36.

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- Derweil am Hof -

"Hör bitte auf.", murrte Charlotte ihren Versprochenen, Alexander, an.

"Es ist niemand hier.", versicherte er ihr, doch sie schüttelte weiter den Kopf.
"Nicht vor der Hochzeit. Und außerdem bin ich Kopf sowieso bei ganz anderen Dingen. Sie haben Louis noch immer nicht gefunden. Und das Meer ist so groß - sicher haben sie dazu noch die Spur verloren.", ein Seufzen verließ ihren Mund. Seit Louis verschwand, war sie gealtert. Sehr. So verging kein Tag ohne Seufzen, Grübeln oder nächtliche Tränen.

"Ich bin sicher, er wird zurück finden. Was soll ein Haufen unorganisierter Piraten schon gegen die englischen Flotten machen?"

"Vater sieht das ganz anders. Seitdem er weiß, bei wem Louis ist, schläft er keine Nacht mehr ruhig."

- Neuspanische Küste -

Zayn saß mit Louis unter Liams Aufsicht auf dem Boden und machte Kronen aus den Blüten der umliegenden Bäume. Zwei waren bereits fertig und thronten auf den Köpfen der beiden anderen. Louis hatte sich gefreut, Liam es mehr über sich ergehen lassen, aber was tat man nicht schon für den eigenen Verlobten?

Die Idylle wurde durch wildes Glockenläuten durchbrochen, bei dem jeder sofort wusste, was es bedeutete.
"Wir wollten doch hier heiraten!", fluchte Zayn, stand auf und eilte in Richtung des Schiffs.

Liam griff mit einem entschuldigendem Blick nach Louis' Arm und zog ihn mit sich.
Doch bevor sie das Schiff erreichten, stoppten sie.

"Sie haben es schon.", hauchte Zayn und gemeinsam schauten sie durch einige Bäume hindurch auf die Rising Storm, neben der sich ein englisches Schiff platziert hatte. Über eine Holzplatte, die zwischen den zwei Schiffen ausgelegt war, wechselte die Besatzung das Schiff und betraten damit, ohne es zu wissen, das Heiligtum Harrys.

Und jener ließ sich das nur ungern gefallen. Das war sein Schiff.

Harry stand allein, auch am Waldrand.
Er wusste nicht, was er tun sollte, schließlich war ihm klar, dass seine Leute in der Nähe waren und er mit Schüssen auf die Engländer ihr Leben riskierte.

Doch ohne das Schiff wären sie an das Festland gebunden und eine Wanderung durch Neuspanien nach - ja, wohin eigentlich? - kam ihm weder verlockend, noch sinnvoll vor.

"Die Scheißer bauen das Steuer ab.", flüsterte er empört, als er erfasste, was sie wohl planten.
Schneller als er denken konnte, war seine Hand mit der Waffe nach oben gerichtet und ein Schuss wurde abgefeuert.

Zu Harrys eigenem Erstaunen war es aber nicht sein eigener. Sein Finger lag noch ruhig auf dem Abzug.

Aber der Schuss war kein Warnschuss. Auf dem Schiff ging einer zu Boden, jener, der dem Steuer am nächsten war. Einige Wimpernschläge lang blieb es ruhig und alle blieben erstarrt stehen. Bis wieder geschossen wurde, dieses Mal von den Engländern auf dem Schiff. Gebündelt schienen sie in die Richtung zu schießen, aus der vorhin die Kugel geflogen kam.

Harry schüttelte den Kopf, aber ein wenig sorgte es ihn. Hatten sie getroffen? Und wer war mutig genug gewesen, sein Leben für das Schiff zu opfern?

Er brauchte jetzt dringend einen Plan, stellte er fest, als die Waffen wieder verstummten.
Sein Schiff war in fremden Händen, welche es zerlegen wollten, mit der Crew könnte er gerade nichts besprechen und seine Überredekunst war hier wohl wenig wert, schließlich würde keiner von denen freiwillig ohne ihren Prinzen gehen.

the pirate prince | larryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt