Schlussendlich hatte Harry sich davon überzeugen lassen, dass es mir gut genug ging und ich so gerne das Konzert miterleben wollte, sodass er mir lediglich Aspirin auf meine Bitte hin besorgte und dann versuchte mir bei allem behilflich zu sein, bei dem ich Hilfe brauchen könnte. Er wich mir nicht mehr von der Seite, was mich schließlich dazu brachte, ihm klar zu machen, dass er die Zeit gefälligst mit seinen besten Freunden verbringen sollte und sie weiter an den Songs arbeiten sollten. Ich würde schließlich schon allein zurecht kommen.
Er versuchte sich teils an das zu halten, worum ich ihn gebeten hatte, aber auch teils den fürsorglichen Freund zu zeigen. Nie zuvor hatte ich eine solche Verbundenheit und ein Mitgefühl von einem Menschen gespürt, der nicht genetisch mit mir verwandt war. Die letzte Stunde vor dem Konzertbeginn zog sich unendlich lang und die Stimmung aller Beteiligten stieg immer weiter ins Positive. Nur ich hielt mich möglichst im Hintergrund, weil meine Kopfschmerzen nun eine weitere, extremere Stufe erreicht hatten. Jedes Lächeln war unendlich schwer und ich betete dafür, dass der Abend schnell vorbeiging und ich in mein Bett konnte.
Harry erkannte wie mein gesundheitlicher Zustand immer schlechter wurde und begann Minute für Minute sich mehr Sorgen um mich zu machen. Obwohl ich ihn versuchte abzuwimmeln und ihn bat, sich auf seine Freunde zu konzentrieren, kam er immer wieder und auch Liam und Louis, sogar Niall, der eigentlich mit den Gedanken beim bevorstehenden Konzert sein sollte, erkundigten sich immer wieder nach meinem Befinden und versuchten mir möglichst gut beizustehen.
Natürlich war das süß und unglaublich hilfsbereit von ihnen, aber ich wollte ja, dass sie zu sich fanden und ich dabei nicht im Weg war. Daher stand ich schließlich auf und meinte lächelnd:
"Kommt Jungs, genug geruht. Niall muss sich jetzt aufwärmen und ihr könntet das ja vielleicht zusammen machen. Wie in alten Zeiten, wisst ihr?"
Die vier sahen mich erst zweifelnd an, aber stimmten dann doch etwas Stirnrunzelnd zu. Besonders Harry konnte ich ansehen wie ungern er mich hier zurückließ um mit seinen Freunden zusammen zu singen, aber das sollte er ja. Er sollte die Zeit mit ihnen nutzen und er wusste auch, dass das meine Intention hinter meiner Aussage war. Solange sie jedoch darauf einstiegen, brauchte ich mir darüber ja keine Gedanken zu machen.
Sobald die vier den Raum verlassen hatten, legte ich mich aufs Sofa, deckte mich mit einer herumliegenden Decke zu, zog mich vor Kälte möglichst eng zusammen und ließ die Tränen raus, die ich schon für eine viel zu lange Zeit unterdrückt hatte. Mein Kopf tat einfach so verdammt stark weh und ich wusste nicht, was ich dagegen machen sollte. Vielleicht hatte mich bloß eine extreme Migräneattacke erwischt, die eine andere Aura als sonst bei mir mitbrachte. Ich schloss die Augen, versuchte mich weitesgehend zu beruhigen und mit etwas Glück sogar etwas zu schlafen und die Schmerzen dadurch zu vertreiben, aber ich konnte nicht in den Schlaf gleiten. Es war wie eine Wand von Schmerzen vor mir, die mir jegliches Abtauchen verhinderten.
Meine Tränen waren bereits wieder getrocknet als die Jungs ca. 20 Minuten später wieder zurückkamen. Sofort setzte ich mich wieder auf, packte die Decke zurück und lächelte sie an. Nach meinem Zeitgefühl waren sie Stunden weg gewesen, weil sich jede Minute unter diesen Schmerzen ewig hinzog. Harry setzte sich neben mich, umschlang mich mit beiden Armen und gab mir einen seichten Kuss auf die Stirn. Dann sah er mir tief in die Augen und meinte:
"Wenn es dir nicht so gut geht, dann können wir auch immer noch nach Hause fahren. Und wenn es ganz schlimm wird ins Krankenhaus"
"Es ist alles gut, Harry. Ich glaub, dass ich bloß eine Migräneattacke mit einer komischen Aura habe. Das wird sicher gleich wieder gut und wenn nicht, dann wird mich das nun wahrlich nicht umbringen", erklärte ich voller Engagement und ließ mich ganz in seine Umarmung ziehen. Seine Nähe spendete mir nicht nur Wärme, nach der mein Körper bereits seit vielen Minuten lechzte, sondern auch den nötigen Halt um nicht den Schmerzen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie haben, aber ich ihnen nicht geben wollte. Er drückte mich fest an sich und strich mir mit seiner einen Hand dabei sanft über den Rücken.
"Wollt ihr zwei Turteltauben auch mitkommen? Das Konzert beginnt gleich und wir wollen es doch nicht verpassen, oder?", erkundigte sich Louis und schien bei bester Laune zu sein. Auch ihm gab das ganze hier sicher sehr viel, denn auch wenn er immerzu Sprüche klopfte, schien er emotional ergriffen zu sein von ihren Aktionen zusammen, die doch so sehr ihrem früheren, gemeinsamen Tourleben entsprach.
Wir erhoben uns und folgten dann Louis und Liam, die vorfreudig lächelnd zur Bühne liefen. Wir irrten wieder etwas durch die Gänge und ich merkte bereits, wie mir die Kraft aus den Beinen glitt und die Kälte mich immer und immer mehr in Besitz nahm. Als wir im Backstagebereich ankamen, sahen wir gerade noch Niall, der danach auf die Bühne ging und schlagartig schrien tausende Fans, was meinen Kopfschmerzen nicht unbedingt beim Abklingen half.
Harry stellte sich hinter mich und hielt mich in seinen Armen fest, während Louis und Liam neben uns die Show ansahen. Niall startete wirklich gut und ich begann immer mehr die Musik zu genießen, auch wenn meine Kopfschmerzen immer schlimmer wurden und ich die Tränen wieder unterdrückte, um Harry nicht weiter zu beunruhigen und den Abend nicht als Heulsuse zu zerstören. Die Schmerzen und eine vielleicht nahende Grippe könnte ich auch morgen noch auskurieren. Irgendwann jedoch wich immer und immer mehr die Kraft und das Bewusstsein aus meinen Beinen und kroch immer weiter hoch, bis ich völlig in mir zusammenbrach. Und das war der erste Moment, in dem ich die Schmerzen loswar und die Dunkelheit mich erlöst hatte.
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OVER AGAIN
FanfictionNelly und ihre Freundinnen feiern zusammen den 18. Geburtstag von ihrer Freundin Alena in einem Club. Dort trifft sie auf jemanden, den sie bisher nur flüchtig aus Nachrichten kannte: Harry Styles. Der Sänger tourte früher mit seiner Band One Direct...