Kapitel 42

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Mir war es etwas unangenehm nun hier durch die Gänge zu streifen und völlig überfordert nach einem kühlen Raum zu suchen, obwohl nun meine Wangen und meine Stirn glühten und ich mich sonst eher nach einer Decke sehnte. Beim Umherstreunern begegnete ich vielen Menschen, die ich allesamt noch nie gesehen hatte, die sich allerdings auch nicht an meiner Präsens zu stören schienen. Schließlich kam ich in einen Raum, der offensichtlich für das Catering für Band und Crew gedacht war und sofort wurde mir furchtbar übel. Das ganze Essen, sowie der Geruch dessen ließ mich fast dazu bringen, mich übergeben zu müssen. Die Gründe dafür waren mir allerdings schleierhaft. 

Er rettete mich vor dieser Blamage und verließ ganz schnell den Raum wieder und beschloss nicht weiter zu suchen, sondern wieder zu den anderen hinzuzustoßen. Ich war schon ganz gespannt, was sie sich ausgedacht hatten, oder ob diese Phase kurzwierig war, als ich es gedacht hatte.

Zu meinem Erstaunen fand ich sogar recht schnell in diesem labyrinthartigen Gängen wieder zurück in den Aufenthaltsraum, aus dem noch immer laute Musik und Gesang klangen. Ich schmunzelte und bemühte mich möglichst leise die Tür zu öffnen, damit ich die drei bzw eventuell auch vier nicht störte. Sie saßen noch immer auf den Sofas und jetzt hatte auch Niall eine Gitarre in der Hand und gemeinsam spielten sie einige Akkorde, die zwar wirklich schön und melodisch klagen, aber mir irgendwie auch leichte Kopfschmerzen verursachten. Als ich sie wieder so vereint zusammen spielen und singen sah, musste ich unterbewusst an all die Menschen denken, die die hier vorherrschende Situation nicht mitbekamen, aber sehnlichst herbeiwünschten. Vielleicht hatte ich doch etwas ändern können und nicht nur den Jungs, sondern auch Millionen Fans geholfen. Das wäre zumindest wünschenswert.

"Da bist du ja wieder. Haben wir dich so sehr mit unseren heißen Klänge aufgewärmt?", fragte Harry und sah mich mit etwas Sorge im Blick an. 

"Ja. Die ganze Leidenschaft im Raum hat mich völlig zum brennen gebracht", erwiderte ich und sah ihn möglichst beruhigend lächelnd an. Dann fügte ich noch schnell hinzu: "Und was habt ihr großes vollbracht in der Zeit meiner Abstinenz?"

"Oh einiges. Wollen wir es ihr zeigen, Jungs?", brachte Louis die Frage in die Runde und sofort begannen die anderen drei lächelnd zu nicken.

"Na dann", sprach Niall und zeigte den Takt an, bevor die vier begannen einzusteigen.

Niall und Harry spielten die Melodie, die die vier nach und nach mit sinnvollen Wörtern und Phrasen füllten, sodass es nicht nur musikalisch sondern auch sprachlich ein Level erreichte und eine Geschichte erzählte, die mich emotional bewegen konnte. Ich fühlte mich angesprochen von ihren Worten und musste das ein oder andere Tränchen verdrücken, das mir schließlich doch über die glühenden Wangen lief. Und irgendwie wurde mir immer kälter und mein Kopf schmerzte immer mehr. Ich vermutete, dass es alles Auswirkungen waren von meiner Emotionalität, die mich inzwischen immer mehr im Griff hatte. Meine Sicht verschwomm und mir wurde plötzlich ganz schwindelig, doch just in diesem Moment spürte ich Harrys Arme, die mich fest umschlangen und mir den Halt gaben, den ich gerade brauchte.

"Was ist los bei dir? Geht es dir nicht gut, Nelly?", nahm ich seine sanfte Stimme ganz nah an meinem Ohr war. Seine Arme und sein ganzer Körper strahlten die Wärme aus, die ich so sehnlichst auf meinem Körper vermisste.

"Es ist alles gut. Euer Lied hat mich nur sehr bewegt", meinte ich und lächelte ihn dabei an. er strich mir behutsam die Tränen von den Wangen und schien dabei die Wärme zu spüren, die von ihnen ausstrahlte.

"Nelly, du glühst ja richtig. Wollen wir nicht lieber nach Hause fahren?", fragte er besorgt und suchte Augenkontakt zu mir.

"Nein", sagte ich ganz bestimmt. Es war bereits zu viel Zeit ins Land gegangen ohne das die vier sie gemeinsam oder sich gegenseitig unterstüzend verbracht hatten. Ich hatte gesehen wie sehr sich alle auf diesen Abend freuten und ich konnte ihnen diese Freude und Ausgelassenheit nicht verderben. Das konnte und wollte ich einfach nicht.

"Mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen", fügte ich- mich zum Lächen zwingend- hinzu. 

"Nelly, wenn es dir nicht gut geht, dann können wir auch wieder zurückfahren, damit du dich ausruhen kannst. Es ist wirklich besser, wenn..", ich gretschte ihm dazuzwischen und meinte:

"Mir ist doch nur warm. Ich hab mich eben noch nicht so richtig an das Wetter hier in Los Angeles gewöhnt. Du weißt ja wie warm und trocken es bei uns ist", fügte ich schmuzelnd hinzu und versuchte dabei meinen Puls unten zu halten und nicht vor Kälte zu zittern. 

Manchmal musste man sich vergessen und zuerst die Bedürfnisse der anderen befriedigen und ich spürte es in jeder Körperzelle, dass ich genau das Richtige tat um den vieren zu helfen. Und da war es völlig in Ordnung für mich, dass ich dabei vielleicht mich und meine Bedürfnisse hinten anzustellen. Die leichte Grippe würde ich ja wohl mit Leichtigkeit überstehen und dann nur stärker daraus hervorgehen, so wie ich das für Niall, Liam, Louis und Harry hoffte.

Doch manchmal sollte man auch seinen eigenen Bedürfnissen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen, denn nur an die anderen zu denken, kann gefährlich werden. Manchmal früher und manchmal später und bis man diesen Punkt anerkennt, mag vielleicht schon die daraus resultierende Situation unausweichlich sein.



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