Harry Sicht:
Es waren Minuten der Stille vergangen, in denen Louis und Liam einfach nur für mich dagewesen waren und keine Anzeichen von Neugier gezeigt hatten. Aber nun, als ich mich erschöpft auf einen Stuhl im Wartebereich fallen ließ, konnte ich sehen, wie sehr es ihnen unter den Fingernägeln brannte. Sie wollten unbedingt erfahren, was mit Nelly war.
"Sie hat Meningitis und eine daraus resultierende Blutvergiftung, die zu inneren Blutungen führen kann", versuchte ich möglichst genau zu schildern, wie die Situation aussah.
"Außerdem solltet ihr ebenso wie ich diese Tabletten nehmen, damit eine Erkrankung von euch präventiv behandelt werden kann", gab ich zusätzlich zu. Zwei Augenpaare sahen mich forschend an, bevor sich Liam auf dem Weg machte solche Tabletten zu besorgen und Louis sich neben mich fallen ließ.
"Du solltest jetzt unbedingt nochmal versuchen Nellys Eltern zu erreichen. Sie müssen wissen was passiert ist und sie sollten so schnell wie möglich kommen, nicht wahr?"
Ich dankte ihm, dass er mich daran erinnerte und gleichzeitig unterschwellig versuchte den akuten Ernst der Lage zu verstehen. Ja, es könnte sehr eng für Nelly werden, aber ich wusste, dass sie nicht aufhören würde zu kämpfen. Sie konnte das schaffen. Ich sollte die Hoffnung nicht jetzt bereits verlieren und stattdessen meine Gedanken wieder Dingen zuwenden, die jetzt oberste Priorität haben sollten. Schnell nahm ich wieder mein Handy in die Hand und wählte die Nummer von Susann. Und dieses Mal hatte ich Glück. Sie nahm ab und stellte mich damit vor eine weitere große Herausforderung. Wie sollte ich das alles möglichst ehrlich, aber auch möglichst schonend erklären?
"Susann?", fragte ich und fügte dann gleich hinzu: "Ich bin es, Harry"
"Hallo Harry, wie geht es euch? Wie ist das Wetter so in Los Angeles?"
"Gut, so wie es meistens hier ist. Deshalb rufe ich aber nicht an. Ich hatte bereits mehrfach versucht dich zu erreichen, aber du..."
"Ich weiß, tut mir leid. Mein Handy war leer und ich musste es erst wieder etwas aufladen. Ist denn alles gut bei euch? Wollt ihr noch länger bleiben oder warum rufst du an?"
"Susann, kannst du dich bitte hinsetzen. Ich muss dir etwas erzählen...", begann ich zu erzählen und ließ kein Detail aus. Es war nicht unbedingt schön, und ich wusste auch, dass ich ihr vermutlich gerade das Herz brach, aber sie musste es wissen und so schnell wie es nur ging kommen, bevor es wohlmöglich zu spät war. Ich versuchte keinen Gedanken daran zu verschwenden, aber es war mehr als möglich, dass der Fall eintreten konnte und ich und auch alle anderen mussten dann darauf so gut es ging vorbereitet sein.
Sie konnte es nicht richtig fassen und schien immer und immer wieder heftig schlucken zu müssen. Vermutlich stand sie so unter Schock, dass sie noch nicht einmal weinen konnte. Vielleicht war das auch ganz gut so. Sie musste versuchen einen klaren Kopf zu behalten und versprach mir, dass sie den nächsten Flug nehmen würde um zu uns zu kommen. Im Gegenzug gab ich ihr das Versprechen, dass ich gut auf Nelly aufpassen würde bis sie ankam.
Nach hoch emotionalen zehn Minuten am Telefon legte ich auf und sah dann erschöpft zu Louis. Die Sorgen um Nelly drückten mit aller Macht auf meinen Brustkorb, sodass ich das Gefühl bekam, dass er jedes bisschen Luft aus meinen Lungen drückte und gleichzeitig ein Einatmen unmöglich machte. Ich wollte aufstehen, aber musste gegen Schwindel ankämpfen und ließ mich kraftlos wieder in meinen Stuhl zurückfallen.
"Harry?", erklang eine mir nur allzu bekannte Stimme und ich hob meinen Kopf um nachzusehen wer es genau war. Mein Gehirn hatte sich bereits zu weit von mir verabschiedet, als das ich noch heraushören konnte, wer genau es war. Es musste allerdings jemand sein, den ich sehr gut kannte. War es Liam?
"Harry?", erklang es erneut und endlich konnte ich mich soweit darauf konzentrieren, dass ich die Stimme wahrnahm. Es war Louis. Hatte ich etwa die ganze Zeit neben ihm gesessen? Hatte ich das in meiner kleinen Panikattacke wirklich vergessen?
"Harry? Was ist los? Geht es dir nicht gut?", fragte er nun gezielter, da er offensichtlich wirklich besorgt war.
"Mir geht es gut, danke Louis", antwortete ich langsam und hob meinen Kopf. Meine Atmung hatte sich wieder etwas normalisiert und ich fühlte mich nicht mehr wie zusammengeschnürt in meinem Brustkorb.
"Du bist ganz blass. Soll ich dir etwas zu trinken holen?", erkundigte sich nun mein Freund Louis und sah mich besorgt an.
"Danke, es ist alles gut. Nur etwas dehydriert, denke ich zumindest", antwortete ich brabbelnd un nahm gar nicht wahr, wie jemand vor uns trat. Eigentlich waren es sogar zwei. Ich spürte eine warme Umarmung um mich und roch eine Mischung aus Männerdeo und Schweiß.
"Harry, es tut mir so unglaublich leid", meinte Niall, der scheinbar direkt hierher gekommen war.
"Sobald ich davon gehört hatte, bin ich ins Auto gesprungen und hergefahren. Wie geht es ihr jetzt?", erkundigte er sich und löste langsam unsere Umarmung.
"Ich weiß es nicht. Sie hat in meinen Armen das Bewusstsein verloren und scheint seitdem nicht mehr aufgewacht zu sein. Die Ärzte haben sie auf die Intensivstation gebracht und ich darf erst in einigen Stunden zu ihr", erklärte ich und merkte dabei wie mir einige Tränen über die Wangen liefen. Scheiße, ich hatte verdammt nochmal solche Angst um sie!?!
Niall versuchte mich zu trösten und etwas später kam Liam zurück und brachte uns die Tabletten. Ein Arzt holte mich erneut, gab mir ein präventives Medikament und erklärte mir erneut, was genau mit Nelly passieren würde, aber ich konnte dem allem nicht richtig folgen. Ich konnte es einfach nicht. Alles was er erzählte klang verdammt ernst und ich wurde gebeten mich emotional möglichst auf das schlimmste gefasst zu machen. Ich versuchte mit der Hilfe meiner drei Freunde mich möglichst gut zu beruhigen und etwas Schlaf vor dem nächsten Morgen abzugreifen.
Meine Besuchszeit wurde am morgen immer und immer weiter nach hinten geschoben, weil sie noch irgendwelche Tests und Behandlungen vollführen müssten, bevor ich endlich zu ihr am Nachmittag konnte. Als ich das Zimmer betrat, wollte ich am liebsten auf der Stelle tot umfallen. Nelly lag da, so bleich und an unzählige Maschienen angeschlossen. Es war ein Trauerspiel das alles mit anzusehen. Vorsichtig ergriff ich ihre Hand und sah in ihr Gesicht. Es hatte seinen Glanz verloren und obwohl ich mir bewusst war, dass sie nicht bei Bewusstsein war, begann ich dennoch mit ihr zu sprechen. Vermutlich tat ich es nur, weil ich diese Gelegenheit nutzen wollte um ihr noch einiges zu sagen, das ich auf meinem Herzen hatte.
"Ich weiß, dass das vielleicht verrückt ist, dass ich jetzt mit dir rede, aber ich muss dir sagen, dass du es geschafft hast. Du hast uns wieder vereint. Ob es jetzt so wird, wie es früher mal war, ist fraglich, aber du hast uns die Chance gegeben, dass wir uns wieder als Freunde neu kennenlernen ohne vorerst über unsere Reunion nachdenken zu müssen. Du hast den Jungs und vor allem mir so viel Lebensfreude gebracht und mir gezeigt wie Liebe aussieht. Ich habe dich immer geliebt und ich werde dich auch immer lieben. Also bitte, bitte Nelly. Komm bitte zu mir zurück. Es gibt noch so viel auf der Welt, was du noch erleben musst. Es gibt noch so viel, was ich dir zeigen will und auch so viel, was du mir zeigen kannst. Ich will von dir lernen und sich für immer an meiner Seite haben. Bitte, Nelly, ich liebe dich. Bitte bleib bei mir"
Ich brach erneut in Tränen aus und musste mich setzen um nicht hier sofort umzukippen. Es raubte mir jegliche Energie und ich konnte nicht glauben, dass das alles hier wahrhaftig passiert. Es musste doch ein Traum sein. Niemals wäre die Wirklichkeit so grausam. Niemals würde es so enden ohne letzte Worte von ihr. Es war nicht die Realität, die ich hier wahrnahm. Auch wenn sich alles so real anfühlte, war es doch trotzdem ein Traum. Oder etwa nicht?
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OVER AGAIN
FanficNelly und ihre Freundinnen feiern zusammen den 18. Geburtstag von ihrer Freundin Alena in einem Club. Dort trifft sie auf jemanden, den sie bisher nur flüchtig aus Nachrichten kannte: Harry Styles. Der Sänger tourte früher mit seiner Band One Direct...