Kapitel 14

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Mehr als diese schwache Beschreibung hatte ich nicht aus ihm heraus bekommen. Aber irgendwie gefiel mir die Neugierde, die er in mir erzeugte. Das Kribbeln im Bauch, die erhöhte Herzfrequenz, die ich nur durch möglichst ruhiges Atmen überspielen konnte und die gute Laune, die mich sofort umgab, sobald ich ihn wieder sah, gaben mir erneut nur all zu deutliche Hinweise. 

Die Musik, die gerade aus dem Radio klang, während wir inzwischen bereits ein Stück außerhalb Londons fuhren, war von den Backstreet Boys. Ihre neue Single "Don't Go Breaking My Heart" hatte ich auch bereits in Deutschland einige Male durch die Sender tingeln hören. Aber nun brachte es mich auf eine neue Idee. Er wollte mit den Jungs sprechen wegen ihrer eigenen Pause. Hatte er das auch wirklich gemacht?

"Und? Hast du eigentlich mal in letzter Zeit etwas von Louis, Liam und Niall gehört?", erkundigte ich mich in einer ruhigen Stimme. 

"Ja. Wir stehen relativ regelmäßig im Kontakt", antwortete er und zeigte keinerlei Regung im Gesicht. Ich fragte mich, was das sollte. Wieso waren ihm seine Bandkollegen so egal, oder besser, warum wollte er so unbedingt, dass ich das dachte?

"Regelmäßig kann auch einmal im Jahr sein. Also? Hast du darüber nachgedacht? Willst du sie nicht mal wieder treffen?"

"Ich habe viele schöne Momente mit ihnen verbracht, aber ich muss mich erst einmal selbst entfalten um überhaupt etwas frisches zur Band beitragen zu können. Die Situation ist nicht so einfach und wir vier müssen das tun, was unser Herz will, sonst sind wir nicht glücklich und unsere Musik würde das sicher wiederspiegeln. Außerdem sehe ich sie immer mal wieder. Wir stehen noch immer in Kontakt"

"Eure Fans machen wohl ziemlich viel Druck", schlussfolgerte ich und er tat mir irgendwie leid. So einen extremen Druck schon so lange zu haben, müsste ziemlich belastend sein.

"Wir lieben unsere  Fans. Ohne sie wär keiner von uns dort wo er jetzt ist, aber das Leben bietet uns nun mal für jede noch so tolle Situation einen Dämpfer. Etwas, das den Traum eine bissige Würze geben kann. Und man kann die bissige Würze ignorieren oder sich selbst einreden, das sie nicht vorhanden sei, aber dennoch wird sie immer ein Teil dieses Lebens sein"

"Da hast du Recht. Jedes Leben ist mit einer bissigen Würze geschärft, aber das braucht uns doch keine Angst zu machen. Ihr seid ein Team und eure Fans stehen sicher immer hinter euch und unterstützen euch, egal was ihr macht", versuchte ich ihm etwas aufzumuntern.

"Ich sage ja auch nicht, dass es schlecht war. Es war guter Druck, aber es war eben auch Druck, der uns an die Grenze getrieben hat. Jeden von uns. Uns unseren Ideen endlich völlig hingeben zu können, ist daher für mich umso wichtiger"

"Ok. Aber bitte sprich mit ihnen und mach ein Treffen aus. Ihr solltet in Ruhe über eure Zukunft, ob nun zusammen oder getrennt, nachdenken. Das ganze hin und her und die Spekulationen müssen doch furchtbar sein"

"Seit Ewigkeiten ist das so und ich habe mich bewusst für diesen Lebensweg entschieden und daher werde ich auch mit den Konsequenzen ohne großes wenn und aber leben. Aber du hast schon recht. Wir sollten wirklich richtig darüber sprechen. Wenn Niall mit seiner Tour durch ist und wir es schaffen trotz Louis's Arbeit bei X Factor und Liams Terminen einen brauchbaren Tag zu finden, dann würde das sicher helfen. Es ist besser als wenn jeder mit jemanden anderen mal darüber spricht und wir nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen"

"Ihr habt alle so viel um die Ohren. Ich denke nicht, dass ihr da bald einen Termin finden werdet, an dem alle die Zeit für ein Gespräch finden". Ich machte ihm nicht gerade Mut und das wusste ich auch, aber ihm etwas anderes vorzugaukeln würde keinen Sinn machen. Er war sich der Situation bewusst, in der er gerade mit seinen Bandkollegen steckte.

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