ohne euch. Ich brauche euch!“ Diese Worte geben uns den Schubser, welchen wir benötigen. Gleichzeitig stolpern Niall, Louis, Harry und ich nach vorne und schlingen wortlos unsere Arme um Liam. Behutsam fahre ich mit meiner Hand, etwas von den anderen zerquetscht, die sich ebenfalls wie ich fest an Liam drücken, dessen Rücken rauf und runter.

Der Tag der alles veränderte (One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt