Epilog (2)

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"Louis", begann der König, als sie allein zurückblieben, "Ich fordere ein Versprechen ein, nur dieses eine, letzte Mal. Wirst du mir dein Wort geben?" Der Braunhaarige nickte, und drückte die Hand seines schwächelnden Vaters. In diesem Augenblick hätte er vielleicht alles gegeben, um ihn noch einmal glücklich zu sehen.

"Du warst nun lange nicht hier, mein Sohn. Aber das befreit dich längst nicht von deinen Pflichten. Mir ist bewusst, dass du einfach wieder mit deinen.. Genossen in See stechen könntest, wenn dein Besuch sein Ende erreicht. Doch ich bitte dich inständig, darauf zu verzichten. Ein Opfer zu geben, zum Wohle Englands."

Louis Kopf pochte. Ihm gefiel der Gedanke nicht, weniger die Sache mit der See, diese hatte er in den vergangenen Jahren zur Genüge gesehen, doch seine Freunde würde er wohl missen. Und Harry. Ein Mann, der kaum die wenigen Stunden hier ertrug, der würde wohl mit dem Wind ziehen. Und Louis wollte ihn nicht aufgeben, nicht seinen ihm doch liebsten Menschen.

Sein Vater bemerkte wohl das Zögern, dass seinen Sohn innehalten ließ. „Mein Junge.. Was macht dein Herz so schwer? Bevor du gingst, ich werde ehrlich sein, dachte ich nicht, dass du jemals zu einem so starken Mann heranwachsen würdest. Ich dachte nicht, dass du, nachdem du doch dein Leben lang lieber die Nase in Bücher gestreckt hast als der Sonne entgegen, du dich bereitwillig einer solchen Freiheit und Gefahr aussetzen würdest."

Tja, Louis hatte das auch nicht gedacht. Aber Menschen änderten sich. Oder eher blieben viele Facetten des Wesen verborgen, wenn man immer nur am selben Ort verweilte. Das hatte der ehemalige Junge gelernt. Oh, wie er das hatte.

„Ich kann dir das nicht zusichern, nicht ohne erstmal nachzudenken. Ich werde Harry fragen, Edward. Ohne ihn bleibe ich an keinem Ort. Lass uns also hoffen, dass er nur dir wütend ist und nicht auch diesem Hof."

Der König sprach nicht weiter, und auch sein Erbe schwieg. Es war sicher eine Stunde, bis Louis sich erneut regte. Sein Vater schien zu schlafen und er versuchte beim Verlassen des Saals auch nichts daran zu ändern.

Der Weg durch das Schloss ließ ihn in Erinnerungen versinken. Komisch, wie fremd ein Ort werden konnte, in dem man jeden Weg und jedes Versteck kannte. Aber es war nun so, der Anblick der Kerben im Boden, die er einst verursacht hatte, fühlten sich an wie in einem Traum erschaffen. Alles fühlte er durch Wolken, distanziert, verschwommen. Fast bekam er Angst, als ihn seine klare Sicht verließ.

Konnte er kommen und gleich wieder gehen? War er schon zu lange und zu weit fort gewesen? Die Erinnerungen, die er nun an sich selbst hatte, wie er durch diese Hallen schlich, sie passten nicht mehr in seine Welt. Deshalb gerade musste er sich eine Frage stellen: Wäre es ihm wert, all die Distanz zu bezwingen, alles Nötige in Kauf zu nehmen, um dann endlich wieder Zuhause anzukommen? Wenn das bedeutete, auch viel und viele aus den letzten Jahren zu vergessen, um dann seinen rechtmäßigen Platz einzunehmen und seine gottgegeben Pflichten zu erfüllen?

Konnte er? An Gottgegeben glauben, wenn schon der erste Teil in ihm Zweifel erweckte?

Aus den Schatten löste sich Harry. Eine Weile hatte er schon beobachtet und gedacht. Er vermutete bereits, auf was das Gespräch zwischen Louis und dessen Vater hinausgelaufen war. Nun wurde es ihm bestätigt.

„Er will mich mit der Krone sehen, aber ich will niemanden zurücklassen, Harry. Ich wollte oft zurück, und jetzt wo ich hier bin- Harry. Bitte rede mit mir!" Und das tat er, mit verschlossenem Gesicht, und traurigen Augen. „So ungern ich es sage, Louis, aber du solltest- Dein Platz ist hier. War er immer, wir haben nur hervorragende Arbeit geleistet, es zu verdrängen."

Louis hört dies gar nicht gerne. Nicht so, wie Harry es gerade sagte. Nicht so endgültig, so wie ein Abschied. Bei Gott, wenn es noch einen gab, der über die zwei Männer hütete, er wollte das nicht. Ihm wurde mit jeder Sekunde, die verging und ihm den Hals zuschnürte, klarer, dass alles nichts half, etwas nicht zu wollen, das reichte nicht, um etwas zu ändern. Er nahm also den Rest Stärke, den er an diesem Tag noch hatte, zusammen, um Harry zu fragen. Zu fragen, ob er bleiben könne, für ihn. Um ihn nicht allein zu lassen. Auch wenn es egoistisch war.

the pirate prince | larryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt