32.

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"Was ein Fischdreck! Warum heute, hier? Woher wussten die, dass wir hier sein würden? Ach verquirlter Walfischdung.", fluchte Harry allein in seiner Kammer.

Es stellte ein großes Problem da, dass Ed nun wusste, dass er den Prinzen hatte.
Der König würde es in wenigen Tagen, wenn nicht Stunden, erfahren und dann wäre Harry ein toter Mann. Staubkörnchentod.

Die Gnade der Majestät würde er nie wieder erhalten, deshalb konnte er nur hoffen, sich irgendwie aus der Situation hinaus zu winden.

Am sichersten wäre es, Louis einfach durch zweite Hand auszuliefern und zu hoffen, dass er dem König dann egal war.

Aber Louis wusste von seinen Geschäften und würde wohl kaum zögern, seinem Vater davon Bericht zu erstatten.

"Kann ich helfen?", wurde er gefragt und Harry schreckte zurück. Finnick hatte sich von hinten angeschlichen und lächelte ihn nun vorsichtig an.

"Wo warst du eben?", fragte Harry aufgewühlt. Während der gesamten Konfliktsituation musste der Neue sich irgendwo verkrümelt haben.

"Ich dachte nicht, dass ich etwas zum Gespräch beitragen könnte.", murmelte er und platzierte sich auf Harrys Tisch, die Beine gespreizt.

Automatisch ließ der Captain sich zwischen diese leiten, legte entspannt die Arme um Finnicks Torso.

"Was soll ich jetzt bloß tun? Der König wird Jagd auf uns machen lassen.", brummte er mit geschlossenen Augen. Wohlig atmete er aus, als er eine warme Hand in seinem Nacken spürte.
"Lass es auf Euch zukommen, es wird schon alles gut."

-

"Ich weiß echt nicht, wie du das Gesöff noch trinken kannst.", meckerte Mordred mit Jeff, als er das nun leere Glas abstellte. "Waren erst zwei oder drei Tage."
"Du bist widerlich. Mehr sage ich dazu nicht.", winkte er ab und sah zwischen den Haarsträhnen, die aus seiner Mütze hervorlugten, hindurch zu Louis.

"Hast du Lust auf ein Kartenspiel?", fragte er ihn, schelmisch lächelnd.

"Was für eines denn?", fragte der Prinz und setzte sich zu ihm. Jeff verließ ebenfalls den Raum, sodass sie nun alleine waren.

"Ich weiß, wie man Karten legt. Tarot. Ich habe gehört, am Hof macht ihr das auch gern mal?", er sprach nun leiser.

"Mh, aber nicht offiziell. Der König sieht das ungern, er sagt, es sei Hexerei."
"Vielleicht hat er ja Recht. Jetzt, wo es scheinbar auch Meerjungfrauen gibt, wieso kein Hexenwerk?"

Louis nickte. "Also? Legst du sie mir?"
Vor ihm wurde ein dicker Haufen Karten ausgebreitet.

"Die erste Karte steht für deine jetzige Lage. Die Zweite ergänzt die Situation. Die Dritte steht für Vergangenheit und die Nächste für die Zukunft. Dann ziehst du die letzte Karte, sie sagt dir, wie du zu deinem Ziel gelangst.
Verstanden?"

Louis nickte und legte die Karten so, wie er angeleitet wurde.

Nachdem er alle Karten gezogen und umgedreht hatte, deutete Mordred sie für ihn.
"Also, zusammengefasst: Du befindest dich in einer Situation des Wandels und ergänzt wird es damit, dass du quasi in einem Käfig steckst. Ergibt ja fast Sinn.
In der Vergangenheit liegt die Karte des Eremiten, jener steht für einen Einzelgänger, der damit aber auch recht zufrieden ist. Trifft das zu?"

"Mh, ja. Also schon ein bisschen.", nuschelte Louis vor sich her und beugte sich interessiert weiter über den Tisch.

"Schön. Es deutet auch auf Reflektion hin, aber es ja sowieso deine Vergangenheitskarte. Es ist wichtig, dass du alte Dinge überdenkst, bevor du etwas änderst.

Nächste Karte. Warte Mal.", er schaute genauer hin, die Mütze rutschte tiefer vor seine Stirn.

"Der Narr. Komisch, schon wieder eine Karte für Neubeginn. Aber sieh es auch als Warnung. Desto weiter du gehst, je mehr du dich vom Ungewohnten entfernst, desto größer werden auch die Gefahren. Du musst darauf achten, dass dein Einsatz nicht zu hoch ist, damit du nicht alles verlierst.", brummte Mordred und sah Louis kurz in die Augen. Sein Blick war tief und strahlte etwas trauriges aus. Aber er lächelte.

Louis lief es kalt über den Rücken.

"Und die letzte Karte?"

"Mordred, was ist die letzte Karte?"

"Ey?"

Mordred sah wie eingefroren auf die Symbole auf der Karte.

"Ich kann das nicht deuten. Werde ich nicht, das kann alles heißen. Und ich will dich nicht beunruhigen.", er packte schnell alle Sachen zusammen, drückte Louis einen Kuss auf die Wange und zischte ab.

Nicht beunruhigen also, aha.
Das hatte aber gut geklappt.

-

"Ich muss etwas verkünden. Kommt mal alle zusammen.", sagte Harry draußen an Deck, an das Steuer gelehnt. Hinter ihm stand Finnick, ziemlich erschöpft aussehend mit geschwollenen Lippen.

"Der Captain will uns sehen!", rief einer nach unten, wo auch die letzten drei Männer, darunter Louis, hervor krabbelten.

"Also. Wie wir alle mitbekommen haben, hat Edward mit seinen Schiffen nicht nur uns, sondern auch den Prinzen in unseren Fängen entdeckt. Von hier braucht man nicht lange, bis zum Palast.

Ich möchte keinen von euch einsperren, aber ich glaube, dass es am besten wäre, wenn wir alle uns erstmal in sicherer Küstenregion aufhalten. Dort vermuten sie uns nicht. Nur solange, bis sie die Umgebung zur Genüge durchkämmt und die Spur verloren haben."

"Aber Cap', wir sind Seemänner! Was sollen wir an Land denn machen?", fragte einer aus der Masse heraus.

"Muss ich dir das echt erklären? Frauen, mein Lieber! An Land sind Frauen!", gab Henry erfreut zum Besten.

"Jedenfalls, wir streben die neuspanische Küste an. Und jetzt hopp, es bleibt nicht den ganzen Tag hell."

Die Crew tat wie befohlen, doch Louis packte nicht mit an. "Schöne Piraten habe ich da erwischt, die sich verstecken, wenn Gefahr sich nähert.  Seid ihr Männer der Meere nun doch alle Feiglinge?", zeterte er mit Harry.

"Red nicht so einen Quatsch. Ich persönlich finde mich nur mit Kopf auf den Schultern attraktiver als ohne. Nur leider sieht das die englische Krone ganz anders."

Louis schnaubte. "Ich könnte euch schon schützen, die tun euch allen nichts, wenn ich es so anordne."

"Aber warum solltest du das tun, Prinz?", fragte Harry, als er sich auf dem Absatz umgedreht hatte und nun gegen Louis' Brust piekte. "Wir sind der Feind, Prinzessin. Und wenn du je zurück kehrst, wird es deine Aufgabe sein, Menschen wie mich auszurotten. Bild dir doch nichts ein, wir könnten nie sowas wie Freunde sein.", sprach Harry hastig, sein Blick bohrte sich in Louis' Augen.

Hinter ihm trat Finnick in Louis Blickfeld. "Denkst du wirklich, die Welt ist nur schwarz und weiß? Dem ist nämlich nicht so, Harold. Und ich musste es erst durch dich lernen, durch Schmerzen lernen. Es gibt mehr, als gut und böse. Ein Prinz und ein Pirat können keine Freunde sein? Jedenfalls nicht mit der Einstellung."

Louis rümpfte die Nase und ging an Harry vorbei. Auf dem Weg nach unten stieß er mit der Schulter gegen Finnick, der sicherlich einen blauen Fleck davontragen würde.
Irgendwie gab dieser Gedanke Louis ein gutes Gefühl.

Aber Harry ärgerte ihn noch in sein Grab. Dieser Schwachkopf. Schien doch sein Plan zu sein, Louis auf ewig auf dem Schiff festzuhalten, aber sich gut verstehen dürften sie sich nicht.

"Himmelherrgott!", quiekte Louis auf, als er in den Schlafraum trat.

Und doch, vor ihm war das, was er eben schon erahnt hatte.

Ein Wesen, eine Gestalt.

Etwas, was hier an Bord definitiv nichts zu suchen hatte.

Eine Frau.

the pirate prince | larryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt