Kapitel 30

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Mit selbstbewussten Schritten ging ich die Treppe hinunter und hörte schon jetzt wie Harry und Liam am Lachen waren. Die beiden hatten sicher viel zu besprechen. Ich versuchte meine Atmung zu beruhigen als ich schließlich um die Ecke bog und auf die beiden zulief.

"Hi, du bist Nelly, oder?", fragte Liam und stellte sich freundlich vor.

"Ja und du bist Liam?", stellte ich die Gegenfrage, aber wir beide mussten nur darüber schmunzeln. 

"Und wie geht es dir, Nelly? Nervt dich Hazza schon gewaltig?", meinte er lachend und klopfte seinem Freund auf die Schulter. Hazza? Meinte er Harry?, fragte ich mich und antwortete mehr oder weniger gekonnt locker:

"Bisher war mir seine Gegenwart nie zuwider"

Ich sah Harry an und wartete auf seine Reaktion. Ein Lächeln oder ein Zwinkern oder nette Worte, die er mir entgegen zu bringen hatte, aber sein Gesicht war weiter auf Liam fokussiert und ich wand schnell und möglichst unbemerkt mich ebenso wieder zu unserem Gast.

"Was möchtest du essen, Liam?", fragte Harry und begann in Richtung des großzügigen Ess- und Wohnbereich zu gehen.

"Hast du schon Avocados im Haus?", fragte Liam und ich zog verwirrt meine Stirn zusammen.

"Avocados?"

"Ja, nichts ist besser als Avocados am Morgen. Ich liebe es einfach mit einem Toast mit Avocado in den Tag zu starten"

"Du musst wissen, Nelly, er war schon immer ein Freund des "Gesundheits" Trends und hat stets versucht seinen Körper in bester Form  zu halten", erklärte Harry schmunzelnd und machte sich auf um Avocados zu suchen. Er schien wirklich schon lange nicht mehr hier gewesen zu sein, da er einige Schubladen und Türen in der Küche öffnete und keine Ahnung zu haben schien wo genau sich Obst und Gemüse in seiner Küche befand.

"OK, Nelly, glaub ihm kein Wort. Das waren noch Zeiten als wir bei X Factor waren und uns noch zum Großteil von fürchterlich ungesunden Sachen ernährt haben. Wir haben unbeschwert den Wettkampf gesucht und waren völlig aufgeschmissen, nachdem wir nur dritte geworden waren, aber wir haben es ja trotzdem geschafft etwas aus uns zu machen. Wir haben an uns geglaubt und auch Simon tat das. Außerdem was ist daran so falsch sich gut zu ernähren und auf seinen Körper zu achten?", meinte er und sah Harry gespannt an.

"Nichts, wenn es nicht etwas wäre, was Modest uns versucht hat einzutrichtern. Weißt du nicht mehr was sie zu uns sagten und wie sie alles was wir sagten zensierten? Alles was uns verboten wurde, unsere Pläne, die sie durchkreuzten und wie sie uns zu ihren Marionetten gemacht haben? Weißt du das etwa alles nicht mehr? Die Worte, die du gerade gesagt hast, klingen, als ob sie von Modest stammen könnten", erklärte Harry mit einem kalten Gesichtsausdruck, legte zwei Avacados vor Liam und setzte sich dann mit an den Tisch.

"Harry, bitte. Wir haben einen Gast. Deine ganzen Feindseligkeiten mit den Menschen von Modest musst du doch jetzt hier nicht so ausbreiten", meinte Liam gutmütig und ließ mich damit wiedermal verwirrt zwischen den beiden hin und her gucken. Was war bloß in dieser Phase vorgefallen und warum hatte er noch nie mit mir darüber gesprochen? Die beiden sahen sich an und dann meinte Harry:

"Wieso hast du hierzu zugestimmt, Liam? Läuft es bei dir nicht so gut im Moment oder dachtest du einfach etwas Nostalgie würde dir gut tun um dich wieder an glorreichere Zeiten zu erinnern und Inspiration für einen deiner Songs zu bekommen?" 

Harrys Stimme war kalt, viel kälter, als ich sie je gehört hatte und sein ganzes Auftreten ließ mich verwirrt und leicht besorgt die Situation betrachten, in der ich bloß ein Statist war und mir keinerlei tragende Rolle zu Teil wurde. Obwohl ich sie in diesem Spiel auch nicht verdient hatte, denn es ging gerade bloß um die beiden und das was sie entzweit hatte.

"Harry, ich verstehe dich nicht. Du hast uns alle eingeladen, du hast die Initiative ergriffen und uns hierher eingeladen. Es war deine Idee und jetzt, was soll das alles jetzt bedeuten?"

"Das ich mich offensichtlich doch mehr verändert habe als ich dachte. Nelly hat mir die Idee gegeben und ich dachte mir, dass es einen Versuch zumindest wert war, aber anscheinend hatte ich da nicht ganz so viel recht"

Die Stimmung war angespannt, als es plötzlich klingelte. Augenblicklich bewegte sich Harry in die Richtung der Eingangstür und sofort lehnte ich mich rüber zu Liam und flüsterte:

"Er war vorher nicht so. Weißt du, was mit ihm los ist?"

"Wahrscheinlich bringe ich die Erinnerungen an unsere Zeit zurück. Erinnerungen, die er offensichtlich tief in sich begraben hatte. Mach dir keine Sorgen, Nelly. Das wird schon werden. Niall schafft es bestimmt den Laden aufzumuntern", erklärte er schmunzelnd als wir von der Tür ein lautes Lachen vernahmen und Harry gefolgt von zwei weiteren jungen Männern wiederkam.

Sie begrüßten mich herzlich und stellten sich vor, sodass ich einen besseren Eindruck von de dreien gewinnen konnte. Sie schienen wirklich nett zu sein und die Stimmung, die sie verbreiteten, schaffte es die dicke Luft von vorhin aus der Umgebung zu fischen. Wir aßen Frühstück und unterhielten uns dabei, bis schließlich Louis sagte:

"Also dir haben wir das Alles hier zu verdanken?"

Ich begann etwas eingeschüchtert zu lächeln und Harry legte sofort seinen Arm und mich und beteuerte: "Auf jeden Fall! Ohne sie wäre ich mir in vielen Entscheidungen nicht klar der Konsequenzen und Möglichkeiten bewusst gewesen und ohne sie hätte ich nie den Schritt gewagt mich um eurer Interesse an diesem Treffen zu bemühen"

Ich sah ihn die ganze Zeit an, während er so nett von mir sprach. Die anderen drei schienen immer mehr zu verstehen wie wichtig wir füreinander waren und ich begann mich noch ein Stück mehr zu lockern, zumindest bis Niall fragte:

"Wie habt ihr euch denn kennengelernt und seid ihr zusammen?"

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