33.

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Sie stand mit einem Eimer in der Hand, gebeugt und ihre Haare auswringend in einer abgedunkelten Ecke. Und Louis kannte sie - oder ihn?

"Mordred?!", fiepte er.
Besagte schaute auf, lächelte ihm zu. "Hö?", fragte Louis.
"Sie nehmen keine Frauen mit auf's Schiff.", sagte Mordred, als würde das alles erklären.
Wie sehr traute sie Louis?

"Aber wo kommen die ganzen - Haare her?", es stimmte. Das war bestimmt ein halber Meter an dunklem Haar, der da von ihrer Kopfhaut herunter hing. "Louis, ich dachte du wärst schlauer. Wer trägt nachts Hüte?"

-

"Also jetzt wo ich es weiß, muss ich sagen, so männlich ist dein Gesicht wirklich nicht. Ist mir nur nicht aufgefallen.", Louis war ein wenig aus der Ruhe gebracht. Aber ein Bedürfnis sie zu verpetzen empfand er nicht.

"Menschen glauben, was sie wollen. Denk dir eine Lüge aus, streu ein paar Hinweise, die deine Illusion erhalten und schon ist das wahr, was ihnen am liebsten ist.
Ich sage, ich sei ein Mann, zeige kurze Haare, hab eine flache Brust und einen unauffälligen Namen, et voilà, man erwartet ein Gemächt.
Ihr seid nicht besonders schlau, weißt du.", erklärte sie.

"Und wie heißt du wirklich?"

"Morgaine.", sagte sie flüchtig, "Aber so wirst du mich nicht nennen.", fügte sie hinzu.

"Natürlich nicht."
Sie fuhr fort damit, ihre Haare zu trocknen.
"Was bringt dich auf ein Schiff?"

"Wer weiß, vielleicht ja du.", sie zwinkerte und setzte sich den Hut auf, unter dem sie auch ihre Haare verbarg.

"Also, Prinzling. Wir teilen jetzt ein Geheimnis. Ich muss mich darauf verlassen können, dass du es keinem erzählst.", sie setzte sich auf ein Fass vor ihm.

Selbst mit der Mütze war sie noch sehr weiblich. Wie war es Louis entgangen?
Und wenn ihm selbst das nicht aufgefallen war, was entging ihm dann noch?

"Und wie kann ich dich davon überzeugen, dass du mir trauen kannst?"

Sie lachte. "Dir ist bewusst, dass ich von dir abhängig bin und nicht anders herum? Deshalb sieh es mal so: Ich bin nicht interessiert daran, dass du auf diesem Schiff verweilst. Solltest du also je Hilfe brauchen, dich vom Acker zu machen, ich bin augenblicklich dabei."

"Gut."

Louis war ganz aufgeregt. War das soeben die erste Allianz seines Lebens gewesen?
Sein Vater wäre mächtig stolz. Also vielleicht auch nicht, aufgrund der gegebenen Umstände, da die Allianz mit einer mehr oder weniger mittellosen Frau geschlossen worden war, aber zumindest Louis selbst war stolz auf sich.

-

Harry vermisste Robin.
Dieser hätte sich von der Situation nämlich nicht beeindrucken lassen.

Er hingegen segelte auf die neuspanische Küste zu, um sich vor dem Papa seines Gefangenen zu verstecken. Louis hatte schon Recht gehabt. Er war engstirnig und ein Feigling.

Außerdem, als er so alleine in seiner Kammer saß, da fragte er sich, wann er eigentlich beschlossen hatte, Louis nicht mehr zu mögen.

Seit Finnick?
Seit der junge Mann auf sein Schiff spaziert war, Harry um seine langen Finger gewickelt und seine Prinzipien über Bord werfen ließ?

Ach Quatsch.

Aber eines stand fest, er war unfair. Es war nicht richtig, Louis in einem Moment noch bei sich zu halten und ihn im Nächsten wegzustoßen.

Ihm fiel natürlich direkt eine Lösung ein: Louis ganz aus seinem Leben aussperren.

