4.

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"Guten Morgen, kleiner Prinz. Ausgeschlafen?", grinste Henry Louis an, als er verwirrt die Augen öffnete.
"Dem Captain tut's sicher leid, dass er dich so herbringen musste, aber wenn's dich beruhigt, es hat reibungslos geklappt."
Calum trat an seine Seite. "Sie sind Niall gefolgt. Der ist allerdings noch nicht zurück."

Louis verdrehte die Augen und sah sich um. Überall Holz, keine Fenster.

Und von Edward war auch nichts zu sehen. Da wurde man entführt und keiner kümmerte sich überhaupt um einen. Aber gut, sollte ihm Recht sein. Er war sich nicht sicher, wie lange er bewusstlos war, aber sie waren noch an Land. Und je länger sie das auch blieben, desto besser standen wohl auch seine Chancen gefunden zu werden.

Er saß auf einem Stuhl und hörte gelangweilt den Gesprächen der zwei Seemänner zu. Unterdessen hatte er auch mitbekommen, wie die beiden hießen. 

Der Ältere, der haselnussbraune Haare auf dem Kopf hatte, die schon von ersten silbernen Strähnen durchzogen waren, hieß Henry. Er war sehr ruppig in seiner Ausdrucksweise, fiel Louis auf, doch nett war er allemal. So nett ein Pirat, der ihn gerade entführt hatte, eben sein konnte. Der andere Mann war deutlich jünger, sicher unter dreißig und hatte sehr dunkles Haar. Sein Name war Calum und er wirkte neben Henry nahezu verschwiegen. Louis war sich sicher, dass er einer der Männer war, die er schon im Tunnelsystem getroffen hatte. Er hätte sich auch selbst in den Hintern treten können, wie war er so töricht gewesen, diesem blöden Edward zu folgen. Da bricht einer ins Anwesen ein und er geht mit einem Wildfremden mit, der einfach nachts in seinem Zimmer auftaucht.

Doch jetzt war es ohnehin zu spät sich darüber zu ärgern, erstmal musste ein guter Fluchtplan her. Oder irgendeiner. Er konnte sich schließlich nicht vollkommen darauf verlassen, dass ihn jemand finden würde, wenn diese Verbrecher dies doch so dringlich vermeiden wollten.

Dummerweise fiel ihm einfach nichts ein. Er war festgebunden, den beiden Anderen im Raum nicht nur körperlich unterlegen und hatte weder eine Ahnung davon, wo er war, noch wo sie ihn hinbringen würden. Wobei er ja etwas von Booten aufgeschnappt hatte. Auf dem Weg dahin müsste er also entweder Aufmerksamkeit auf sich ziehen, oder wegrennen. Mit beiden Fällen hätten die Männer aber wohl gerechnet. 

Zu einem richtigen Schluss kam der Prinz nicht und eine Weile später platzte dann auch schon ein weiterer Mann ins Zimmer. Er war dunkelblond und auf seinem Kopf ließ sich unter einer Mütze die ein oder andere Locke erspähen.

"Harry meint, es wird Zeit. Seid ihr so weit?"

"Ist Horan denn schon zurück?", fragte Calum und stand auf. Er machte sich an Louis' Fesseln zu schaffen und nahm ihm den Knebel aus dem Mund. Der Prinz überlegte, ob es ihm etwas bringen würde, zu schreien, aber wenn jemand in der Nähe dieser Hütte gewesen wäre, hätten sie ihm den Lappen wohl kaum aus dem Mund genommen. Dazu war sein Hals so trocken, dass ohnehin nicht mehr als ein Krächzen zu hören gewesen wär.

"Mh, nein. Aber wir können nicht ewig auf ihn warten. Hauptsache ist, dass wir ihn da", er zeigte auf Louis, "zum Schiff bringen. Dann kann auch einer alleine auf den Kleinen warten.", antwortete der Blonde auf Calums Frage.
Weiter fragte er: "Henry, meintest du nicht, dass wär das Haus einer deiner Liebschaften? Warum ist dann an der Haustür dein Nachname angenagelt?", fragte er und hob seine Augenbraue.

"Was? Von Verehrerin hab ich nie was behauptet, ne ne. Da musst du wohl zu viel gesoffen haben, oder zu lang in die Sonne geguckt. Das war schon immer das Haus meines Opas. Der hat das meiner Schwester vermacht, aber die wohnt hier garnicht.", meinte er überzeugt.

Abgelenkt griff er an seinen Gürtel und löste einen ledernen Wasserschlauch. Dann fiel sein Blick auf das junge Prinzlein. Er nahm einen Schluck und kam auf ihn zu.
"Mund auf, fast hätten wir dich verdursten lassen, mh.. Sag doch was, mein Junge.. Ach das ging ja nicht..", murmelte er vor sich hin und steckte Louis die Öffnung in den Mund. Erst schluckte er tatsächlich vom Durst getrieben gierig, doch Recht schnell merkte er, dass dies kein Wasser war und ihm die ausgetrockneten Reste seiner Schleimhäute wegbrannte. Er spukte die Reste, die er im Mund hatte, mitsamt dem Flaschenhals aus.

"Du Depp! Das hilft ihm jetzt doch nicht!", stöhnte Calum genervt. "Wenn der voll ist, wenn wir ihn zu Harry bringen, reißt der Cap' uns direkt den Kopf ab! Hier, Wasser.", er reichte Louis ein anderes Behältnis, das er mit nun freigebundenen Händen ergriff und an seine Lippen führte. Das kühle Nass half ihm, wieder zu klarem Verstand zurückzukehren. Und sein Verstand sagte ihm, dass die Situation hoffnungslos war.

Danach wurden seine Hände wieder hinter seinem Rücken zusammen gebunden und ein neuer Lappen füllte seinen Mund, sodass nicht mehr als Murren aus ihm heraus kam.

Was für ehrenlose Männer diese Piraten doch waren, dachte er sich noch, als sie ihn durch einige Gassen schubsten.

Unbemerkt hatten sie es irgendwie zu Küste geschafft, wo doch tatsächlich mehrere Boote zu sehen waren. Und ein paar Männer, die ganz offenkundig auf die Vier - Calum, Henry, der Blonde mit der Mütze, dessen Namen Louis noch immer nicht kannte und der Prinz selbst - warteten.

the pirate prince | larryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt