OVER AGAIN

Kapitel 31

Harry und ich wechselten Blicke und versuchten beide durch die Mimik des anderen zu erraten, was die Antwort war, die unsere Situation und unser Kennenlernen am besten beschreiben würde, ohne mich als hilfloses, dummes Mädchen darzustellen, wovor ich bereits mehr als Angst hatte.

"Wir haben uns in Hamburg kennengelernt, während meiner Tour", fing Harry an und endete so, dass ich eine gute Überleitung machen konnte. Er wollte mir anscheinend überlassen, was die Jungs von unserem ersten Treffen erfahren würden und was nicht. Er überließ es mir und ich war ihm dafür unglaublich dankbar.

"Wir haben uns in einem Club getroffen und dann Nummern ausgetauscht. In den Monaten danach haben wir immer wieder miteinander geschrieben und eine gute Freundschaft entwickelt, die ich nicht mehr missen möchte", erzählte ich und sah dabei die drei Jungs an, die teils ganz unterschiedlich darauf reagierten.

Louis aß weiter ganz unbeeindruckt sein Rührei, während Niall und Liam beide eher gespannt und gierig auf mehr warteten. Doch ich gedachte nicht ihnen diesen Wunsch zu erfüllen. Zumindest nicht heute.

"Und das war's? Das klingt nach etwas zu wenig Drama für dich, Styles?", fragte nun Louis und musterte uns beide.

Wir beiden suchten wieder Augenkontakt und ich nickte kaum merklich, als Harry den Mund öffnete und entgegnete:

"Klingt fast so, als würdest du einer dieser Klatschreporter sein, die nur darauf geiern, dass man irgendetwas sagt, dass sie gegen uns verwenden können. Sätze werden völlig aus dem Zusammenhang gerissen und für eine weitere Schlagzeile auf der Titelseite verbraten. Und das hat alles nichts zu tun mit Nelly und mir und du, Louis, weißt das auch"

Ein breites, schelmiges Lächeln schmückte nun sein Gesicht und ich konnte bloß lächelnd den Kopf schütteln. Ich hatte die vier zwar vorher nicht richtig gekannt, aber auch von anderen großen Stars, die den Durchbruch geschafft hatten, erwartete man nicht, dass sie Späße machten und nicht rund um die Uhr top gestylt und ernst durch die Gegend schreiteten. Doch diese vier jungen Männer passten nicht ins Bild.

"Wie geht es dir eigentlich damit, dass wir heute Abend bei dir zugucken werden, Niall?", fragte Liam nun und auch er schien den Schalk im Nacken sitzen zu haben, da er kämpfen musste um einen ernsten Gesichtsausdruck behalten zu können. Harrys Lachen erfüllte den Raum und für einen Moment fühlte ich mich wie im Film. In den Montagen, in denen gezeigt wird, wie sich der Protagonist entwickelt oder Spaß hat, bevor das große Tief kommt.

"Um ehrlich zu sein, hab ich Louis, Harry und Nelly gern um mich, aber da gibt es auch noch so einen Typ, der nennt sich Liam Payne, und der ist einfach wirklich scheußlich anstrengend. Keine 30 Minuten würde ich das mit dem in einem Zimmer aushalten.

"Wie gut, dass wir so einen nervigen Menschen wie ihn nicht haben. Du kämst ihm zwar am nächsten, aber ganz so furchtbar bist selbst du nicht", feuerte Liam zurück und wir anderen saßen nur kopfschüttelnd und lachend ihnen gegenüber und sahen zu, wie sie weiter mit Worten um sich schmissen und ein Ende war vorerst nicht in Sicht.

Schlussendlich schaltete sich Harry ein und beendete den kleinen Hahnenkampf. Danach räumten wir ab und begaben uns zusammen in den sehr großzügigen Wohnraum, den Harrys Haus bot.

"Wollen wir einen Film gucken?", stellte Niall die Frage in den Raum und sofort schaltete sich Louis ein und antwortete: "Wenn, dann müssen wir Prince of Bel-air gucken. So wie in alten Zeiten"

"Ich finde, dass unser Gast in der Runde entscheiden sollte", sagte Liam und augenblicklich wanderten alle Blicke zu mir. 

"Ich denke, dass wir etwas Neues ausprobieren sollten. Nostalgie ist zwar gut, aber wenn man wieder zusammen frisch durchstartet, dann sollte man sich nicht zu lange an dem was vergangen ist aufhalten"

"Da hast du absolut recht, nicht wahr Jungs", bestärkte Harry meine Aussage und sofort stimmten ihm die anderen zu. 

"Also Nelly, was schlägst du vor?", fragte Liam und verwies auf den Fernseher, der bereits einige online Videoportale geöffnet hatte.

"Etwas, was zu eurer Stimmung passt und worauf ihr Lust habt", antwortete ich etwas überfordert. Ich kannte die drei erst seit einigen Stunden und konnte schlecht bereits soweit über sie informiert sein, dass ich personalisierte Empfehlungen aussprechen konnte.

"Jungs? Was soll es werden?", fragte Louis und sofort begann eine wilde Diskussion, der ich bloß ans Sofa gekuschelt folgte. Sie konnten sich nicht richtig einigen, mal ging es einen Schritt vorwärts und dann schlagartig wieder einige zurück. Eine Entscheidung konnte auch nach weiteren fünf Minuten nicht getroffen werden, sodass ich mich nun doch wieder einschaltete und meinte, dass jeder einen Film sagen solle und diese dann gelost werden würden. Nach einigem Murren stimmten sie alle zu und sofort kamen wir zu einer Entscheidung.

Nachdem wir gemeinsam den Film gesehen hatten und einige interessante Entscheidungen des Regisseurs diskutiert hatten, machte Niall sich auf dem Weg zum Greek Theater, in dem er heute Abend die erste von zwei Shows spielen würde. Und wir anderen würden ihm aus dem Backstagebereich zusehen. Ich war schon gespannt darauf, da es mein erstes richtiges Konzert sein würde. Nie zuvor war ich bei einem und daher steckte mich die gelassene Art von anderen auch kein Stück an. Ich war aufgeregt und das war auch in Ordnung.

Wir entschieden uns dazu, dass wir etwas Musik anstellten und unterhielten uns dann über aktuelle Krisen, die Harry offensichtlich mehr bewegten, als er es mir in den letzten Tagen gezeigt hatte und sprachen über die katastrophale Politik von Trump, die keineswegs mit dem vereinbar war, was wir an Anforderungen hatten. Liam ging sogar so weit, das er sagte, dass er die Zeit, die er in Amerika verbrachte weniger oder vorsichtiger genoss als noch zu Obamas Zeiten, aber wir diese Krise auch überstehen würden. Plötzlich wurde Harry ganz still und meinte:

"Louis, Liam, ich muss kurz mit euch sprechen. Nelly, du kannst dich ja schon mal für das Konzert fertigmachen. Es wird nicht lange dauern"