Also, soweit das auf dem selben Schiff ging.

"Ay, Cap, ich hab da mal ein Frageleinchen.", spazierte Liam flötend in sein Zimmer.

"Ja?", fragte Harry und sah ihn skeptisch an.

"Also, wenn wir dann anlegen und dort auch etwas länger bleiben, darf ich mit Zayn auch tiefer in das Land hinein reisen?
Wir kommen natürlich wieder."

Harry stieß die Luft aus.
"Joa, das müsste eigentlich soweit gehen. Aber bitte nicht zu lange, falls wir spontan doch weg müssen."

Liam nickte. Dann schien er wieder hinaus gehen zu wollen, doch irgendetwas nagte noch an ihm. Harry kannte ihn lange genug, um das zu erkennen.

"Hast du sonst noch etwas auf dem Herzen?"

Liam schaute ihm eine Weile in die Augen, seine Augen funkelten, doch Harry wusste nicht dies zu deuten. Vielleicht war es Furcht, oder so etwas wie Hoffnungslosigkeit.

"Auf deinem Schiff gibt es ausschließlich  ledige Männer. Und das akzeptiere ich natürlich! Aber - ich würde jetzt nicht weniger um meine Liebe im Fall des Todes trauern, als wenn wir verheiratet wären."

Harrys Kinnlade befand sich auf dem Boden.

"Du willst heiraten?", fiepte er. Wann war er denn so alt geworden, dass seine Freunde anfingen zu heiraten?

Liam brummte und sah zur Tür. "Noch lauter hättest du das jetzt auch nicht sagen können, heh?"

"Tschuldigung.", nuschelte Harry.
"Wo denn?"

"Auf der Rising Storm? In der Kirche würde man uns wohl nur ungern sehen.", vorsichtig schaute er zu Harry.

"Ach und du willst, dass ich das mache? Mit dem ganzen Pipapo drum herum! Ja sicher. Also mehr als ein paar Blumen bekommt ihr nicht, und wenn ich eine einzige Girlande an meinem Schiff sehe, dann fange ich an zu schreien!"
Harry spielte sich auf. Innerlich plante er die Hochzeit schon ganz genau durch, fragte sich, wie ihre Kleidung aussehen würde, ob es zu viel des Guten wäre, würde er allen Mitgliedern der Crew Blumenkronen aufsetzen. Henry konnte ja den Ringträger spielen! Obwohl, vielleicht sollten das die beiden selbst entscheiden.

"Harry, ich sehe wie dein Kopf arbeitet und ich empfehle dir, dich zu beruhigen. Ich habe ihn ja noch nicht einmal gefragt."

"Also dass er nein sagt, das glaubst du doch selbst nicht", Harry blickte immer schockierter drein.

"Nun ja, also in seinem Alter wollte ich noch nicht heiraten. Außerdem, viel zu bieten habe ich ihm jetzt auch nicht gerade. Ich besitze nicht mehr, als das, was ich auf diesem Schiff bei mir trage."

"Jetzt schwadronier hier nicht so einen Schwachsinn. Dort draußen in der großen Welt ist niemand, der ihm etwas wertvolleres als du schenken kann. Was du ihm gibst, ist doch viel großartiger, als alle materiellen Gegenstände unserer Existenz. Liebe, dein ganzes Sein. Ich hab euch doch gesehen und niemand könnte ihn so glücklich machen!"

"Seid wann bist du so schnulzig? Ist ja ekelhaft, Schmalzlocke.", angewidert verzog Liam sein Gesicht.

"Ach verzieh dich doch.", murrte Harry sofort los.

-

"Wie lange brauchen sie wohl noch, um ihn zu finden?", fragte Charlotte ihren Vater. Der König verzog sein Gesicht nachdenklich und legte seine Gabel ab.
"Der, mit dem er reist, wird sehr genau wissen, dass wir ihn suchen. Das erschwert es. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir unseren Louis in zwei Wochen wieder bei uns wissen."

the pirate prince | larryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt