Kapitel 25

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Wir waren an dem restlichen Tag noch einige Plätze besuchen, die Harry für sehenswert empfunden hatte und die auch mich völlig faszinierten. Am Abend führte Harry mich in ein schickes Restaurant aus und wir ließen den Abend mit einer romantischen Komödie ausklingen. Die nächsten Tage verliefen ähnlich schön. Harry hatte wirklich ein Talent darin Menschen von etwas zu überzeugen und für etwas zu begeistern und somit war ich von jedem neuen Ort sofort begeistert und erkundete jede Ecke.

Und dann schon, war es der Abend vor dem Flug nach Los Angeles. Harry hatte einen recht frühen Flug gewählt, sodass wir um 7:40 in London Heathrow losflugen und um 10:40 Ortszeit in Los Angeles ankamen. Die Flugzeit betrug 11 Stunden und die zogen sich mehr als lang, obwohl ich äußerst lange schlief und sonst Musik hörte oder Filme guckte. Harry hatte sich neben mir zusammengerollt und war nach einigen Stunden erschöpft eingeschlafen und ihn da so neben mir schlafen zu sehen, erweichte mein Herz. Wie gerne ich mich jetzt einfach nur zu ihm legen wollte.

Als er schließlich wieder wach war, sprach er mich gleich an:

"Und? Hast du auch etwas Ruhe finden können?", er schob sich derweil wieder etwas hoch, sodass er nicht mehr ganz so sehr ihm Stuhl lag.

"Ja. Aber ich bin etwas nervös, deshalb war das auch nicht ganz so einfach", gestand ich und steckte die Kopfhörer weg, mit denen ich eben noch Musik gehört hatte.

"Wieso bist du denn nervös? Etwa wegen den Jungs?", fragte er leicht verwirrt und rieb sich dabei übers Gesicht. Seine Augen waren noch ganz klein und er sah wirklich verschlafen aus.

"Ja. Ich kenne sie ja nicht und dann bin ich gleich bei einem so wichtigen Treffen dabei. Also ich weiß nicht so recht wie ich mich ihnen gegenüber verhalten soll", gestand ich.

"Die Jungs sind alle super nett und sie werden dich sicher sofort aufnehmen. Zudem haben wir uns einen tollen Plan überlegt für die nächsten Tage, sodass du sie noch besser kennenlernen wirst", erzählte er und versuchte mich damit etwas zu beruhigen.

"Klingt gut", antwortete ich sehr verhalten und wandte mich nervös lächelnd ab. Er verstand meine Sorgen nicht und ich würde es auch allein schaffen sie zu beseitigen. Zumindest war das meine Hoffnung.

Die letzte Stunde Flugzeit verging auch noch irgendwie und dann mussten wir uns bereitmachen für den Landeanflug auf Los Angeles. Als wir sanken ging ich bereits im Kopf die nächsten Schritte durch. Wir würden unsere Sachen zusammensammeln, das Flugzeug verlassen und dann mit dem ausgefüllten Zetteln und unserem Pass einreisen.

Und kaum waren wir gelandet, war ich schon bereit meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich steuerte aus dem Flugzeug und beachtete immer was Harry mir sagte. Er hatte schließlich schon wesentlich mehr Erfahrung mit dem Einreisen in die USA und ich war gespannt, ob es wirklich so schlimm war, wie ich immer gehört hatte.

Und sobald wir in den angesprochenen Bereich kamen, nahm Harry kurz meine Hand und drehte mich zu sich:

"Das könnte etwas unangenehm werden, aber ich bin die ganze Zeit bei dir und ich kann dir immer helfen, ok?" In seinem Blick lag zu viel Sorge für mein Befinden, sodass ich sofort noch nervöser wurde. 

Die Passkontrolle überstanden wir relativ schnell, aber danach begann es erst so richtig. Wir wurden abgetastet, unsere Koffer durchleuchtet und uns wurden einige merkwürdige Fragen gestellt. Zum Glück hatte ich Harry an meiner Seite, der mich ganz gekonnt mit durchbrachte. Erleichtert ging ich Harry folgend aus dem Sicherheitsbereich heraus und trat in den Hauptbereich des Flughafens. Nicht wissend, dass ich die wirkliche Bedrohung erst vor mir hatte.

