Kapitel 11

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Am nächsten Morgen sah ich, direkt nachdem ich aufgewacht war, nach ob er mir geantwortet hatte. Mein Puls schoss augenblicklich in die Höhe, als ich seine Nachricht las.

<<klar gerne. Hätte morgen Abend Zeit>>

Begeistert dachte ich kurz nach, was für ein Tag heute war. Und dann was genau ich mit ihm machen könnte. Vorallem am Abend könnte das etwas schwierig werden, aber davon ließ ich mich nicht verunsichern. Ich konnte ihn wiedersehen und das war alles was zählte.

<<20 Uhr bei mir Zuhause?>> 

antwortete ich und begann mich dann freudig summend für den Tag fertig zu machen. Ich schmiss mein Handy auf mein Bett, ging zu meinen Fenstern und öffnete diese, damit ich mit der frischen Morgenluft meine Lungen füllen konnte. Mein Blick wanderte über unseren kleinen Rasen und die Nachbarshäuser. Alles schien grüner und strahlender als sonst zu sein.

Ich atmete tief durch und es bildete sich unaufhaltsam ein breites Lächeln auf meinem Gesicht. Meine Freude überstieg jegliches Maß, das ich vorher für Freude gehabt hätte. Der gestrige Tag war ein Traum gewesen und der heutige versprach wieder sehr schön zu werden, was auch immer ich mit ihm machen würde.

Auch wenn ich den Moment in seiner Perfektion ewig herauszögern wollte, so musste ich mich doch weiter fertigmachen, damit ich den Tag beginnen konnte. Und es würde ein verdammt toller Tag werden, da war ich mir absolut sicher. Ich schaltete Musik an und begann meine Schulsachen in meinen Rucksack zu packen, mich umzuziehen und dann rasch meine Zähne zu putzen und Haare zu machen.

Als ich wenig später auf meinem Rad saß und zur Schule fuhr, spürte ich die Endorphine praktisch durch meinen Körper unaufhaltsam strömen, was mich nur noch mehr bestärkte.

In der Schule warteten meine Freundinnen schon ganz aufgeregt und sie wollten unbedingt alles so schnell es ging erfahren. Was war wir unternommen hatten und wie wir zueinander standen. Ich beschrieb uns als Freunde, aber hoffte insgeheim, dass sie meine Zurückhaltung bei diesem Thema übersahen.

Es war unrealistisch zu denken, dass wir die Chance hatten mehr daraus werden zu lassen. Er war extrem berühmt und traf jeden Tag bestimmt dreimal hübschere Mädchen als mich. Mädchen, die erfolgreiche Models oder Schauspielerinnen oder Sängerinnen waren und wie er um die Welt reisten und nicht noch wie ich zur Schule gingen.

Die Gedanken machten mich immer kleiner und bald war schon nichts mehr von der Euphorie des Morgens übrig. Ich sollte mich freuen ihn wieder zu treffen auch oder gerade weil es vielleicht unser letztes Treffen sein könnte.

"Alles in Ordnung?", erkundigte sich Alena, als sie meinen nachdenklichen Blick nach draußen auf das Dach unserer Turnhalle sah.

"Ja, klar. Es ist alles in bester Ordnung"

Lügen war noch nie meine Stärke, aber da sie nicht weiter nachfragte, schien ihr meine Antwort gereicht zu haben. Zumindest für den Moment. Oder vielleicht wollte sie es gar nicht wissen wie es wirklich in mir aussah. 

"Wollen wir uns später treffen und darüber reden?", erklang nun wieder die leise Stimme meiner Freundin neben mir, die offensichtlich versuchte ihre Aufmerksamkeit kurz von Herrn Krämer mit seinem interessanten Experiment zu nehmen und sie mir stattdessen zu schenken.

"Würde ich gerne, aber ich hab keine Zeit", antwortete ich knapp und hielt meinen Blick weiter auf das Dach gerichtet. 

Nach der Schule fuhr ich nach Hause, aß Mittag und sah dann, das Harry mir geantwortet hatte.

<<Geht klar. Bis später>>

Nun stieg wieder die Anspannung und ich vergaß alle negativen Gedanken, die ich vorher hatte.  Ich wollte ihn mitnehmen an meinen Lieblingsplatz. An den Platz, der mir so viel bedeutete. Dafür holte ich zwei Decken und stopfte sie in meinen Rucksack. Dazu kamen zwei Flaschen Wasser und eine Dose mit Weintrauben, Äpfeln und einigen Beeren von dem vorherigen Tag.

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