Kapitel 37

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"Nelly? Wieso hast du das gemacht?" 

In seiner Stimme klang kein Ärgerniss durch und auch kein Ekel. Er schien einfach nur verwirrt zu sein, aber da ich es ja auch war, konnte ich ihm gerade keine große Hilfe sein.

"Bitte Nelly, ich möchte das und dich besser verstehen, aber dafür musst du mit mir reden", versuchte er es erneut und ich konnte nicht anders als mich umzudrehen und ihn verzweifelt anzusehen.

"Ich weiß es doch selbst alles nicht. Ich bin so verwirrt. Du verwirrst mich", erklärte ich und sah dabei von rechts nach links und schließlich direkt in seine Augen, die mir ausdrucksstark wie immer entgegenfunkelten.

"Ich verwirre dich? Wieso?", fragte er und auch dabei war die Verwirrung in seiner Stimme ganz offensichtlich. Er schien keine Ahnung zu haben, obwohl es für mich doch nichts Eindeutigeres gab. Hatte er etwa alles übersehen, dass ihm hätte sogleich ins Auge hätte springen können? Wie blind konnten Männer bloß sein?

"Weil.... weil du und deine Handlungen so verstrickt und unübersichtlich sind. Sie können nichts oder alles aussagend sein und ich weiß nie genau, wie ich das alles finden und interpretieren soll, weil du es mir verdammt nochmal nicht einfach machst, dich wirklich zu verstehen. Für eine Sekunde denke ich, dass wir so sehr auf einer Welle schwimmen und wir auf weichen Wolken zusammen in den Himmel schweben könnten und dann folgt eine Aktion oder Reaktion von dir, die mich erneut völlig aus der Bahn wirft und mich wieder an dem zweifeln lässt, was uns vorher so zusammengehalten hat"

In seinem Gesicht zeichnete sich die Sorgenfalte zwischen seinen Augenbrauen aus und passte perfekt und die Situation, die ich in meiner engagierten Rede gerade beschrieben hatte. Das Selbstbewusstsein, das ich teilweise empfand während ich seine Reaktionen interpretierte, verschwand und es machte sich auch bei mir eine Sorgenfalte der Verwirrung zwischen meinen Brauen sichtbar. Das spürte ich so deutlich wie nie zuvor.

"Ich dachte, dass meine Absichten klar seien. Ich hatte damit gerechnet, dass wir gute Freunde sind und wir das geklärt hätten. Verstehe mich doch bitte. Du hast doch heute selbst gesehen, wie mein Leben ist, sobald ich das Haus verlasse. Ich werde ständig von Fans belagert und auch Paparazzi und Redakteure verfolgen mich und meine Handlungen genauestens. Die Situation habe ich mir so ausgesucht, aber du hast dich nur dafür entschieden, dass wir Freunde sind", begann er, aber ich unterbrach ihn. Ich hatte es so satt all diese Gefühle in mir zu untergraben und sogar in mir zu tragen. Ich wollte nicht mehr solche Gefühle für ihn empfinden, aber er ließ in mir jedes mal wieder einen Funken Hoffnung aufkeimen, den ich wiederrum jedes mal versuchte schnellstmöglich erlischen zu lassen.

"Ich wusste, dass es nicht immer einfach ist, befreundet mit dir zu sein. Ich wusste, dass ich mir ein dickes Fell wachsen lassen müsste um die Dinge auszuhalten, die sie mir an den Kopf werfen würden, aber das alles war mir egal, weil du mich die schlimmen Nebenwirkungen vergessen liest, sobald wir zusammen Zeit verbrachten. Nichts hätte ich ändern wollen daran"

Er lauschte mir aufmerksam und atmete nun tief ein und sprach:

"Nelly, ich kann mir nicht immer wieder ansehen, wie dir die Medien wehtun und wie sie dich innerlich zerstören. Ich will dir das nicht zumuten. Sie werden nicht sanfter werden, vor allem nicht, wenn sie herausfinden, wie wir uns kennengelernt haben. Keiner von ihnen wird Rücksicht auf dich und deine Gefühle nehmen, wenn sie eine Schlagzeile wittern. Keiner wird sich darum kümmern dich wieder aufzubauen und deinen Ruf auf Vordermann zu bringen. Bitte vergiss nicht, dass was passiert ist. Es war ein Warnschuss und es wird Zeit, dass du es auch als solchen indentifizierst", erklärte er und langsam verstand ich seine Logik hinter dem Ganzen.

"Soll das heißen, dass du absichtlich mit mir dahingegangen bist, damit ich Abstand zu dir gewinne und du mich nicht immer wieder von dir wegstoßen müsstest?"

"Nelly, ich wollte niemals, dass sie solche Artikel über dich, über uns veröffentlichen"

"Natürlich, du wusstest, dass es um diese Uhrzeit nicht unbedigt unwahrscheinlich wäre, dass einige Paparazzi in dieser Gegend wären und sie sofort das Frischfleisch riechen würden". Einige Tränen rannen über meine Wangen, aber ich wischte sie weg. Eigentlich empfand ich im Moment bloß Wut darüber, dass er mich absichtlich hatte ins offene Messer laufen lassen, damit ich durch meine Verletzungen den Draht zu ihm verlieren würde. 

"Ich tat es bloß zu deinem Besten"

"Ach ja, schon klar. Und du weißt auch genau was das ist. Schon gut, Mr. Styles. Ich habe verstanden und werde dich keineswegs weiter dran hindern mir so zu helfen, dass es zu meinem Besten ist", ich wandte mich ab und wollte wieder zurück ins Gebäude gehen, als er laut aussprach, worauf ich nicht mehr gehofft hatte, es jemals aus seinem Mund zu hören:

"Nelly, ich musste dich beschützen, weil ich es nicht ertragen könnte, wenn du so sehr leiden würdest. Nicht nur du würdest daran kaputt gehen sondern auch ich. Und zwar weil ich dich liebe"


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