Es dauerte nicht lange bis einige junge Mädchen kamen und ein Foto mit Harry machen wollten. Er stimmte zu und dabei versuchten wir uns möglichst zügig trotzdem fortzubewegen. Aber weit kamen wir nicht, denn es bildete sich eine immer größer werdende Traube um Harry und ich versuchte fieberhaft zu überlegen, was ich tun könnte um ihm zu helfen. Seine Fans wurden immer zutraulicher und ich konnte ihm aus dem Gesicht ablesen wie unwohl er sich fühlte.

"Es tut mir wirklich leid, aber ich muss mich beeilen", versuchte er zumindest einige von ihnen abzuwimmeln, aber es wurde nicht besser. Alle hielten sie ihm ihre Handys ins Gesicht und versuchten ein möglichst gutes Bild von ihm zu bekommen um es auf Instagram hochzuladen und immer alle Menschen auf den neusten Stand zu bringen wo sich Harry gerade befand. Ich hatte mich dieser Funktion bedient, als ich wenig Kontakt zu ihm hatte während der Tour, aber nun kam mir das fürchterlich vor und ich widerte mich selbst an.

"Könntet ihr bitte etwas Platz machen, damit er atmen kann und wir wirklich weiter können", brachte ich mich nun unbedacht wieder ins Spiel und drückte mich zu Harry durch. Sein Blick war zum Teil erleichtert, aber auch zum Teil besorgt. Die anderen Mädchen sahen mich mit funkelnden Augen an und versuchten mich wieder von Harry zu separieren. Sie drückten uns auseinander und versuchten von hinten an Harry heranzukommen, aber bevor sie uns trennen konnten, griff er schnell nach meiner Hand und zog mich wieder zu sich. Hand in Hand kämpften wir uns somit durch die Masse an Menschen zum Ausgang hin.

"Ein Freund von mir holt uns hier ab. Komm", sprach er schnell zu mir, verabschiedete sich dann von den Fans, die noch immer nicht halt machten und uns weiter zu dem Auto von Harrys Freund folgten. Der Wagen, der um die Ecke geparkt hatte, war schwarz und genau so wie ich mir ein typisch amerikanischen Promiwagen vorgestellt hätte. Schnell luden wir die Koffer in den Kofferraum, bevor er vorne und ich hinten Platz nahm.

Sein Freund begrüßte uns kurz, bevor er vorsichtig an der Masse vorbeifuhr und dann sobald sie alle aus dem Weg waren, legte er einen Gang zu und brauste davon.

"Das waren ja nicht so viele, wie ich das gedacht hatte", sprach der Freund und lachte herzlich auf. Er schien etwas älter als Harry zu sein, aber in dieser Branche war das Aussehen ja immer ein recht unzuverlässiger Faktor zum Erkennen des Alters.

"Und dabei waren es schon mehr als genug. Geht es dir gut, Nelly?", fragte Harry und drehte sich zu mir nach hinten. Erschöpft nickend sah ich ihm in die strahlend grünen Augen und wartete auf seine Reaktion.

"Tut mir leid, dass du da gerade mit durch musstest. Hoffentlich wird es nächstes mal nicht ganz so schlimm", gab er traurig lächelnd zu und sah dann erschrocken auf meinen Unterarm, den ich auf meine Beine abgelegt hatte. Ich folgte seinem Blick und erkannte einige leicht blutende Stellen. Vermutlich hatte ich mich etwas zu stark zu ihm durchgedrängelt.

Seine Hand wanderte zu meinem Arm und begutachtete die leichten Stellen. Er schien viel zu besorgt für eine so minimale Verletzung, aber sein Gesicht sprach mal wieder Bände. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt und fuhr langsam mit seinen Fingern über meinen Unterarm, sodass ich eine Gänsehaut bekam. 

"Ist es schlimm?", fragte er schließlich und wandte seine Augen wieder zu mir. Ich schüttelte beschwichtigend den Kopf und versuchte ihn etwas aufzumuntern: "Es ist bloß ein paar Kratzer, Harry. Mir geht es gut"

Er musterte meine Augen, dann meinen Arm, dann wieder meine Augen und drehte sich schließlich ohne ein weiteres Wort zu sagen wieder nach vorne. Verwundert sah ich ihm nach und wartete auch eine verspätete Reaktion. Aber es kam nichts.

"Wie besprochen?", fragte der andere und Harry sah ihn an und erwiderte: "Wie besprochen"



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