Kapitel 72

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Kapitel 72

Harry POV

Warum muss das alles genau uns passieren? Diese eine Frage stelle ich mir jetzt schon seit über drei Wochen, genauer gesagt seit dem Tag an dem Louis zur Bank ging. Warum? Ich verstehe es einfach nicht. Der Grund fehlt… Ohne diesen erscheint mir das alles wie ein Traum. So passierte mir genau das: Ich hielt die Wirklichkeit für unreal. Mein Gehirn sagte mir, dass das alles gar nicht passiert ist. Nichts davon war echt. Alles nur ein böser Alptraum. Klar wunderte ich mich etwas, dass ich mit Niall auf dem Sofa in Louis's Apartment von Paul geweckt wurde. Doch im ersten Moment war meine komplette Welt noch heil. Wir hatten frei und genossen diese Zeit in vollen Zügen. Das war das einzige was mir in diesem Moment einfiel. Erst als Paul meinte, dass Tom Zayn und Louis wecken ist, meldete sich bei mir die Frage wo Liam ist. Genau in diesem Augenblick zerbrach meine perfekte Welt und mir wurde wieder klar, dass das wirklich passiert. Kein Traum. Keine Einbildung. Meine gerade noch dagewesene Hochstimmung verflüchtigte sich rasch und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Paul und Niall merkten rein gar nichts von meinem Stimmungsumschwung und ich schob meine Gefühle kurzerhand zur Seite. Ich darf jetzt nicht schwach werden! Ich muss stark sein! Besonders für Niall. Er braucht mich! Er verlässt sich auf mich! Schnell wischte ich mir über die Augen und versuchte anschließend meine aufkommende Panik mit essen zu unterdrücken. Ich hoffte, dass dadurch meine Angst vor heute einfach verschwinden würde. Doch das tat sie nicht. Nein, ganz im Gegenteil… Sie steigerte sich immer weiter und erreichte ihren Höhepunkt genau zu dem Zeitpunkt des Briefes. Ich konnte rein gar nichts mehr gegen meine aufkommende Panik tun. Sie begann mich zu beherrschen. Erst als Tom uns die Bilder offenbart kriege ich mich langsam wieder etwas ein. Ich rede mir ein, dass alles gut wird. Helmut wird Liam finden und das rechtzeitig! Alles wird wieder gut! Eigentlich klappt das Einreden ganz gut, bis Paul beginnt den dabei liegenden Brief mit bemüht ruhiger Stimme vorzulesen. Ich bemerke das leichte Zittern und erfahre im selben Moment den Grund dafür. Die Worte des Briefes schallen in meinem Kopf nach wie bei einem Echo. Immer und immer wieder. Schrittweise werden sie leiser, bis sie nur noch ein kaum hörbares Flüstern sind. Doch ich kann nicht weghören, sie nicht einfach ignorieren, nicht entkommen… Ich muss ihnen lauschen, egal wie tief sie sich dadurch einprägen 'Wie du siehst ist er gesund. Noch. Denn wenn du heute erscheinst wird sich das schlagartig ändern. Niemand wird ihn jemals finden! Jämmerlich wird er hier mutterseelenalleine verkümmern. Ohne Nahrung. Ohne Trinken. Es ist deine Entscheidung. DU musst damit leben! X´ Warum? Schon wieder diese Frage. Um nicht so nutzlos erstarrt zu bleiben zwinge ich mich meine Fingernägel schmerzhaft in meine Handfläche zu bohren. Die Matschepampe, die einmal eine Brötchenhälfte war, klatscht in Stücken auf meinen Teller zurück und wenn mich meine verschwommene Sicht nicht trügt ist auch etwas Rotes mit dabei… Obwohl ich weiß, dass das nicht gut ist, holt mich der aufkommende Schmerz zurück in die Wirklichkeit. Ich schaffe es mir die Tränen wegzuwischen. Zuerst erkenne ich nur schemenhaft mein Umfeld, doch dann erscheinen mir die verschiedenen Details. Der Tisch, mein Teller, die Überbleibsel des begonnen Frühstücks… Als nächstes bekomme ich es geregelt meinen Kopf zu heben und blicke direkt auf Zayn, der mir gegenüber sitzt. Dieser kämpft sichtlich um einen normalen Gesichtsausdruck. Dabei zerkaut er mit den Zähnen seine Unterlippe, die sich jetzt schon knallrot gefärbt hat und seine Augen schweifen unruhig durch den gesamten Raum. Niall! Mein Atem geht schneller und ich drehe mich rasant um die eigene Achse zu ihm um. Bei seinem Anblick schmerzt meine Brust. Mit geschlossenen Augen und die Finger in den Haaren verkrampft murmelt er lautlos irgendetwas vor sich hin, noch dazu wippt er leicht vor und zurück. Ich muss stark sein. Für ihn! Meine brennende Handfläche, meine eigenen Ängste und Zweifel, alles schiebe ich in den Hintergrund. Jetzt zählt nur Niall! Ich muss ihm beistehen, ihm helfen, ihm gut zureden, all das machen was Liam machen würde… Vielleicht etwas zu schnell und plump ziehe ich Niall an mich und schlinge meine Arme um ihn. Dann wiederhole ich immer und immer wieder dieselben Worte, welche ich leise in sein Ohr flüstere „Alles wird gut werden. Liam kommt zu uns zurück. Helmut findet ihn. Alles wird wieder gut werden.“ Erst nach einigen vergangenen Minuten beginnt er sich zu entspannen und schließt seine Arme fest um mich. Wir können das schaffen! Wir ziehen das heute durch. Ich atme tief durch und drücke mich noch enger an Niall. „Harry? Niall?“ Widerwillig öffne ich meine Augen und richte sie auf Paul, dieser sieht uns beklommen an. „Ja?“ Meine Stimme ist kaum zu hören, doch Paul versucht ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern „Kann ich irgendwie helfen?“ „Ich denke nicht… Aber danke.“ Zuerst verzieht Paul traurig das Gesicht, jedoch nickt er als nächstes „Sag einfach Bescheid wenn…“ Diesmal bin ich es, der leicht nickt. Niall hat sich in der Zwischenzeit keinen Millimeter von mir entfernt und ich will das auch gar nicht. Ich bin für ihn da! Ich muss!

Der Tag der alles veränderte (One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt